Bad Ragaz. Borussia Dortmund gibt Niclas Füllkrug ab, auch Youssoufa Moukoko will weg. Im BVB-Kader ist viel Bewegung. Das sind die Folgen.
Lars Ricken, Sebastian Kehl und Nuri Sahin standen am Samstagmittag einige Minuten lang konspirativ zusammen. Es war ein pittoresker Anblick, denn im Hintergrund türmten sich die Schweizer Berge auf. Man hätte gerne gewusst, was die sportliche Führung von Borussia Dortmund, bestehend aus Sport-Geschäftsführer Ricken, Sportdirektor Kehl und Trainer Sahin, da mitten auf dem Trainingsplatz von Bad Ragaz zu besprechen hatten. Sehr wahrscheinlich ging es auch in diesem Moment mal wieder um den Kader des BVB, in dem in diesen Tagen so viel Bewegung herrscht.
Denn als die BVB-Profis um Rechtsverteidiger Yan Couto, dessen Verpflichtung von Manchester City am Samstag offiziell bekannt gegeben wurde, auf dem satten Grün schwitzten mit war Niclas Füllkrug schon wieder auf dem Weg in seine Noch-Heimat Dortmund. Der 31-Jährige ist freigestellt für Vertragsverhandlungen, nach nur einer Saison im Ruhrgebiet wird der Stürmer weiterziehen. Seine Tore will er nun für den englischen Premier-League-Klub West Ham United schießen. „Es war nicht unsere Intention, das Thema noch einmal voranzubrigen, aber das hat sich in der Schnelle entwickelt“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl am Samstag. Und es führte zu einem Angebot, dass weder Spieler noch Klub ablehnen konnten.
Niclas Füllkrug: So ein Angebot konnte der BVB nicht ablehnen
Der BVB wird für Füllkrug 27 Millionen Euro Ablöse einstreichen. Hinzu kommen bis zu 5 Millionen Euro Prämien. Mindestens 30 Millionen Euro werden am Ende nach Dortmund fließen. Eine Menge Geld für einen Spieler im fortgeschrittenen Alter, der beim BVB nicht mehr unumstrittener Stammspieler sein würde.
Und Füllkrug? Der erhält einen lukrativen Vertrag in London, kann mit seiner Familie noch einmal ein neues Abenteuer in der pulsierenden Metropole suchen. Sein Arbeitspapier ist bei West Ham um ein Jahr länger dotiert als sein aktueller schwarz-gelber Kontrakt, geht dann bis 2027. Es besteht die Option, den Vertrag gar bis 2028 zu verlängern. Bei den Hammers ist er die klare Nummer eins im Angriff, kann genug Spielzeit sammeln, um sich bei Bundestrainer Julian Nagelsmann in Richtung Weltmeisterschaft zu empfehlen. Steine wollten die Dortmunder Füllkrug nicht in den Weg legen. „Wenn der Spieler einen Wunsch äußert“, meint Sportdirektor Kehl, „respektiert man ihn“.
Beim BVB hätte er es schwieriger gehabt. Denn da stürmt ja Serhou Guirassy. Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko sind auch noch da. Die Betonung liegt auf: noch. Moukoko sieht seine Zukunft nicht beim BVB, das ist spätestens seit Vorpreschen seines Beraters klar. Olympique Marseille lockt den 19-Jährigen. Der französische Top-Klub und Dortmund müssen sich nun einigen. Im Raum steht zunächst eine Leihe, Moukokos Vertrag beim BVB läuft noch bis 2026. Für andere Abgangskandidaten wie die Mittelfeldspieler Giovanni Reyna oder Salih Özcan liegt derzeit hingegen nichts auf dem Tisch.
BVB sucht nun einen anderen Spielertypen als Niclas Füllkrug
Bleiben für den Angriff noch Guirassy, der, so hört man, in der Reha gute Fortschritte macht, und Haller. Beide sind klassische Neuner. Daher suchen die Dortmunder nach Informationen dieser Redaktion ein anderes Spielerprofil als das, was Guirassy, Haller und bislang auch Füllkrug verkörperten. „Wir haben einen Plan entwickelt, wie man mit diesem Szenario umgeht“, sagte Kehl zum bevorstehenden Abschied Füllkrugs. Der Nationalspieler wird an diesem Wochenende den Medizincheck in London absolvieren.
BVB schaut auf Nationalspieler Maximilian Beier
Ist dieser erledigt, sind alle Papiere unterschrieben, treibt der BVB die Reinvestitionspläne der Ablöse voran. Ein wuchtiger Brecher soll es nicht werden, sondern ein vielseitiger Offensivspieler, der Tempo mitbringt, auch über die Flügel stürmen kann. Ein Kandidat, der schon allein wegen seines noch jungen Alters interessant ist: Maximilian Beier, 21, von der TSG Hoffenheim, an dem allerdings auch diversen anderen Vereinen ein Interesse nachgesagt wird. Beier kennt die Liga und wäre eine sofortige Verstärkung. Was mögliche Verhandlungen mit Beier oder anderen potenziellen Zugängen erschwert: Abgebende Vereine wissen nun, dass es nach Füllkrugs Wechsel in Dortmund viele Millionen rauszuschlagen gibt.
Ricken, Kehl und Sahin werden in den kommenden BVB-Tagen noch häufiger zusammenkommen. Nicht unbedingt nur auf dem grünen Rasen von Bad Ragaz.
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