Gelsenkirchen. Schalke setzt sich gegen den langjährigen Torwart Ralf Fährmann zur Wehr. Ein Trauerspiel mitten in der Krise. Ein Kommentar.
Es dauert nicht mehr lange, man glaubt es kaum, da rollt in der Veltins-Arena wieder der Fußball. Der FC Schalke 04 trifft am Freitagabend auf den 1. FC Kaiserslautern, ein wichtiges, wegweisendes Spiel. Doch auf Schalke geht es wieder einmal an letzter Stelle darum, welche Taktik der Trainer wählt, wo der Gegner seine Stärken hat oder wie viele Punkte bis zur Winterpause benötigt werden, um ruhig schlafen zu können. In dieser Woche gab es etliche Schlagzeilen außerhalb des Platzes – am Ende lieferte ausgerechnet der Verein selbst den Schlussakkord. Und das mit einer beispiellosen Abrechnung mit Torwart Ralf Fährmann. Einem Spieler, der Kapitän war. Der 362 Spiele für Schalke-Teams von der Jugend bis zu den Profis bestritt.
Man möchte allen Beteiligten zurufen: Reißt euch zusammen! Der Kleinkrieg zwischen Fährmann und Schalke hinterlässt nur Verlierer, alle tragen ihre Verantwortung daran, sowohl der Klub als auch der Spieler verlieren einen Teil der Reputation. Schalke ist wieder einmal die Lachnummer der Fußball-Republik. Außerhalb Gelsenkirchens sehen die Fußballfans nur, dass einer der größten und bekanntesten Klubs des Landes nicht nur sportlich tief gesunken ist, sondern sich das Image des Klubs zwischen schlecht und katastrophal bewegt. Und nun lässt sich Schalke auch noch auf eine Schlammschlacht mit einem der wenigen Spieler ein, die bundesweit noch bekannt sind?
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Es geht gar nicht darum, wer diesen Zoff begonnen hat – schon da gibt es verschiedene Meinungen. Fährmann, inzwischen 36 Jahre alt, hätte schon vor einem Jahr einsehen müssen, dass seine sportlich beste Zeit vorbei ist. Dass sich Fährmann oder sein Berater Stefan Backs über Monate immer wieder in derselben Zeitung äußerten, war ebenfalls nicht klug, sorgte für Misstrauen und Wut in Team und Verein. Fährmann wollte auch nach der Karriere eigentlich ein Schalker bleiben, er kennt den Verein seit seiner Teenager-Zeit, war viele Jahre ein Fan-Idol. Nun geht er als Torwart, der den passenden Zeitpunkt fürs Karriereende verpasst hat, in Schalkes Historie ein. Mike Büskens, Gerald Asamaoh, nun Ralf Fährmann - alle sind weg. Keine gute Zeit für Ur-Schalker.
Schalke-Vorstand mit unnötigem Nebensatz
Der Verein benötigte nach dem neuesten Sport-Bild-Bericht über Fährmann über zwei Tage, um die Reaktion zu publizieren. Sie ist ausführlich, in Teilen verständlich, in anderen Teilen eine zu harte Ohrfeige für den Torwart und dessen Berater Stefan Backs. Den Nebensatz, Fährmann würde sich „nach eigener Aussage weiterhin für den besten Torhüter“ auf Schalke halten, hätte Schalke nicht veröffentlichen dürfen. Er ist unsouverän und eine unnötige Spitze gegen einen verdienten Spieler, der das Auf und Ab des Klubs in den vergangenen Jahren hautnah miterlebte, sich immer wieder zurückkämpfte. Das sollte nicht vergessen, sondern anerkannt werden. Die Fährmann-Posse reiht sich vielmehr ein in zahllose Personalentscheidungen im Sommer, die vor Gericht landeten oder für Unfrieden sorgten. Diese Herzlosigkeiten rücken durch Schalkes Schreiben wieder mehr in den Mittelpunkt.
Schalke droht wieder die 3. Liga
Aktuell befindet sich der Verein, und das sollten sich alle Beteiligten klarmachen, in einer schwierigen Situation: Erneut droht der Abstieg in die 3. Liga! Die Schulden sind horrend! Die Mitgliederversammlung zeigte, dass der Klub gespalten ist! Die Bosse wackeln! Ein Sportvorstand fehlt! Der Trainer ist schon sechs Wochen nach Amtsantritt umstritten! In dieser Lage bewerfen sich Verein und Ex-Torwart mit Dreck?
Willkommen im Kindergarten Schalke.
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