Voerde. Bei einer Aktion in Voerde klebten auf den Dosen Bilder von Putin, Höcke - und auch Merz. Die CDU tobt. Das sagt Greta Rühl, die Juso-Chefin.

Das Fest auf dem Rathausplatz sollte ein buntes Programm mit viel Musik, Spiel und Sport bieten. Mit einer Sache auf dem Kinder- und Jugendfestival ist die CDU Voerde aber gar nicht einverstanden. Sie kritisiert die Jusos, die die Besucher an ihrem Stand zum Dosenwerfen einluden. Auf den Dosen befanden sich Porträtfotos von bekannten Politikern: Wladimir Putin, Alice Weidel oder Björn Höcke. Und auf einer Dose war ein Bild vom CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zu sehen. Darüber, so heißt es in einer Mitteilung der CDU, hätten mehrere erwachsene Festivalbesucher nicht schlecht gestaunt. Wie Henning Stemmer berichtet, wolle man diesen Vorfall nicht ignorieren, darüber habe man auf der Fraktionssitzung am Montag und im Parteivorstand gesprochen.

Bürgermeister trägt die Verantwortung

Man sei gar nicht damit einverstanden, dass der CDU-Parteivorsitzende einer demokratischen Partei auf eine Stufe gestellt werde mit Despoten, Rechtsradikalen und rechtsextremen Politikern. Das sei nicht hinnehmbar. Und: Da die Stadt Veranstalter des Festivals gewesen sei, trage auch der Bürgermeister die Verantwortung. „Wir erwarten eine Reaktion. Das verstehen wir nicht unter einem bunten Programm mit Sport, Spiel und Spaß“, wird Stemmer in der Mitteilung zitiert.

Kritisiert wird von der CDU auch, dass sozialdemokratische Mitglieder des Stadtrates am Stand der Jusos waren, aber nichts unternommen hätten. „Derartige Verunglimpfungen von Friedrich Merz zerstören die politische Kultur in Voerde“, so Stemmer. Ein gedeihliches Miteinander der unterschiedlichen Parteien zum Wohle Voerdes werde durch derartige Vorfälle erschwert.

Am Stand wurde keine Kritik geäußert

Den Eindruck, dass Voerder Christdemokraten keinen Spaß beim Kinder- und Jugendfestival hatten, kann Greta Rühl nicht teilen. Denn gegenüber den Jusos, sie ist deren Vorsitzende, sei keinerlei Kritik geäußert werden. Beim Dosenwerfen sei ein breites Spektrum von Politikern abgebildet worden. Und neben Viktor Orban, Alexander Gauland und Donald Trump auch Friedrich Merz.

Wie Rühl auf Anfrage der NRZ weiter berichtet, seien auch einige Mitglieder der CDU am Stand gewesen und hätten zusammen mit ihren Kindern einige Dosen abgeräumt. Insbesondere Mitglieder der Jungen Union seien belustigt gewesen. „Diese schienen damit überhaupt kein Problem zu haben. Sie kamen nämlich auf uns zu und fanden es richtig gut, dass Friedrich Merz eine eigene Dose bekam“, teilt die Juso-Vorsitzende mit. Allgemein sei das Dosenwerfen gut angekommen.

Darum landete Friedrich Merz auf einer Dose

Und warum wurde ein Bild von Friedrich Merz auf eine Dose geklebt? Greta Rühl erinnert daran, dass der Parteivorsitzende gerne mal mit Äußerungen „ausrutscht“. Er habe ukrainische Kriegsflüchtlinge als „Sozialtouristen“ bezeichnet, die CDU als „Alternative für Deutschland – mit Substanz“ gesehen. Diese Strategie, dieses manifestieren von Feindbildern führe am Ende zu einer Vertiefung jener Gräben, die jetzt schon für die meisten als das größte Risiko für die demokratische Gesellschaften gelten.

Für die Jusos gab es niemand besseren, der den Rechtsruck der CDU beim „Dosenwerfen gegen rechts“ symbolisieren könnte. „Selbstverständlich möchte wir damit auf keinen Fall aussagen, dass Friedrich Merz auf einer Ebene einzuordnen ist mit Rechtsradikalen und/oder Faschisten“, erklärt Greta Rühl. Die CDU sollte sich aber fragen, wie es mit der Brandmauer zur AfD stehe.