Hünxe. Seit einem Jahrzehnt werden in Bruckhausen gratis Dinge repariert. Wie alles anfing – und von welchen Gegenständen die Helfer ihre Finger lassen.
Im Frühjahr 2013 traf sich zum ersten Mal der neu eingerichtete Männerkreis der evangelischen Kirchengemeinde Hünxe in den Räumen der Kirche „Unsere Arche“. Mit dabei: der mittlerweile verstorbene Johannes Pütter, der eine besondere Idee aus den Niederlanden mitgebracht hatte: die Idee des Repair-Cafés. Die hatte damals schon einige Jahre auf dem Buckel. 2009 war die erste Einrichtung dieser Art in Amsterdam entstanden. „Dann hatten sich die Repair-Cafés in den ganzen Niederlanden ausgebreitet“, berichtet Hans Alefs, Mitgründer des Repair-Cafés in Bruckhausen.
Menschen vertrauen auf die Experten im Repair-Café
Das feierte nun sein zehnjähriges Bestehen. Denn aus der Idee von Johannes Pütter entwickelte sich schnell ein konkreter Plan. Am 12. September 2013 startete das Repair-Café in Bruckhausen seinen Betrieb – als erste Einrichtung dieser Art am Niederrhein, wie die Mitglieder des Reparaturteams versichern. Was auch die Resonanz damals beweist: 70 Menschen – und zwar vom ganzen Niederrhein – waren damals nach Bruckhausen angereist, um etwas reparieren zu lassen. Der ganze Parkplatz am Danziger Platz war voll.
Mittlerweile gibt es alleine im Kirchenkreis vor Ort mehrere Einrichtungen dieser Art: In Hiesfeld, Friedrichsfeld, Lohberg und im Bruch werden regelmäßig defekte Gegenstände repariert, anstatt sie einfach wegzuwerfen. „Trotzdem ist bei uns die Resonanz nach wie vor gut“, sagt Hans Alefs. Vermutlich auch, weil viele Menschen aus der direkten Umgebung die Gruppe in Bruckhausen schon länger kennen und den fachlichen Fähigkeiten des Reparaturteams vertrauen.
Bruckhausen als Wiege der Repair-Cafés am Niederrhein
Dabei hat die Gruppe aus Bruckhausen auch schon dabei geholfen, weitere Repair-Cafés in der Region zu installieren. Mit einer Präsentation ausgerüstet waren Mitglieder der Gruppe in anderen Kommunen unterwegs, um dort beim Aufbau ähnlicher Einrichtungen zu helfen – etwa in Goch oder in Dinslaken. In gewisser Weise ist Bruckhausen also die Wiege der Repair-Café-Bewegung am Niederrhein. Und auch das ist natürlich ein Grund zum Feiern.
Die Anzahl der Gegenstände und Geräte, die von den Reparateuren in Bruckhausen vor dem Wegwerfen gerettet wurden, ist kaum zu überblicken. Auch, weil das Team sich nicht darauf beschränkt, die Dinge zu reparieren, die alle zwei Wochen am Donnerstag beim Repair-Café abgegeben werden. Denn die Mitglieder der Gruppe sind sehr engagiert.
Experten reparierten mehr als 250 Fahrräder für Geflüchtete
In Kooperation mit der Gemeinde Hünxe etwa, stellten sich die Handwerker zur Verfügung, um Fahrräder für geflüchtete Personen wieder flott zu machen. Mehr als 250 Fahrräder reparierten die Männer seinerzeit in der sogenannten Flüchtlingskrise. 2021 und 2022 reparierten die fleißigen Helfer des Repair-Café zum Beispiel Nähmaschinen für Girls Clubs im Partnerkirchenkreis Otjiwarongo in Namibia.
So viel Engagement bleibt natürlich nicht unbeachtet. Bereits 2015 wurde dem Repair-Café in Bruckhausen der Ehrenamtspreis des Kreises Wesel verliehen. 2018 folgte eine Auszeichnung mit der Klimaschutzflagge, die das Bruckhausener Team stellvertretend für die damaligen zehn Repair-Cafés im Kreis Wesel, für den aktiven Beitrag zum Klimaschutz, erhielt. Schließlich folgte im Jahr 2021 noch der dritte Platz beim Hünxer Heimatpreis als besondere Auszeichnung für das Repair-Café-Team.
Drucker, Benzinrasenmäher und Großgeräte werden nicht repariert
Das repariert übrigens fast alles – mit gewissen Einschränkungen. „Drucker, die ein Farbproblem haben, machen wir nicht mehr“, erklärt Hans Alefs. „Das ist eine zu große Sauerei.“ Auch Gegenstände mit Verbrennungsmotoren – etwa Benzinrasenmäher – scheiden aus. „Ansonsten gilt: Wir reparieren alles, was man unter den Arm klemmen kann“, sagt Alefs. Will heißen: Wer einen defekten Trockner oder eine kaputte Waschmaschine hat, sollte sich damit nicht auf den Weg zu den Experten in Bruckhausen machen. Die führen die Reparaturen übrigens kostenlos durch, auch wenn ein freiwilliger Beitrag für die Reparaturen natürlich gerne gesehen ist.
>>>Nächste Termine für das Repair-Café
In 2023 öffnet das Repair-Café noch am 14. September, 12. Oktober, 9. November und 14. Dezember von 10 bis 14 Uhr für Besucher am Danziger Platz 10 im Foyer der Evangelischen Kirche „Unsere Arche“ in Hünxe-Bruckhausen.
Rund 300 Reparaturaufträge kommen pro Jahr zusammen, wobei die Experten in rund 80 Prozent der Fälle eine erfolgreiche Reparatur vornehmen können. Auf Anfrage wird im Café auch das Schleifen von Messern angeboten.
Weitere Informationen gibt es unter www.repaircafe-huenxe.ekir.de auch im Internet.