Hünxe. Der Industrie- und Gewerbepark (IGP) Hünxe soll einen eigenen Hafen am Wesel-Datteln-Kanal bekommen. Diese große Bedeutung hat das Projekt.

Dass Hünxe gerne einen Parallelhafen am Wesel-Datteln-Kanal haben möchte, ist schon länger bekannt. Die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik (CDU) war jetzt zu Besuch bei der Firma HDB Recycling, um sich über das geplante Projekt zu informieren. „Wir haben mit Tanquid und HDB zwei Partner, die an einem Parallelhafen interessiert sind“, erklärte Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann.

Mit einem Ausbau des Wesel-Datteln-Kanals, der sich derzeit in Planung befindet – der Kanal soll tiefer gemacht und verbreitert werden – und den damit einhergehenden Anpassungen der Brücken, könnte der Kanal von Rheinschiffen befahren werden. Dadurch ergäbe sich, so vermutet Dirk Buschmann, auch bei anderen Firmen, die im Industrie- und Gewerbepark Hünxe in Bucholtwelmen ansässig sind, ein Interesse, einen Hafen mit zu nutzen.

Hafen wichtig für den Standort Hünxe

Bisher verfügt der Standort natürlich über eine Anbindung über die Straße. Auch die Gleisanlagen der ehemaligen Kreisbahn, die in Richtung des Gewerbegebiets führen, sind teilweise schon reaktiviert oder sollen in Zukunft noch reaktiviert werden. „Wenn mir jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, dass die Gleise reaktiviert werden, hätte ich das nicht geglaubt“, erzählte Hünxes Kämmerer Michael Häsel.

Für Frank Tielkes, Geschäftsführer von HDB Recycling, ist klar, dass es eine trimodale Anbindung – also über Straße, Schiene und Wasserwege – braucht, damit der Standort sich so entwickeln kann wie geplant. „Das wäre für das Vorantreiben der Baustoffwende am Niederrhein und der Energiewende hier am Standort sehr wichtig“, erklärt er.

Möglicher Standort für Kavernenspeicher in Hünxe

Zum einen werden die Stoffe, die zurzeit bei HDB zur Aufbereitung angeliefert werden, vor allem mit dem Lkw transportiert. „Das ist für uns ein limitierender Faktor“, erklärt der Geschäftsführer von HDB. Zum anderen bräuchte der Standort auch für zukünftige Projekte die Anbindung über den Wasserweg.

So wird beispielsweise gerade daran geforscht, inwieweit man einen natürlichen Kavernenspeicher in der Nähe des Gewerbegebietes nutzen könnte, um Energieträger zu lagern. „Wir reden da von einer Größenordnung, mit der man ganz NRW versorgen könnte“, sagt Tielkes. Dafür arbeitet das Unternehmen mit der Thyssen Vermögensverwaltung zusammen, der als Gesellschafter 50 Prozent der HDB Recycling gehören. Hierzu wäre auch das Netz von Pipelines, die am Standort verlaufen, eine nützliche Ressource.

Ein Blick von oben auf das Gelände von HDB-Recycling aus dem Sommer 2022. Damals war die Nassaufbereitungsanlage noch im Bau. Über der Baustelle kann man den Wesel-Datteln-Kanal sehen, an dem hier ein Hafen entstehen soll.
Ein Blick von oben auf das Gelände von HDB-Recycling aus dem Sommer 2022. Damals war die Nassaufbereitungsanlage noch im Bau. Über der Baustelle kann man den Wesel-Datteln-Kanal sehen, an dem hier ein Hafen entstehen soll. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Auch Tanquid würde von einem Hafen profitieren. Momentan betreibt das Unternehmen eine Pipeline, die zum Rhein-Lippe-Hafen führt. Dort werden die Energieträger, die das Unternehmen momentan bewegt, gelöscht und dann auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet in Bucholtwelmen gelagert. Hier könnte ein eigener Hafen natürlich einiges bewegen.

Ausbau des Wesel-Datteln-Kanals für Hafen mitnutzen

Dass man gerade jetzt an die Umsetzung dieser Idee denkt, die eigentlich schon mit dem Bebauungsplan für den Industrie- und Gewerbepark angedacht wurde, hängt mit dem geplanten Ausbau des Kanals zusammen. In diesem Zusammenhang ist die Parallelplanung der Hafenanlage sinnvoll. „Viele Rohstoffe lassen sich nur über die Gleise und den Wasserweg transportieren“, merkt Mirco Curic, ebenfalls Geschäftsführer bei HDB Recycling, an.

„In den bestehenden Häfen gibt es außerdem keine Flächen mehr“, kommentiert Michael Häsel. Da im Bebauungsplan schon ein Hafen vorgesehen war und die in Kanalnähe beheimateten Firmen auch dafür ihre Flächen zur Verfügung stellen würden, wäre dieser Plan auch gut umsetzbar. Nach den Vorstellungen der Beteiligten könnte am Wesel-Datteln-Kanal dann ein Hafen mit einer 650 Meter langen Kaimauer entstehen, der Platz bietet, um drei Schiffe gleichzeitig anlegen zu lassen. Man hofft, dass der Kreis Wesel mit Deltaport die logistischen Angebote am möglichen neuen Standort übernehmen würde.

Charlotte Quik zeigte sich beeindruckt von der Idee. „Das ist ein großartiges Projekt, das Unterstützung verdient“, kommentierte die CDU-Landtagsabgeordnete. Bis ein Hafen gebaut werden kann, könnte es allerdings noch dauern. Von fünf bis zehn Jahren Verfahrensdauer sprach Frank Tielkes, der allerdings auf eine Beschleunigung des Verfahrens durch den im Bundesverkehrswegeplan priorisierten Ausbau des Wesel-Datteln-Kanals bis zum Chemiepark Marl hofft. „Wenn wir das in zwei Jahren schaffen würden, wäre ich zufrieden“, sagte Michael Häsel. Je schneller, so waren sich die Beteiligten einig, desto besser.

>>>Kooperationsstandort wird weitere Möglichkeiten bieten

Ein Teilplan des Regionalplans des RVR wurde bereits genehmigt, so dass ein Kooperationsstandort in Bucholtwelmen entstehen kann.

Auf rund 25 Hektar Fläche könnten sich also weiter Firmen ansiedeln. Die Gemeinde würde hier auch gerne kleinere Ansiedlungen sehen, zum Beispiel auch durch Unternehmensverbünde, durch die auch die Vorteile des Standortes optimal genutzt werden können.