Duisburg. Der Hauptsponsor des MSV Duisburg übernimmt zum 1. Juli den Fanshop. Im Frauen-Bereich bestimmen die US-Amerikaner bereits das Geschehen.
Vor zwei Jahren, als der MSV Duisburg am Boden lag und nach einem völlig unnötigen Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga die Wunden nicht stillen konnte, diente eine Grundsatzerklärung als Heftpflaster. Der MSV „erfand“ sich als Ausbildungsverein neu, versprach, dem Ball nun mit mehr Herz und Leidenschaft hinterherzujagen.
Zwei Jahre später sind die Wunden nicht nur wieder frisch aufgerissen, sondern es sind neue hinzugekommen, nachdem der MSV den Absturz in die Regionalliga nur knapp verhindert hatte. Am Montag veröffentlichte der MSV eine neue Grundsatzerklärung – mit der Überschrift: „Konsequent, optimistisch & mit Herz – So geht der MSV in die neue Saison.“
Im Juni 2019 kamen Pflaster und Wundsalbe aus dem Verbandskasten des Hauptsponsors Schauinslandreisen – Andreas Rüttgers, damals noch offizieller Verbindungsmann zwischen Geldgeber und Verein – hatte damals für einen neuen Weg geworben. Nun liefert Capelli das Verbandsmaterial. Der Sponsor aus den USA, der mittlerweile 40,1 Prozent der Anteile am MSV hält, steht maßgeblich hinter der Neuausrichtung. Der Unterschied: Die US-Amerikaner machen dies offener und transparenter als die Kollegen aus dem Innenhafen.
Die Analyse einer verpatzten Saison hatte in den letzten beiden Jahren nicht funktioniert. Entweder führte sie in die falsche Richtung, oder sie war nur halbherzig in Angriff genommen worden. Das soll nun anders ablaufen. „Wir haben uns selbstkritisch mit der abgelaufenen Saison auseinandergesetzt, Abläufe und Prozesse hinterfragt und nachgeschärft“, heißt es in dem Statement des MSV.
Der MSV sei seinen „eigenen Ansprüchen in zu vielen Bereichen nicht gerecht geworden“, heißt es in der Erklärung, die über die Internetseite des MSV Duisburg zu finden ist. Am Konzept des Ausbildungsvereins will der Klub weiter festhalten. Allerdings macht der MSV deutlich, dass es auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Führungsspielern und Nachwuchskräften ankomme. Vor diesem Hintergrund verpflichtete der MSV Marvin Bakalorz (31). Felix Bastians (33) dürfte bald folgen.
MSV-Boss Wald verspricht: „Der Verein bleibt der Verein“
In der Analyse haben die Verantwortlichen – Kritiker mögen sagen: „Ein Jahr zu spät“ - erkannt, dass Defizite im physischen Bereich bestanden haben. Hier habe es „strukturelle Veränderungen“ gegeben. In Kürze will der MSV einen Nachfolger von Athletiktrainer Miro Lusic vorstellen.
Deutlich wurde, dass Hauptsponsor und Ausrüster Capelli seinen Einfluss auf das Geschehen bei den Zebras ausgeweitet hat. Schon seit Wochen ist zu beobachten, wie der Konzern maßgebliche Entscheidungen im Frauen-Fußball trifft: Der künftige Trainer, der Däne Henrik Lehm, ist ein Capelli-Mann.
Wie der MSV Duisburg am Montag zudem mitteilte, wird Capelli zum 1. Juli das Merchandising und den Fanshop übernehmen. Dem traditionsbewussten Fan mag bei diesen Dingen flau im Magen werden. MSV-Präsident Ingo Wald lässt sich vermutlich auch deshalb in der Mitteilung des Klubs so zitieren: „Was wir aber deutlich an dieser Stelle versprechen: Der Verein bleibt der Verein!“
