Kevelaer. Ulrich aus Kevelaer lebte 40 Jahre als Mönch. Dann traf er Beate und musste sich entscheiden – gegen das Kloster und für die Liebe.
Es ist eine Liebesgeschichte, die unglaublich klingt: Ein Mönch und eine Ex-Nonne lernen sich kennen und merken schon bald, dass sie mehr als eine Freundschaft verbindet. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie das eigentlich nicht dürfen, und verstecken zunächst ihre Beziehung. Dann aber entscheiden sie sich – gegen das Kloster und für die Liebe. Ja, es ist eine Liebesgeschichte, die unglaublich klingt und doch wahr ist. Beate und Ulrich Heinen haben sie erlebt und aufgeschrieben. „Wenn Nonne und Mönch die Liebe finden“ heißt ihr Buch, das sie gemeinsam mit der Co-Autorin Heidi Friedrich herausgebracht haben. Am Dienstag, 26. März, kommen sie für eine Lesung nach Kevelaer. Dorthin, wo zumindest für Ulrich Heinen alles begonnen hat.
Anruf bei Beate und Ulrich Heinen. Die beiden, sie ist 79 und er 68 Jahre alt, leben in Wassenach, einem kleinen Örtchen in Rheinland-Pfalz, „25 Kilometer Luftlinie entfernt von meinem ehemaligen Kloster“, erklärt er. Doch wenn die beiden in wenigen Tagen durch Kevelaer spazieren und das Glockengeläut der Marienbasilika hören, „dann kommt bei mir ein Gefühl von Heimat auf“, verrät er. Immerhin ist er in der Wallfahrtsstadt aufgewachsen – hier ist er zur Schule gegangen, hat Fußball gespielt und war bei den Messdienern aktiv. Schon früh prägte ihn der Glaube. „Mein Vater war in einer Ordensgemeinschaft, bevor er meine Mutter geheiratet hat“, erzählt er. „Deshalb wurde der Glaube bei uns in der Familie vorgelebt.“
Mönch hat „Sehnsucht“ – trotz Zölibat
Mit Anfang 20 begann für den Niederrheiner dann „die Phase des Suchens“, wie er es selbst beschreibt. Nach seiner Ausbildung zum Glasmaler fragte er sich, wie es nun für ihn weitergehen sollte. Sollte er sich für die künstlerische Tätigkeit oder doch für die soziale Arbeit entscheiden? Dazu kam ein schlimmer Schicksalsschlag, der seine ganze Familie erschütterte. „Einer meiner jüngeren Brüder kam in die Drogenabhängigkeit“, erzählt er. Fälle wie diese gab es in den 1970er Jahren am Niederrhein viel zu oft. „Mein Bruder hatte eine Psychose und nahm sich das Leben.“ Ein Schock. Kurz darauf besuchte Ulrich Heinen die Ordensgemeinschaft der Franziskanerbrüder in Waldbreitbach, „ein Wochenende war ich da“, sechs Wochen später zog er ins Kloster ein.
Mit 22 Jahren war er nun Mönch. „Ich wollte etwas Neues wagen“, erklärt Ulrich Heinen. Natürlich beschäftigte ihn auch das Zölibat, „aber damals fühlte ich mich für eine Partnerschaft nicht bereit.“ Wobei, das gibt er zu, „ich auch eine Sehnsucht in mir gespürt habe, aber nie in der Entschiedenheit – das kam erst im Kennenlernen von Beate.“ Im Jahr 2009 war das, als er die Künstlerin zu einem Dialogabend ins Kloster einlud. „Ich wollte sie für einen Nachmittag gewinnen“, sagt er, nur um dann schnell hinzuzufügen, „und nicht fürs Leben.“ Auch danach dachte er sich nicht: „Da musst du jetzt dranbleiben.“ Und sie? Nunja, an ihren ersten Eindruck kann sie sich noch gut erinnern: „Oh, der ist aber schon alt!“
Ex-Mönch und Ex-Nonne bleiben Gott verbunden
Wenn sie von ihrer Anfangszeit erzählen, müssen sie beide lachen. Denn auch nach ihrem zweiten Treffen, einer weiteren Veranstaltung, wusste nur eine, dass da eventuell mehr sein könnte... „Meine Tochter meinte: ‚Mama, du bist verliebt!‘“, erzählt Beate Heinen. Verliebt in einen Mönch? Das geht nicht, das darf nicht. Oder doch? Immerhin war sie selbst zehn Jahre lang Nonne gewesen, bevor sie das Benediktinerinnenkloster verließ. Aus Liebe zur Kunst. „Dass Beate ähnliche Erfahrungen gemacht hat, war für uns ganz wichtig“, betont Ulrich Heinen. Dennoch war es für ihn ein „Reifungsprozess“, wie er es beschreibt. Sie verabredeten sich immer öfter, gingen bald Hand in Hand spazieren, „aber das mussten wir natürlich verstecken“, sagt er.
