An Rhein und Ruhr. Ob die Fußball-Fans auch im Winter Rudelgucken? Selbst wenn sie es wollen, können sie es nicht überall am Niederrhein. Das sind die Gründe.

Die Fußball-WM 2022 in Katar wirft ihre Schatten voraus. Die Vorfreude hält sich bei vielen Fans bislang in Grenzen, wie eine Umfrage des Sportinformationsdienste zeigt. Mehr als 60 Prozent der Befragten geben demnach an, sich keine Liveübetragungen von WM-Spielen im Fernsehen anschauen zu wollen, geschweige denn beim Public Viewing. Letzteres stellt die Veranstalter und Gastronomen ohnehin schon vor besondere Herausforderungen – angesichts der unsicheren Corona-Lage im November und Dezember, die die Planungen erschwert. Zudem kündigen erste Wirte an, die Spiele wegen der wegen den Zuständen in Katar – Tote beim Stadionbau, hohe Ticket-Preise und Menschenrechtsverletzungen – zu boykottieren.

Einer von ihnen ist der Düsseldorfer Altstadtwirt Daniel Vollmer. In seiner Retematäng-Bar an der Ratinger Straße bleibt der Fernseher zur Spielzeit aus. „Wir würden uns selbst für Heuchler halten, wenn wir auf der einen Seite dieses Turnier scharf verurteilten und auf der anderen Seite durch eine Übertragung Geld generieren würden“, begründet der Kneipenbesitzer seine Entscheidung. Er könne verstehen, wenn andere Wirte nicht mitziehen und die WM auf den Bildschirmen laufen lassen. Immerhin sei das Rudelgucken für Wirte und Gastronomen eine Goldgrube. „Deswegen will ich auch nicht den großen Moralapostel spielen“, sagt Daniel Vollmer. Aber sein Entschluss stehe fest, auch wenn ihm bewusst sei, dass der WM-Boykott von Wirten für den Milliarden-schweren Fußball-Weltverband FIFA keine Rolle spielt.

Ein unwürdiges Schauspiel

Der Düsseldorfer Gastronom ist aber längst nicht mehr alleine im Club der Boykotteure. Weitere Wirte und Eventveranstalter ziehen mit – in, aber nicht nur in Düsseldorf. Einer, der seit 2006 große Public-Viewing-Veranstaltungen mit tausenden Zuschauern organisiert hat, ist der Essener Werbeunternehmer Thomas Siepmann. Doch zur WM in Katar zieht auch er sich raus. Rudelgucken im Winter sei ohnehin wenig verlockend, aber nicht der Hauptgrund. Vielmehr sei die Fußball-WM in der Wüste „verlogen“. Sie werde „eine komplette, junge Generation um ein weiteres, großartiges Fußball-Erlebnis unwiederbringlich betrügen“, findet Thomas Siepmann. Er spricht von einem „unwürdigen Schauspiel“, das nur eine Minderheit sehen wolle, wie Siepmann durch Befragungen in seinem privaten und beruflichen Umfeld wisse.

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Doch auch wenn in vielen Städten Wirte und Event-Manager erklären, kein Rudelgucken anzubieten, so haben aber diejenigen, die darauf nicht verzichten wollen, durchaus Möglichkeiten. Auch in Düsseldorf. So werden an den Kasematten an der Rheinuferpromenade die Spiele gezeigt. Natürlich sei die Entscheidung nicht leicht gefallen. „Dennoch wollen wir unseren Gästen nicht vor den Kopf stoßen, die die WM bei uns schauen wollen“, sagt Betriebsleiter Betriebsleiter Patrick Ogiermann. Und auch Frank Hermsen, Geschäftsführer der Alstadt-Gemeinschaft in Düsseldorf geht davon aus, dass ein überwiegender Teil die Spiele zeigen werde.

Blick auf die EM 2024

So dürfte es auch in Mülheim sein. In der Stadt hat sich bislang noch kein Gastronomiebetrieb für einen Boykott ausgesprochen, viele Wirte wollen sich aber auch noch nicht festlegen. Von einer großen Nachfrage gehen sie angesichts der Weihnachtszeit nicht aus. Dennoch planen sie. Wie Richard Reichenbach, Geschäftsführer im Franky’s Wasserbahnhof. Auch wenn er sagt: „Wir nicht so zuversichtlich, was den Winter betrifft. Ich fürchte, dass wir uns wieder mit Mundschutz und Reduzierung auf zehn Leute oder Ähnlichem beschäftigen müssen.“

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Auch in den Kreisen Wesel und Kleve ist vielerorts noch unklar, ob und wo die Fußball-Fans öffentlich jubeln könnten. In Dinslaken steht bereits fest: Ein Public-Viewing in der „Din-Arena“, das es seit 2006 zur großen Turnieren gab, fällt zur WM in Katar aus. Die Stadttochter „Din-Event“, die das Rudelgucken bislang in der Katrin-Türks-Halle oder der Zechenwerkstatt organisiert hat, begründet dies mit einem vollem Veranstaltungsprogramm anderweitig zu den Vorrunden-Terminen. Leinwände wird es aber in der Gaststätte Maaß in Dinslaken und Feuer & Flamme in Voerde geben.

Viele Veranstalter blicken aber lieber schon mal auf die nächste Fußball-EM der Herren. Die ist zwar erst 2024. „Aber“, so Thomas Siepmann, „dann schauen wir Fußball hoffentlich wieder ohne Mundschutz und die Schwere“.