Dinslaken. In Dinslaken hat ein neues Repair-Café eröffnet. Ralf Neerfeld und seine Mitstreiter geben defekten Geräten eine zweite Chance. So war der Start.

Auf einem Tisch des evangelischen Gemeindehauses in Hiesfeld liegen die auseinander gebauten Komponenten einer kleinen Audioanlage mit CD-Player und Radio. Daneben die Einzelteile eines Radioweckers, der auch schon 50 Jahre treu seinen Dienst verrichtet hat. Nur jetzt zeigt das Display des Weckers nur noch selten die Zeit an. „Das ist ärgerlich, wenn ich nachts wach werde und die Uhrzeit nicht mehr ablesen kann“, erläutert Theo Carius, der den Radiowecker immer noch wegen seines guten Klangs gerne weiter benutzen würde.

Am Nebentisch wartet der Dinslakener Carsten Hühnke geduldig auf weitere Hilfe. Vor ihm ruht seine 40 Jahre alte Schlagbohrmaschine, auch diese in mehr als acht Einzelteile – Schrauben nicht mitgezählt – zerlegt. Bei der letzten Nutzung war die Strom-Sicherung rausgesprungen. Neben den genannten Geräten lagen weitere CD-Player, Ladegeräte für E-Bike-Akkus oder Mikrowellengeräte auf den „Operationstischen“ des ersten Hiesfelder Repair-Cafés.

Im Hiesfelder Repair-Café wird mit den Besitzern an den Geräten geschraubt

Der Initiator des Repair-Cafés, Ralf Neerfeld, eilt von Tisch zu Tisch. Seine drei ebenfalls ehrenamtlichen Mitstreiter helfen schon einmal den Besuchern bei der Vorbereitung der Reparatur. Verkleidungen entfernen, Geräte aufschrauben – da soll Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. Auch hierbei wird schon vieles erläutert, Funktionsweisen erklärt. Schließlich haben die Ehrenamtler die Absicht, den Reparaturgedanken weiter zu tragen und zu vermitteln. Nicht gleich entsorgen und neu kaufen, nachhaltig mit Ressourcen umgehen, steht im Mittelpunkt.

Die Uhr schlägt nicht mehr: Willfried Karden versucht, das kleine Gerät zu reparieren.
Die Uhr schlägt nicht mehr: Willfried Karden versucht, das kleine Gerät zu reparieren. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Sehr genau werden die Geräte inspiziert – Fehlerquellen gesucht und lokalisiert. Die Aussage „da kann man nichts machen“ fällt von den Ehrenamtlichen des Repair-Cafés erst, wenn wirklich alles durchgecheckt worden ist. So muss die ältere Dame mit ihrer kleinen Audioanlage an diesem Tag mit der Gewissheit gehen, dass eine Reparatur nicht möglich ist. Sie ist aber überaus dankbar, dass die Ehrenamtler sich wirklich intensiv mit dem Gerät auseinandergesetzt haben.

Besitzer lernen viel über ihre Geräte

Auch Theo Carius muss erfahren, dass das Display des Weckers nicht mehr gerichtet werden kann. Aber er hat viel über die Funktionsweise seines Gerätes gelernt – natürlich wird der Wecker auch so wieder zusammengesetzt, damit das Radio weiterhin gut klingt. Erfolg kann dann zur Schlagbohrmaschine von Carsten Hühnke vermeldet werden, als Fehlerquelle wurde ein schadhafter Kondensator ausgemacht. Neerfeld verdeutlicht, dass dieses Teil nicht zur Funktion des Gerätes beitragen würde, aber vorgeschrieben sei, um Störsignale zu verhindern.

Gerade verlässt Hühnke den Raum, als der jüngste Besucher – begleitet von seiner Mutter – mit seinem Problemfall unter dem Arm den Raum betritt. Tobias hatte zur Kommunion einen fernsteuerbaren Helikopter geschenkt bekommen. Aber dieser hebt nicht ab.

Um die Geräte im Dinslakener Repair-Café zu reparieren, werden sie zunächst aufgeschraubt.
Um die Geräte im Dinslakener Repair-Café zu reparieren, werden sie zunächst aufgeschraubt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Zwischen Fehlersuche beim Ladegerät und der Mikrowelle erzählt Neerfeld, schon länger beabsichtigt zu haben, neben bestehenden Repair-Cafés in der Umgebung auch in Hiesfeld ein Angebot zu schaffen. Jetzt habe der Informatiker es endlich in die Tat umgesetzt. Die Registrierung bei der Dachorganisation sei erfolgt, die evangelische Kirchengemeinde habe kostenfrei die Räumlichkeiten bereitgestellt.

„Meine Mitstreiter habe ich von der Straße aufgegabelt“, sagt Neerfeld lachend. Stellt dann aber richtig: „Sie sind Nachbarn und Bekannte von mir.“ Alle mit Affinität zur Reparatur von Elektro-Artikeln und mit „Handwerker-Gen“. An Werkzeugen stehe alles „für den Klein-Mechaniker“ zur Verfügung. Das Repair-Café in Hiesfeld soll jetzt einmal im Monat öffnen. Ralf Neerfeld hofft, dass sich auch weitere Ehrenamtliche finden, die das Team unterstützen wollen.

>>>Das erste Repair-Café eröffnete 2009 in Amsterdam

Auf der Welt gibt es mehr als 2780 Repair-Cafés. Sie gehen auf eine Initiative von Martine Postma zurück, die am 18. Oktober 2009 das erste Repair-Café in Amsterdam eröffnete. Die niederländische Non-Profit-Organisation „Stichting Repair Café“ bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die selbst ein eigenes Repair-Café eröffnen wollen, seit 2011 professionelle Unterstützung an.

Der Grundgedanke der Nachhaltigkeit, der Hilfe zur Selbsthilfe und der kostenfreien Unterstützung sind die Säulen der Repair-Cafés. Sowohl in Dinslaken-Bruch als auch in Lohberg haben sich Repair-Cafés etabliert. In Hünxe und Voerde besteht das Angebot ebenfalls.