An Rhein und Ruhr. Bald startet die EM in Deutschland. An den Spielorten werden Millionen investiert, anderswo will sich das Fußball-Fieber aber nicht einstellen.
- Die Austragungsstädte der UEFA EM investieren Millionenbeträge für die Großveranstaltung
- Jenseits der vier Großstädte tut sich jedoch noch wenig
- Private Veranstalter sind skeptisch, auch wenn zumindest vereinzelt Public-Viewings angeboten werden sollen
Rund 21 Millionen Euro in Dortmund, 20,5 Millionen in Düsseldorf, über 14 Millionen in Köln und ein nicht näher bezifferter niedriger zweistelliger Millionenbetrag in Gelsenkirchen – die Austragungsorte der UEFA Euro 2024 lassen sich das EM-Spektakel einiges kosten. Zuletzt hat sogar die Landesregierung NRW mit einer Gesetzesänderung die Nachtruhe in der Turnierzeit nach hinten geschoben.
So sollen die oft bis in die Nacht dauernden Veranstaltungen für Fans nicht mit Lärmshutzregelungen kollidieren. Doch während in den vier NRW-Städten kräftig die Werbetrommel gerührt und in Vorbereitungen investiert wird, ist vom EM-Fieber in den umliegenden Städten und am Niederrhein kaum etwas zu spüren.
Das plant Düsseldorf
Während am sonstigen Niederrhein die EM-Vorbereitungen aktuell kaum vorangehen, wird in Düsseldorf mit Hochdruck daran gearbeitet, die eigenen ambitionierten Ziele zu erreichen. Unter dem Motto „Everybody‘s Heimspiel“ sind drei Fan-Zonen im Stadtgebiet geplant.
So werden am Burgplatz alle Spiele des Turniers auf der Großleinwand gezeigt und daneben soll ein breites Unterhaltungs- und Bühnenprogramm geboten werden. Zusätzlich soll es am Unteren Rheinwerft eine „klassische Public-Viewing-Zone“ geben, in der die Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie die fünf in Düsseldorf stattfindenden Begegnungen übertragen werden. Auf eine Mischung aus Sport- und Kulturprogramm wird währenddessen am Gustaf-Gründgens-Platz in der Innenstadt gesetzt. Hier soll das Düsseldorfer Schauspielhaus, sowie die lokale Kunst- und Musikszene Teil des Programms werden.
Fußball-EM: Vorbereitungen an Spielorten laufen auf Hochtouren, ansonsten ist kaum etwas geplant
So scheinen sich die großen Veranstaltungen für Fans zum aktuellen Zeitpunkt fast ausschließlich auf die Austragungsorte an sich zu beschränken. Auf Nachfrage bei mehreren Kommunen am Niederrhein und den städtischen Tourismus- und Marketing-Agenturen ergab sich ein Bild weit abseits der Vorfreude, die Fußball-Großereignisse in der Vergangenheit begleiteten.
So teilten die Sprecher der Städte Kleve und Dinslaken auf NRZ-Anfrage mit, dass hier keine Public-Viewing-Veranstaltungen geplant seien. Dasselbe gelte auch für die Dinslakener Veranstaltungsgesellschaft DIN-Event, erklärte die Pressesprecherin der Stadt, Verena Barton. Auch seien der lokalen Wirtschaftsförderung aktuell noch keine Pläne von privaten Organisatoren bekannt. Ähnliches antwortete auch Moers Marketing. Was andere Institutionen planten, könne man zwar nicht sagen, von der eigen Seite aus gebe es aber aktuell keine Überlegungen, etwas auszurichten.
Wesel-Marketing: Keine eigenen Veranstaltungen, aber Unterstützung für Gastronomen
Auch die Gesellschaft Wesel-Marketing plant nach Aussage der für Pressearbeit verantwortlichen Marianna Seyfried keine eigenen Veranstaltungen. Sie betont jedoch: „In der Vergangenheit haben sich hier in Wesel mehrfach die Gastronomen am Hauptmarkt für Public-Viewings zusammengeschlossen. In so einem Fall würden wir natürlich unsere Unterstützung bei Genehmigungsverfahren oder beim Bewerben der Veranstaltung anbieten. Aber uns sind für diese EM aktuell noch keine derartigen Pläne bekannt.“
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Wenn von den Städten und Kommunen also keine Veranstaltungen geplant sind, wie sieht es bei den privaten Anbietern aus? Auch hier stehen die Zeichen aktuell auch noch nicht wirklich auf Fußball-Fieber.
So betreut die Freilicht AG in Dinslaken mit der Zechenwerkstatt Lohberg die größte Örtlichkeit für Veranstaltungen – darunter in der Vergangenheit auch immer mal wieder Public-Viewings. Laut Geschäftsführerin Lea Eickhoff, gebe von Seiten der Freilicht AG keine Pläne selbst etwas zu organisieren.
Anders sieht wiederum in Kleve aus. Hier hat sich Tim Verfondern, Inhaber des Eventunternehmens Soundbox, entschieden, zum 25-jährigen Bestehen der Firma erneut ein Public Viewing anzubieten. Stattfinden soll das Ganze wie schon zur EM 2016 im Klever Forstgarten. Gezeigt werden sollen alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft.
Gastronom: Geschäftsmodell Public-Viewing heute nicht mehr wirtschaftlich
Ullrich Langhoff, Betreiber des Lippeschlößchens in Wesel, sieht mehrere Faktoren, die zusammen das Geschäftsmodell Public Viewing für private Veranstalter zunehmend unattraktiv machen. „Es kommt einiges zusammen. Die Kosten für uns Gastronomen steigen, daneben werden auch die Gebühren für die Übertragung zunehmend teurer. Der wirtschaftliche Nutzen ist für viele fraglich.“ Zusätzlich ständen Fußball-Großveranstaltungen zunehmend in der Kritik – gerade seit der WM 2022 in der Katar. „Da überlegt man zweimal, ob man sich an der Debatte noch beteiligen will“, gibt Langhoff zu bedenken.
Aber allgemein hätte sich auch das Gästeverhalten verändert. „Die müssen sich ja auch mit gestiegenen Lebenshaltungskosten auseinandersetzen und suchen dann nach kostengünstigen Alternativen. Da überlegen sich die Leute, ob sie das Geld haben, um zum Public-Viewing zu gehen.“ Gleichzeitig versuchten einzelne Veranstalter die Kosten mithilfe von Eintrittspreisen aufzuwiegen. „Aktuell kenne ich aber auch keine Gastronomen, die hier in Wesel etwas planen“, fasst Langhoff den Stand der Dinge zusammen.
Kommt das Fußball-Fieber noch? Übertragungslizenzen können bis Mai erworben werden
Zu beachten ist hierbei allerdings auch, dass die offizielle Anmeldefrist, um die Übertragungsrechte der Fußball-EM zu erhalten, noch bis Anfang Mai läuft. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass sich die aktuell noch verhaltene Stimmung wandelt, wenn die der Start des Turniers näherrückt.