Duisburg. MSV-Geschäftsführer Michael Preetz sucht nach Lösungen für die kommende Saison. Nach Abstieg ist die Zukunft eine Liga tiefer ungewiss.

Noch ist es ein Gerücht. Als solches macht es jedenfalls seit Dienstagnachmittag die Runde – seit das Frauenfußballportal Soccerdonna.de verkündete, dass Ena Mahmutovic, die unbestrittene Stammtorhüterin von Bundesliga-Schlusslicht MSV Duisburg, unmittelbar vor einem Wechsel zum Deutschen Meister und aktuellen Tabellenführer FC Bayern München steht. Eine große Überraschung wäre es nun wirklich nicht, wenn die 20-Jährige ihre Heimatstadt verlassen würde, zumal sich ohnehin stärker denn je die Frage stellt, ob bei den Zebras überhaupt noch eine Nachfolgerin auf diesem Niveau benötigt wird. Die Zukunft des höherklassigen Frauenfußballs in Duisburg steht nämlich in den Sternen.

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„Nach unseren Informationen ist sich Ena Mahmutovic mit dem FC Bayern München einig“, heißt es bei Soccerdonna.de. Es liegt in der Natur der Sache, dass es vor einem offiziellen Abschluss keine verwertbaren Statements beider Seiten zu dem Thema gibt. Die Meinungen, ob ein solcher Wechsel sportlichen Sinn ergibt, gehen aber schon weit auseinander. Viele trauen der jungen Keeperin zu, auf Sicht die Nummer eins im deutschen Tor zu werden, wo derzeit noch Wolfsburgs Merle Frohms (29) ihren Stammplatz hat. Mahmutovic wurde von der ehemaligen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mehrfach in den deutschen A-Kader berufen, wobei es zum DFB-Debüt aber noch nicht reichte. Auch die Nominierung für den Weltmeisterschaftskader verfehlte sie. Danach stand sie unter Voss-Tecklenburg-Nachfolger Horst Hrubesch ebenfalls schon im deutschen Aufgebot. Ohne Einsatz für die „Natio“ ist auch die aktuelle Bayern-Stammtorhüterin Mala Grohs, die Mahmutovic verdrängen müsste, um dauerhaft auf hohem Niveau spielen zu können.

Dass Ena Mahmutovic bei aller schon an den Tag gelegten Leistungsstärke noch immer Luft nach oben hat, ist auch offenkundig. Schließlich hat sie erst 43 Bundesligaeinsätze bestritten und in der aktuellen Saison die meisten Gegentore aller Bundesliga-Torhüterinnen kassiert – satte 46 (der 1. FC Nürnberg hat ein Gegentor mehr auf dem Konto, aber mehrere Keeperinnen eingesetzt).. Daher gibt es naturgemäß auch Stimmen, die einen Wechsel nach München kritisch sehen und es als sinnvoller erachten würden, bei einem anderen Bundesligaverein nötige Praxis zu sammeln.

Es wird für uns als Klub, auch mit den Partnern und Sponsoren in dieser Stadt, die ein Herz für den Frauenfußball haben, darum gehen, eine Lösung für die nächste Spielzeit zu finden.
Michael Preetz - Geschäftsführer des MSV Duisburg

Wie auch immer sich Ena Mahmutovic entscheidet: Mit dem MSV wird das nichts mehr zu tun haben. Auch sie konnte nicht verhindern, dass der Verein, für den sie seit 2014 aufläuft, sang- und klanglos zum dritten Mal in die 2. Bundesliga absteigen wird. Einen dritten sofortigen Wiederaufstieg wird es aber wohl diesmal nicht geben; es ist sogar vollständig fraglich, ob es nach dem (nur noch höchst theoretisch zu verhindernden) Sturz aus dem Oberhaus auf der zweithöchsten Ebene weitergehen wird. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte der neue MSV-Geschäftsführer Michael Preetz, der vor seinem Amtsantritt mit dem Frauenfußball eher wenig am Hut hatte: „Es wird für uns als Klub, auch mit den Partnern und Sponsoren in dieser Stadt, die ein Herz für den Frauenfußball haben, darum gehen, eine Lösung für die nächste Spielzeit zu finden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die MSV-Frauen in die 2. Bundesliga absteigen werden, und dann wird es für uns darum gehen, Antworten darauf zu finden, ob wir Zweitligafußball in Duisburg finanzieren können oder ob wir Partner finden können, Sponsoren oder von der Stadt, die uns bei diesem Unterfangen helfen.“

