An Rhein und Ruhr. Repair-Cafés schonen Ressourcen und sind immer gefragter – auch in Dinslaken. So helfen Initiativen der Umwelt und verhindern Elektroschrott.

Schraubendreher reihen sich im Werkzeugkoffer aneinander. Grelles Licht strahlt auf die zusammengeschobenen Tische, darauf ein ferngesteuertes Auto und eine Kaffeemaschine. Die beiden Geräte funktionieren augenscheinlich nicht mehr – noch nicht. Im Frühjahr soll das Repair-Café in der Lohberger Zechenwerkstatt in Dinslaken offiziell eröffnen, geplant sind Veranstaltungen ein- bis zweimal im Monat.

Das Konzept: Bürgerinnen und Bürger können dort Geräte reparieren lassen. „Alles, was man tragen kann, kann mitgebracht werden“, erklärt Helge Teske, Mitglied des Organisationsteams. Das Team von Ehrenamtlichen versucht, die Geräte zu reparieren. Nebenan, im Café, wird es Kaffee und Kuchen geben, alles gegen eine kleine Spende.

Repair-Cafés sind keine Seltenheit mehr, mittlerweile haben sich auch in Nordrhein-Westfalen viele Initiativen aufgetan, bei denen Menschen ihre nicht mehr funktionierenden Elektrogeräte reparieren lassen können.

Deutschlandweit gibt es 960 Repair-Cafés

Laut Verbraucherzentrale waren im August vergangenen Jahres deutschlandweit rund 960 Repair-Cafés gelistet. Ein sinnvoller Beitrag auch für die Umwelt, wie das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW auf NRZ-Anfrage erklärt: „Die Reparatur von Produkten trägt dazu bei, Ressourcen und Emissionen einzusparen.“

Diese Einsparung verdeutlicht eine Statistik des Netzwerkes Reparatur-Initiativen: Zwar haben sich an der Umfrage im Jahr 2022 nur 34 Initiativen beteiligt, doch glaubt man den Zahlen, konnten alleine von den teilnehmenden Initiativen 2450 Geräte gerettet werden. Laut Netzwerk wurden dadurch im vergangenen Jahr 28 Tonnen CO2 und ein Jahresrohstoffverbrauch von 14 Personen eingespart werden. Der Nachhaltigkeitseffekt bei Einberechnung aller Reparatur-Initiativen deutschlandweit mag deutlich höher sein.

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Zahlen von IT.NRW zeigen, dass im Jahr 2021 217.128 Tonnen Elektrogeräte in NRW entsorgt wurden; im Jahr 2016 waren es nur 128.734 Tonnen. Ob der Fortschritt der Technik und die vermehrte Nutzung von Handys Grund für den Anstieg sind, lässt die Statistik offen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass unter den knapp 217.000 Tonnen im Jahr 2021 das eine oder andere Gerät noch zu retten gewesen wäre.

Förderprogramme für nachhaltiges Konsumverhalten

Um den Beitrag für die Umwelt zu erhöhen, habe sich laut einem Sprecher des Wirtschaftsministeriums die Landesregierung vorgenommen, den primären Rohstoffverbrauch zu senken und stattdessen geschlossene Stoffkreisläufe im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

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Um dies voranzubringen, hat das Land in diesem Jahr das Förderprogramm „2000 x 1000 Euro für das Engagement“ gestartet. Damit solle beispielsweise auch der Betrieb von Repair-Cafés unterstützt werden. Bereits 2022 förderte das Land gemeinsam mit der Europäischen Union im Rahmen des Projektes MehrWert der Verbraucherzentrale NRW Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein nachhaltiges Konsumverhalten einsetzen, auch Repair-Initiativen.

Ein nachhaltiges Konsumverhalten – das ist auch das, wofür das Repair-Café in Lohberg einstehen will: „Wir wollen der Wegwerfmentalität entgegenwirken“, so Lea Eickhoff. „Drei Klicks bei Amazon für ein neues Gerät, das wollen wir verhindern“, fügt Thomas Lasinski hinzu, der ebenfalls zum Team gehört. Außerdem habe das Repair-Café einen sozialen Aspekt, wie Lea Eickhoff ausführt: „Man kann die Leute hier zusammenbringen, quasi ‘von Bürgern für Bürger’, und gleichzeitig können wir das Thema Nachhaltigkeit voranbringen.“

Vom Partyraum zum Repair-Café

Im April 2022 hat der Dinslakener Verein ach so“ mit den Ehrenamtlichen der Zechenwerkstatt begonnen, den Raum des Repair-Cafés einzurichten. Die Räume in der Zechenwerkstatt wurden vorher als Partyraum genutzt. Eine Heizung? Fehlanzeige. Das Mobiliar sei größtenteils aus Spenden zusammengekommen. „Uns war wichtig, wenig nur neu zu kaufen und stattdessen viel Gebrauchtes zu bekommen“, so Lea Eickhoff, Initiatorin und Vorsitzende von „ach so“.

Im Oktober hat es einen Testlauf gegeben. Freunde und Verwandte der Ehrenamtlichen kamen zur Zechenwerkstatt mit defektem Handmixer, Bügelstation und Plattenspieler. Vor der Eröffnung des Repair-Cafés im Frühjahr zeigt sich Lea Eickhoff optimistisch. Das Wichtigste sei bei dem Projekt ohnehin, den Bürgerinnen und Bürgern auf den Weg zu geben: „Man kann Dinge reparieren, man muss sie nicht direkt wegschmeißen!“