Gelsenkirchen. Pfiffe, Beleidigungen und Gleichgültigkeit. Die Reaktionen der Schalke-Fans auf die Heim-Blamage sind vielfältig und besorgniserregend.

Am Freitagabend waren in der Veltins-Arena noch keine 80 Minuten gespielt, als sich Tausende Zuschauer auf den Heimweg machten. Viele Fans des FC Schalke 04 hatten schon vor dem Abpfiff genug gesehen – denn beim 0:3 im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern waren die Gelsenkirchener klar unterlegen. Auf ein Aufbäumen ihrer Mannschaft warteten die S04-Anhänger vergeblich.

Als Schiedsrichter Dr. Robin Braun das Spiel dann endlich beendete, war der Schriftzug „FC Schalke 04“ auf der Osttribüne schon deutlich zu lesen, weil etliche Sitze verlassen waren. 62.075 (so die offizielle Zuschauerzahl) waren zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr in der Arena.

Schalke-Fans stellen Sportdirektor Youri Mulder zur Rede

„Als Fußballer ist es sehr enttäuschend zu sehen, dass einige Fans schon früher abhauen“, sagt Kenan Karaman. Schon während des Spiels habe er die Fan-Flucht wahrgenommen: „Es war kein schönes Gefühl.“ Einen Vorwurf macht Schalkes Kapitän den Anhängern jedoch nicht. „Die Arena ist immer ausverkauft, die Fans kommen immer wieder her und wollen besseren Fußball sehen, wollen ein besseres Schalke 04 sehen – das müssen wir ihnen bieten.“ Karaman weiter: „Den Fans können wir hier nie etwas vorwerfen. Wir als Mannschaft sind in der Bringschuld und müssen dafür sorgen, dass hier jeder über 90 Minuten bleibt.“

Schon vor dem Abpfiff verließen beim 0:3 gegen Kaiserslautern am Freitagabend viele Schalke-Fans das Stadion.
Schon vor dem Abpfiff verließen beim 0:3 gegen Kaiserslautern am Freitagabend viele Schalke-Fans das Stadion. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Die Anhänger, die bis zum Schlusspfiff auf ihren Plätzen geblieben waren, quittierten die Leistung der Königsblauen mit lauten Pfiffen. Als die Mannschaft sich vor der Nordkurve von den Fans verabschiedete, mussten sich die Profis einiges anhören – auch Beleidigungen wurden in Richtung der Spieler gerufen. „Verlieren tut immer weh, daran gewöhnt man sich niemals“, sagt Trainer Kees van Wonderen. „Es tut mir am meisten leid für alle mit einem Schalker-Herz, die hier seit Jahren hinkommen und so einen Abend erleben müssen. Das ist enttäuschend.“

Erklärungen forderten einige Fans auch von Sportdirektor Youri Mulder. Noch während der zweiten Halbzeit wurde der 55-Jährige auf seinem Sitzplatz im VIP-Bereich von verärgerten Fans zur Rede gestellt. „Es sah aus, als ob man sich aufgibt“, ist Mulder ehrlich. „Die Leute sind mit dem Ergebnis und der Art und Weise unzufrieden. Dass die Fans böse sind und Antworten wollen, ist verständlich.“

Schalke: „Abstiegskampf pur“ in der 2. Bundesliga

Enttäuschte Profis von Schalke 04 trotten nach der 0:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern in die Kabine. Viele Fans hatten das Stadion zu diesem Zeitpunkt längst verlassen.
Enttäuschte Profis von Schalke 04 trotten nach der 0:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern in die Kabine. Viele Fans hatten das Stadion zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. © Jürgen Fromme / firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Diese Antworten habe der Eurofighter den Fans versucht zu geben. „Aber das ist nicht so einfach“, gibt Mulder zu. „Der Unterschied zwischen letzter Woche und dieser Woche ist einfach zu groß.“ Kurz nach dem Abpfiff stand sogar ein Security-Mitarbeiter neben dem Platz von Mulder – gebraucht wurde er nicht. Die Wortgefechte mit den wütenden Fans konnte der eloquente Niederländer noch allein lösen.

Klar ist aber: Es braucht schnell Antworten, um die sportliche Krise zu lösen. Kurz vor dem Ende der Hinrunde steckt Schalke 04 wieder im Tabellenkeller der 2. Bundesliga. „Das ist Abstiegskampf pur“, stellt Mulder klar. „Es geht nur um den Klassenerhalt“, sagt auch Karaman vor dem kommenden Auswärtsspiel bei Tabellenführer SC Paderborn am kommenden Freitag (18.30 Uhr/Sky).

Schalkes Trainer Kees van Wonderen vermisst den Glauben bei seinen Profis

Justin Heekeren, Tomas Kalas und Lino Tempelmann (von links) nach dem 0:3 gegen Kaiserslautern vor der Schalker Fankurve.
Justin Heekeren, Tomas Kalas und Lino Tempelmann (von links) nach dem 0:3 gegen Kaiserslautern vor der Schalker Fankurve. © Jürgen Fromme / firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Erwartet werden diese Antworten in erster Linie von Trainer Kees van Wonderen, der nach dem 0:3 tief enttäuschte wirkte. Sein Team sei in der zweiten Halbzeit „ein bisschen auseinandergefallen“, sagt er. Der 55 Jahre alte Niederländer vermisste bei den Schalke-Profis zudem den Glauben, das Spiel tatsächlich noch zu drehen.

Von seiner Mannschaft erwartet van Wonderen nach diesem Rückschlag eine Reaktion. „Wir können auch große Teams ärgern und selbst gut sein – aber dafür müssen wir anders auftreten“, stellt der Trainer klar. Sein Plan für die kommende Trainingswoche: „Kämpfen, kämpfen, kämpfen und analysieren – das ist der einzige Weg. Es bringt nichts, jetzt traurig zu sein. Wir müssen da raus.“ 

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