Das war einmal: eine Präsentation der MSV-Frauen mit Hauptsponsor Capelli. Dario Mlodoch (2. von links) wurde Leiter der Lizenzabteilung beim MSV und vertrat die Interessen von Konzernchef Kay Mourheg (2. von rechts). Der dem Frauenfußball grundsätzlich zugetane Geschäftsführer Thomas Wulf (links) ist beim MSV nicht mehr im Amt, Trainer Thomas Gerstner (rechts) wird es bald auch nicht mehr sein. In der Mitte: Taylor Kornieck, eine der vielen von Capelli verpflichteten Nordamerikanerinnen, die beim MSV ohne lange Verweildauer durchgeschleust wurden.
Das war einmal: eine Präsentation der MSV-Frauen mit Hauptsponsor Capelli. Dario Mlodoch (2. von links) wurde Leiter der Lizenzabteilung beim MSV und vertrat die Interessen von Konzernchef Kay Mourheg (2. von rechts). Der dem Frauenfußball grundsätzlich zugetane Geschäftsführer Thomas Wulf (links) ist beim MSV nicht mehr im Amt, Trainer Thomas Gerstner (rechts) wird es bald auch nicht mehr sein. In der Mitte: Taylor Kornieck, eine der vielen von Capelli verpflichteten Nordamerikanerinnen, die beim MSV ohne lange Verweildauer durchgeschleust wurden. © MSV Duisburg

Nicht erwähnt wird bei dieser Aussage der bisherige Partner Capelli. Der Sportartikelhersteller aus den Vereinigten Staaten, der vor einigen Jahren beim MSV als Ausrüster und Investor eingestiegen war, hatte zeitweise auch das operative Geschäft bei den Frauen übernommen, seinen Angestellten Henrik Lehm als Trainer eingesetzt und in Person von Dario Mlodoch die Rolle des „Leiters der Lizenzabteilung“ ausgeübt. Dem Vernehmen nach soll das zumindest sportlich nie die Erwartungen erfüllende Engagement des US-Unternehmens nicht mehr fortgesetzt werden. Damit stünde die infrastrukturelle Zukunft der MSV-Frauen auf der Kippe. Es war ohnehin nicht absehbar, wie die Zebras angesichts der wachsenden Bemühungen anderer Profiklubs auf Dauer konkurrenzfähig in dem Sinne bleiben sollten, dass sie nicht ständig darauf hoffen müssen, mit viel Glück die Erstklassigkeit zu erhalten, wie es in den vergangenen zehn Jahren seit der Übernahme des Spielrechts vom insolventen FCR 2001 praktisch ausnahmslos der Fall war.

Trainer Thomas Gerstner hatte schon vor einigen Wochen erklärt, ab Sommer nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Antonia Halverkamps, eine der wenigen Spielerinnen im Kader mit Identifikationscharakter, wurde unlängst als Neuzugang beim ambitionierten Regionalligisten 1. FC Union Berlin vorgestellt. Ohne sie, Ena Mahmutovic, die fünf über die „Capelli-Schiene“ geholten Nordamerikanerinnen und vermutlich weitere in Duisburg nicht verwurzelte Kickerinnen wäre es, für wen dann auch immer, offenkundig eine Mammutaufgabe, aus dem Fast-Nichts und ohne herausragende finanzielle Mittel einen Kader zusammenzustellen, der auch nur annähernd in der Lage wäre, auf Zweitliga-Niveau mitzuhalten. Die Zeichen stehen auf Ende...