Wesel. Bald startet die WM. Wird es in Wesel und Umgebung wieder Public Viewing geben? Wirte und Veranstalter positionieren sich unterschiedlich.
Bis zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar sind es keine zwei Wochen mehr. In „normalen Zeiten“ würden die Vorbereitungen für gemeinsames Fußballgucken in vollem Gange sein. Doch diesmal ist alles anders: Manche Wirte und Veranstalter in Wesel und Umgebung kündigen bereits Übertragungen an, einige haben aus unterschiedlichsten Gründen Bedenken und überlegen noch – und manche einige boykottieren das Event ganz bewusst.
Zu Letzteren gehört Dirk Zerressen vom Schermbecker Restaurant und Biergarten Ramirez: „Früher gab es bei uns auch Fußball-Übertragungen, aber bei dieser Weltmeisterschaft in Katar schlägt das Fußballherz kein bisschen höher. Diese mafiösen Strukturen kann ich überhaupt nicht unterstützen, wir boykottieren daher die WM ganz bewusst“, sagt der Gastronom.
Knapp drei Kilometer weiter in der Schermbecker Seleçāo-Soccerhalle mit Gastronomie sieht die Welt dagegen ganz anders aus: „Natürlich werden wir die WM-Spiele zeigen“, erklärt Andreas Strelitz, der Platz für bis zu 100 Fußballfans anbieten kann und seine Dekoration mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen schon bereit stehen hat. Ob die Anhänger aber in Scharen kommen werden, stehe auf einem anderen Blatt, so der Inhaber: „Diese WM ist für mich eine Wundertüte! Total schwer einzuschätzen, wie groß das Interesse sein wird.“ Strelitz hat eine einfache Theorie: „Spielt die deutsche Mannschaft gut, wird sich die Stimmung von Spiel zu Spiel hochpushen. Spielt sie schlecht, ist sicher ganz schnell tote Hose.“
Bei der Weseler Eventagentur hat man ebenfalls die Fußball-WM im Blick, wie Moritz Hußmann erläutert: „Wir haben die Tage und Termine schonmal fixiert und hätten auch eine wetterfeste Location. Aber die Frage ist, ob wir es wirklich machen werden.“ Spielen bei ihm auch politisch-moralische Bedenken die entscheidende Rolle? „Nein, es geht uns um Corona, das müssen wir ja auch im Blick haben“, so Hußmann.
Public Viewing in Wesel: Am Yachthafen wird sogar eher geöffnet
Fest steht bereits, dass in der Location Zum Yachthafen in Wesel die wichtigen Spiele gezeigt werden. Obwohl sein Restaurant normalerweise erst um 16 Uhr öffnet, wird Gastronom Heinz Müller beispielsweise am Mittwoch, 23. November, wenn Deutschland um 14 Uhr gegen Japan ins Turnier einsteigt, bereits um 12 Uhr starten und auf bis zu 100 Besucher vorbereitet sein.
Als Fußballfan freue er sich auf das Turnier wie auf jede Weltmeisterschaft, sagt der 55-Jährige und ergänzt: „Dass jetzt wenige Wochen vor der WM die große Empörung geäußert wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn, dann hätte man bei der Vergabe protestieren müssen gegen Dinge, die zweifellos zu kritisieren sind.“ Jetzt solle aber der Sport im Vordergrund stehen: „Und da ich grundsätzlich optimistisch bin, sage ich: Deutschland wird Weltmeister!“ Lachend ergänzt Müller dann allerdings: „Als Schalke-Fan sage ich auch immer, dass wir irgendwann noch mal Deutscher Meister werden...“
Weseler Eventhalle hat Kapazität für 800 Fußballfans
Die vermutlich größte wetterfeste Möglichkeit in Wesel und Umgebung wäre die Eventhalle im Gewerbegebiet Am Schornacker, deren Sprecher Murat Durmaz erklärt: „Wir könnten eine Großleinwand auf die Bühne aufbauen, dann könnten 800 Leute gleichzeitig die Spiele gucken. Doch lohnt sich das? Kommen wirklich viele Fußballfans? Wir müssen das erst noch überlegen.“
Auf den beiden Bildschirmen in der Kneipe „Kornmarkt by Blühmi“ läuft ebenfalls Fußball zur WM. Doch, wie die Spiele angenommen würde, könne sie nicht vorhersehen, sagt Tanja Bluhm von der Kult-Gaststätte, in der nach ihren Angaben etwa 60 Fußballfans die Duelle verfolgen können. Früher habe man auch im Außenbereich auf dem Kornmarkt die Übertragung angeboten, doch das kann sie sich nicht vorstellen: „Sonst war die WM ja auch immer im Sommer“, so Bluhm.
Sollte sich allerdings doch ein WM-Fieber einstellen und beispielsweise auf dem Kornmarkt ein Rudelgucken angedacht werden, könnten Genehmigungen noch kurzfristig erteilt werden, erklärt Swen Coralic von der der Stadt Wesel. Ihm ist jedoch – wie auch seinen Kollegen aus Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe – bisher noch kein Public Viewing zur WM bekannt, das der Kommune angezeigt wurde.