Voerde. Aktuell verfügt die Stadt über kein direkt vermarktungsfähiges Wohnbaugrundstück. Bald sollen in Friedrichsfeld Eigenheime entstehen können.
Die Nachfrage nach städtischen Baugrundstücken in Voerde ist groß, die Liste der Bewerber lang: Aktuell sind dort etwa 400 Interessenten vermerkt, wobei der Verwaltung zufolge Doppel- beziehungsweise Mehrfachnennungen in anderen Kommunen nicht ausgeschlossen sind. Sicher ist: Der angemeldete Bedarf ist weit höher als das Angebot. Momentan gar verfügt die Stadt über „kein direkt vermarktungsfähiges Baugrundstück für Wohnhauszwecke“, wie Stadtsprecherin Miriam Gruschka auf Anfrage der NRZ erläutert.
Etwa 26 neue Bauflächen
Zuletzt seien vier Grundstücke an der Handwerkerstraße in Spellen veräußert worden. „Das letzte größere, zusammenhängende Gebiet im Bereich ,Nördliche Landwehr’ wurde bis 2016 vermarktet“, erinnert die Stadtsprecherin. Weitere baureife Grundstücke befänden sich nicht in städtischem Eigentum. In absehbarer Zeit wird es in Friedrichsfeld zunächst wieder die Möglichkeit geben, städtische Bauflächen zu erwerben: Die Entwicklung der Sportanlage „Heidestraße“ ist derzeit in der Bauleitplanung. Dort können nach Abschluss des Verfahrens voraussichtlich im Frühjahr 2023 etwa 26 Bauflächen für Wohnhäuser vermarktet werden, wie Gruschka erklärt.
Zudem verweist sie auf das Gelände der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm am früheren Rönskenhof, das ebenfalls entwickelt werden soll. Der Stadtrat hat den Aufstellungsbeschluss dazu im April 2019 gefasst. Auf den Weg gebracht ist der Bebauungsplan bisher noch nicht. Im Zuge des Verfahrens müssen Artenschutzprüfungen erstellt und die bei der Bürgeranhörung und bei der Trägerbeteiligung zahlreich eingegangenen Anregungen „abgearbeitet“ werden, hatte die Verwaltung Anfang Dezember 2020 auf die Frage eines Bürgers in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses erklärt.
Auch interessant
Wie viele Flächen für Wohnhauszwecke künftig noch in Voerde entwickelt werden können, lasse sich konkret nicht beantworten, erklärt Stadtsprecherin Miriam Gruschka. Dies sei von vielen Faktoren abhängig und dahinter stehe ein „komplexes“ Verfahren.
Derzeit sei die Verwaltung unter anderem bezüglich der Fläche im nördlichen Teil des Friedhofs an der Rönskenstraße in Abstimmung mit dem Land NRW, diese Entwicklung über das Programm „Bauland an der Schiene“ vorzunehmen. Auch bietet ein Gelände an der Friedrichsfelder Straße aus Sicht der Stadt Entwicklungspotenzial. Hier bemühe sich die Verwaltung seit Jahren, eine Entwicklung der in Privatbesitz liegenden Fläche voranzutreiben und eine dafür notwendige Bauleitplanung einzuleiten, konstatiert Gruschka. Außerdem führt sie die von der Kommune „mittelfristig“ angestrebte anteilige Wohnnutzung auf dem Gelände des vor mehr als vier Jahren stillgelegten Kraftwerksgeländes in Möllen an.
Auch interessant
Den hohen Bedarf an kommunalen Baugrundstücken vollständig zu decken, werde „nach der heutigen Ausgangslage“ nur schwerlich möglich sein, erklärt Bürgermeister Dirk Haarmann. Er verweist auf den „stetigen Zuwachs“ an Anfragen und auf „begrenzte“ Entwicklungsmöglichkeiten für Bauland. „Dies dürfte nahezu in allen Kommunen mit einer nicht zu deckenden Nachfrage der Fall sein“, erklärt Haarmann.
Der Neubau sei jedoch nicht das einzige Instrument, den Bedarf an Einfamilienhäusern zu decken. Gerade im Wohnungsbestand finde demografiebedingt seit einigen Jahren „ein deutlicher und zukünftig noch zunehmender Generationenwechsel statt. In Verbindung mit der Schaffung barrierefreier Angebote im Mehrgeschosswohnen können hier noch erheblich Potenziale bedient werden. Dies hat zudem den positiven Effekt, dass die Bestandsobjekte umfassend modernisiert und energetisch saniert werden“, erklärt Haarmann.
>>Info: Hintergrund
Bei dem neu zu entwickelnden Baugebiet im nördlichen Teil des Friedhofs an der Rönskenstraße handelt es sich um die Freifläche auf dem Kommunalfriedhof in Voerde, die für Begräbnisse nicht mehr benötigt wird. Das betroffene Gelände verfügt über eine Gesamtgröße von rund 11.000 Quadratmetern, wobei auf dieser Fläche neben einer Wohnhausbebauung ebenfalls ein Wall als Sichtschutz und zugleich die öffentlichen Verkehrsflächen zu errichten wären, erklärt Stadtsprecherin Miriam Gruschka.
Das Programm „Bauland an der Schiene“ wurde vom Land NRW unter Federführung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung ins Leben gerufen und fördert Strukturuntersuchungen und Rahmenpläne zu 50 Prozent. Es sucht potenzielle, bisher unbebaute Wohnbauflächen an der Schiene und in angemessener Nähe zu den Haltepunkten. „Die Rahmenplanungen und Strukturuntersuchungen dienen unter anderem dazu, gegebenenfalls vorhandene Restriktionen zu erkennen und die Machbarkeit der Umsetzung zu bewerten“, erklärt Gruschka. Die Nähe zum Gleis (in Verbindung mit dem Lärmschutz) stelle grundsätzlich kein Hindernis einer Bebauung dar.