Kreis Wesel. Bauprojekte im Kreis Wesel sollen zukünftig auch anteilig mit Recyclingbeton gebaut und zertifiziert werden. Ein Beispiel entsteht in Dinslaken.

Nachhaltiges, ressourcenschonendes Bauen ist mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein angelangt. Der Kreis Wesel hat sich bereits im Dezember 2021 per Beschluss im Kreistag dazu verpflichtet, im Rahmen seiner Klimaoffensive „zukünftig ausschließlich ökologisch, nachhaltig und nach Kriterien anerkannter Zertifizierungen zu bauen. Dies gilt nicht nur für die Energieeffizienz in der Nutzungsphase von Gebäuden, sondern auch für die verwendeten Baustoffe“, heißt es in dem Beschluss unter anderem.

Ein Projekt, in dem dieser Grundsatz zum Tragen kommen soll, ist die Vierfach-Turnhalle am Berufskolleg in Dinslaken. Der Bau soll nach Möglichkeit im kommenden Juli starten. Und die Kreisverwaltung strebt für das Großprojekt „Zentralisierung des Berufskollegs Dinslaken“ eine Zertifizierung nach dem BNB-System (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) an.

Nachhaltiges Bauen im Kreis Wesel: So soll es gelingen

Das Bewertungssystem des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen bezieht sechs verschiedene Aspekte in seine Prüfung ein. Und laut Kreis Wesel ist die neue Halle in Dinslaken die erste Sporthalle in Deutschland, die nach diesem Bewertungssystem klassifiziert wird. „Im Rahmen der ökologisch-ökonomischen Qualitäten werden hier unter anderem die Inanspruchnahme von Ressourcen, der Energiebedarf sowie die Gebäudezykluskosten bewertet“, erklärt der Kreis auf Anfrage.

Die Bewertung bezieht sich auch auf die Möglichkeit des Baustoffrecyclings.

Die Kriteriengruppe „Technische Qualität“ gehe explizit auf die Möglichkeit von Recycling sowie die Rückbaubarkeit des Gebäudes ein, teilt der Kreis mit. „Somit ist die Verwendung von Recyclingbaustoffen bei diesem und bei kommenden Projekten des Kreises Wesel nicht nur zulässig, sondern erforderlich, um die Anforderungen der angestrebten Nachhaltigkeitszertifizierungen erfüllen zu können.“

Dazu müssten die vorgesehenen Materialien „möglichst homogen, die Materialverbindungen leicht trennbar und die Baustoffe schadstofffrei“ sein, so der Kreis weiter. „Beim Neubau der Vierfach-Sporthalle in Dinslaken ist der Einsatz von Recyclingbeton dort, wo es sinnvoll erscheint, vorgesehen.“

Die Rohbau-Ausschreibung befindet sich laut Kreis in der Bearbeitung. „Hier wird aber grundsätzlich in allen konstruktiv möglichen Positionen ein Anteil Recycling-Beton mit ausgeschrieben“, so der Kreis.

„Das können alle Betonteile sein, wie zum Beispiel Bodenplatte, Sohle, tragende Außenwände, Stahlbetondecken, tragende Innenwände, die allesamt einen Recyclinganteil beinhalten können.“ Natürlich müssten auch die Betonproduzenten in der Lage sein, ausreichend Recyclingbeton zu bezahlbaren Konditionen bereitzustellen. Jedoch: „Angestrebt wird, dass bei sämtlichen Betonbauteilen ein möglichst großer Recyclinganteil beinhaltet ist.“

Das allein würde bereits einen großen Schritt bedeuten. Bislang kommen Recyclingbaustoffe hauptsächlich im Tiefbau zum Einsatz, zum einen wegen der Qualitätshürden hinsichtlich möglicher Schadstoffe, zum anderen wegen eines Misstrauens gegenüber ihrer Wertigkeit.

So relativiert der Kreis: Eine Bevorzugung recycelter Baustoffe könne aber nicht vorgenommen werden, da auch sie den Anforderungen der geltenden DIN-Normen und weiteren anerkannten Regeln der Technik entsprechen müssten.

Das BNB-System vergibt drei Standards: Gold, Silber und Bronze. Laut Kreisverwaltung ist der höchste Standard allerdings nicht zu erreichen, unter anderem wegen „erheblicher zusätzlicher finanzieller und baulicher Mittel“, die notwendig wären, weswegen man die Zertifizierung nach dem Silber-Standard anstrebe. Auch bei allen anderen zukünftigen Bauprojekten soll laut Kreis geprüft werden, „ob eine BNB Zertifizierung möglich ist und sinnvoll umgesetzt werden kann“. Ob es dann für Gold reicht, wird die Zukunft zeigen.

>>> Keine grundsätzliche Mengenvorgabe <<<
Eine Aussage zum Anteil recycelter Baustoffe kann der Kreis nicht pauschal treffen, da dies stark von der jeweiligen Bauaufgabe und dem Bauvolumen abhängig sei. Aber auch in kleineren Baumaßnahmen jenseits der Großprojekte sei der Kreis Wesel grundsätzlich dazu angehalten, auf die Nachhaltigkeit der ausgewählten Baustoffe zu achten. Hier böten zum Beispiel Siegel und Zertifikate eine Orientierung. „Zudem werden in einem stetigen Prozess unter anderem die Möglichkeiten zur Errichtung von PV-Anlagen auf kreiseigenen Liegenschaften oder auch die Verringerung des Energieträgers Erdgas geprüft.“