Im Kloster kannten alle Beate Heinen, die beiden waren oft zusammen, „aber niemand hat eine Vermutung oder Sorge gehabt“, erzählt Ulrich Heinen. Und das schlechte Gewissen? „Hatte ich nie Gott gegenüber“, antwortet er. Er sieht es eher als ein „Zeichen am Wegesrand“ und nun gehe Gott mit ihm diesen Weg weiter. Denn, davon ist er überzeugt: „Jede Lebensform bietet die Möglichkeit, in enger Verbundenheit zu Gott zu sein.“ Viel schwieriger war es dagegen, seinen Mitbrüdern von seiner Liebe zu einer Frau zu erzählen. „Ich wusste, dass ich Menschen enttäusche“, sagt er. Deshalb brauchte er Zeit... „und Beate Geduld.“ Nach elf Jahren aber war es so weit: Er zog seine Kutte aus, „das musste ich noch im Kloster“, und packte seine wenigen Besitztümer ein.
Mönch entscheidet sich gegen das Kloster und für die Liebe
„Es war keine Entscheidung gegen das Ordensleben“, betont Ulrich Heinen, „sondern eine Entscheidung für Beate.“ Dennoch kam es so, wie er es befürchtet hatte: „Bei den Mitbrüdern und Bischöfen löste es viel Kopfschütteln und Sprachlosigkeit aus.“ Bis auf wenige Ausnahmen hat er heute zu kaum noch jemandem Kontakt. Und ja, das war schmerzhaft, wie Beate Heinen nur zu gut weiß: „Wir haben viel zusammen geweint.“ Gleichzeitig konnte endlich, endlich ihr gemeinsames Leben beginnen. Im Jahr 2020 heirateten sie standesamtlich, er trägt nun ihren Namen, „um ein Zeichen zu setzen, dass etwas Neues beginnt“, sagt er. Drei Jahre später heirateten sie auch kirchlich.
Lesung in Kevelaer
Beate und Ulrich Heinen sowie Co-Autorin Heidi Friedrich kommen am Dienstag, 26. März, nach Kevelaer, um von 18.30 bis 20 Uhr aus ihrem Buch „Wenn Nonne und Mönch die Liebe finden“ zu lesen.
Karten für die Lesung in der Historischen Kneipe des Niederrheinischen Museums gibt‘s im Vorverkauf für acht Euro an der Museumskasse. Eine Reservierung ist nicht möglich.
Den Bücherverkauf übernimmt die Bücherstube im Zentrum von Kevelaer, so können Interessierte ein Exemplar schon vorab im Laden oder am Abend der Veranstaltung im Museum kaufen. Das Buch ist im Bonifatius Verlag erschienen und kostet 24 Euro.
Das durften sie, weil er nie Priester war, sondern nur als Bruder aus der Ordensgemeinschaft ausgetreten ist. Ihre Trauung fand in der Krypta des Benediktinerklosters statt, ihre Feier in ihrem Garten. Aber natürlich ist nicht alles einfach, wenn jemand nach 40 Jahren das Kloster verlässt. Plötzlich beschäftigen ihn Fragen wie: „Haben wir noch Brot im Haus? Ist noch Öl im Tank?“ Er lacht, „so viel wie in den letzten Jahren war ich noch nie einkaufen.“ Aber es gibt auch viel Positives, beispielsweise, dass er nun Opa von drei Enkelkindern und, natürlich, der Ehemann von seiner Beate ist! Es ist ihr persönliches Happy End, das nur der Anfang ist, wie er betont: „Es ist gut, dass wir nun zusammen unterwegs sind.“