Kreis Wesel. Deltaport möchte den Wasserstoff salonfähig machen. Helfen soll ein Förderverein. Die Hürden sind hoch, aber es gibt eine bekannte Schirmherrin.
Ein neues, noch unfertiges Projekt lässt sich am besten im Fahrwasser des Erfolgs verkünden. So machte es auch der Hafenverbund Deltaport Niederrheinhäfen (DPN) am Donnerstagnachmittag. Zehn Jahre ist es her, dass sich der Stadthafen Wesel, der Rhein-Lippe-Hafen und der Hafen Voerde-Emmelsum zusammenschlossen. Und Deltaport-Geschäftsführer Andreas Stolte stellte auf dem Ausflugsdampfer „River Lady“ vor rund 100 Gästen zunächst den Erfolg der vergangenen Dekade heraus, ehe er verkündete, welche zukünftige Rolle der Hafenverbund in der Energiewende spielen soll: als Wasserstoff-Drehscheibe für Mobilität und Industrie.
In Zukunft soll Deltaport der Umschlagplatz für importierten Wasserstoff werden, der von Seehäfen wie zum Beispiel Rotterdam kommt. „Die geografische Lage unserer Häfen und ihre trimodale Anbindung machen sie zu idealen Standorten, um den Wasserstoff von hier aus in Europas größten Ballungsraum weiter zu transportieren“, sagte Stolte.
Zu diesem Zweck kündigte der Geschäftsführer die Gründung eines Vereins an, der den monströsen Namen „EcoPort813 - Förderverein Wasserstoff & nachhaltige Energie e.V.“ trägt und den Einsatz der Wasserstofftechnik forcieren soll. Elf Gründungsmitglieder hat der Verein, darunter E.ON, Nordfrost, den Hafen von Rotterdam und Thyssengas. Zehn weitere Interessenten stehen laut Stolte bereit. Außerdem konnte man die NRW-Wirtschaftsministerin als Schirmherrin für das Projekt gewinnen.
Mona Neubaur stellte in einer Videobotschaft ihre Vision von Nordrhein-Westfalen als erste klimaneutrale Region Europas vor. In dem Prozess sei die Wasserstofftechnik ein wichtiger Baustein, so Neubaur, die Deltaport und Mitstreitern zur Vereinsgründung gratulierte: „Feiern Sie Ihren Weitblick.“
Der Wert dieses Weitblicks muss sich noch erweisen. Derzeit warte man auf die Eintragung ins Vereinsregister, erst dann werde man weitere Schritte vornehmen, sagt Deltaport-Geschäftsführer Andreas Stolte im Gespräch mit der Redaktion. Zum Jahreswechsel soll dazu ein Geschäftsführer die Arbeit aufnehmen und einen konkreten Plan für die Umsetzung entwickeln. Rund zwei Jahre gebe man sich Zeit für die Findungsphase, so Stolte, 2024 oder 25 solle mit der Realisierung begonnen werden.
Die vorgegebene Zeitachse ist auch von der politischen Willensbildung abhängig. In Berlin arbeitet man beispielsweise derzeit noch an der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie, die vor rund zwei Jahren angestoßen wurde. Ende August teilte die Bundesregierung mit, die Fortschreibung noch in diesem Jahr abzuschließen. Die Wasserstoffstrategie bezieht auch internationale Kooperationen und künftige Lieferketten für Wasserstoff ein.
Die Politik müsse transparente und nachvollziehbare Rahmenbedingungen schaffen, um die Wasserstofftechnologie voranzubringen und auch Investitionen attraktiv zu machen, sagt Andreas Stolte. „Investoren investieren nur, wenn sie sich an einem Standard orientieren können“, so der Geschäftsführer. Niemand wolle, „dass sein Kapital in einem Risikoloch verschwindet“.
>>> 44 Hektar können noch vermarktet werden<<<
Der Zusammenschluss des Stadthafens Wesel mit dem Rhein-Lippe-Hafen und dem Hafen Voerde-Emmelsum war der Startschuss für den Hafenverbund Deltaport. Seit 2012 wurden 86 Hektar der Hafenflächen entwickelt, davon allein 47 Hektar in den vergangenen fünf Jahren. Insgesamt 44 Hektar der Häfen sind noch nicht vermarktet. Laut Deltaport befindet man sich aber auch dort bereits in Gesprächen.
Seit 2018 agiert Deltaport mit dem Hafen Emmerich und dem Niag-Hafen in Rheinberg-Orsoy als „Deltaport Niederrheinhäfen“ (DNP). Diese sollen künftig die Drehscheiben für die Lieferung von Wasserstoff ins Hinterland werden.