An Rhein und Ruhr. Viele Haushalte in NRW heizen mit Öl oder Gas, doch es gibt Alternativen. Diese Vor- und Nachteile haben Nachtspeicher, Wärmepumpen und Co.
Ein weißer, hüfthoher Kasten neben der Balkontür macht Udo und Sigrid Cremerius aus Mülheim warm ums Herz. Er lässt im Winter den Hefeteig gehen, die Weihnachtspyramide drehen und beschert dem Ehepaar obendrein noch eine warme Wohnung. Nachts kommt Strom herein, tagsüber Wärme heraus – „mit unserem Nachtspeicherofen lässt sich super heizen“, sagt der 70-Jährige.
Seit mittlerweile 33 Jahren wohnt das Paar in einem Achtfamilienhaus in Winkhausen, in dem alle Bewohner mit Nachtstrom heizen. Die beliebtesten Heizquellen der Deutschen – Öl und Gas – haben die beiden in früheren Wohnungen genutzt, „aber mit dem Nachtspeicher sind wir mit Abstand am zufriedensten“.
Heizen mit Strom: So viele Menschen setzen auf Elektroheizungen
Damit sind sie nicht allein. Zwar heizt die Hälfte aller Haushalte in Deutschland mit Gas, rund ein Viertel mit Öl. Doch immerhin um die fünf Prozent aller Wohnungen und Häuser werden mit Strom beheizt, wie Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen. Rund 1,1 Millionen Haushalte setzen, so wie die Eheleute Cremerius, auf eine elektrische Speicherheizung.
Während Nachtspeicheröfen nur bis in die 1970er Jahre wirklich beliebt waren, sind Wärmepumpen seit einigen Jahren im Trend. Und es gibt noch mehr Arten, mit Strom zu heizen. Aus Angst vor einer Gasknappheit griffen im vergangene Jahr viele Verbraucher zum Beispiel zu Radiatoren und Heizlüftern. Doch taugen Elektrogeräte wirklich als Alternative zu Öl und Gas? Manche mehr, manche weniger, sagen Experten.
Nachtspeicherheizungen: Das sind Vor- und Nachteile
Nachtspeicheröfen erzeugen Wärme durch Strom, den sie in der Nacht aufladen, wenn die meisten Menschen wenig verbrauchen. Lange hatte die Technik dadurch einen großen Vorteil gegenüber anderen Heizmethoden: Nachtstrom war günstig. Zudem sind die Geräte kompakt, sicher und relativ günstig in der Anschaffung: Einige Öfen gibt es schon ab 800 Euro zu kaufen.
Mittlerweile haben viele Anbieter den Nachtstromtarif aber stark angezogen – wenn sie Nacht- und Tagstrom überhaupt noch getrennt anbieten. Das spüren auch Udo und Sigrid Cremerius schmerzlich. Mitte August haben die Mülheimer Post von ihrem Anbieter „Deine Wärmeenergie“ bekommen, „da habe ich mir erst mal die Augen gerieben“, sagt der 70-Jährige.
Ihr Brutto-Arbeitspreis erhöhe sich zum 1. Oktober von 11,90 Cent pro Kilowattstunde auf 32,94 Cent, soll das Unternehmen angekündigt haben. Auch andere Nachtstrom-Kunden berichten von dieser Erhöhung.
Nachtstrom wird teurer: So viel zahlen Nachtspeicher-Kunden im Jahr
Er habe sofort gekündigt und zahle bei seinem neuen Anbieter „ViShare“ nun 23,85 Cent pro Kilowattstunde plus sieben Euro Grundpreis pro Monat. Selbst mit dem günstigeren Tarif gebe das Paar nun bis zu 400 Euro mehr im Jahr für eine warme Wohnung aus.
In den hohen Betriebskosten sieht das Vergleichsportal „Verivox“ einen großen Nachteil der Nachtspeicherheizung im Vergleich zur Öl- und Gasheizung. Ein Einfamilienhaus verbrauche im Jahr etwa 20.000 Kilowattstunden Gas für die Heizung und zahle dafür im Schnitt 2347 Euro.
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Bei gleichem Verbrauch seien die Jahreskosten für Nachtspeicherstrom mit 5013 Euro mehr als doppelt so hoch, rechnet „Verivox“ für die NRZ vor. Außerdem seien die Speicheröfen ineffizient, „da sie deutlich mehr Strom für die Wärmeerzeugung benötigen“, meint Pressesprecher und Energieexperte Lundquist Neubauer.
Infrarotheizungen: Wo sich die Geräte lohnen
Als moderne Alternative gelten zum Beispiel Infrarotheizungen, die fest verbaut oder an der Wand aufgehangen werden. Die Geräte erwärmen nicht die Luft, sondern Wände und Oberflächen, indem sie Infrarotstrahlung abgeben. Immer mehr Menschen rüsten Räume wie Hobbykeller mit den Geräten nach, die eher selten genutzt werden, sagt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW.
Infrarotheizungen könnten bequem genutzt werden und würden etwas weniger Strom verbrauchen als Nachtspeicheröfen, sagt Mittag der NRZ. Sie warnt jedoch davor, Gebäude, in denen viel Heizwärme gebraucht wird, komplett mit Infrarotheizungen zu beheizen: „Die Wärme wird komplett mit Strom erzeugt und dieser ist keine günstige Energiequelle. Somit wäre das Heizen recht teuer“, so Mittag.
Heizlüfter und Radiatoren: Mobile Geräte – mit einem Nachteil
Heizlüfter werden ebenso mit Strom betrieben und geben ohne Rohrsystem und Speicher direkt Wärme ab, sobald das Gerät an eine Steckdose angeschlossen ist. Das bringt einige Vorteile: Die Geräte sind meist schnell installiert, müssen sich nicht erst lange aufheizen, sind oft mobil und benötigen keinen separaten Heizkessel.
Der große Nachteil ist, genauso wie bei Infrarotheizungen: Sie werden mit normalen Haushaltsstrom betrieben – und der ist viel teurer als Gas. Nach Angaben von „Verivox“ kostet eine Kilowattstunde Gas im Oktober 2023 im bundesweiten Schnitt zwölf Cent im Vergleich zu 39 Cent bei Strom. „Diese Direktheizungen sollten daher nur als Ergänzung für andere Heizsysteme oder für Räume, die nur sporadisch und kurz geheizt werden sollen, verwendet werden“, meint Experte Lundquist Neubauer.
Wärmepumpen: Darum sind sie effizient
„Verivox“ und die Verbraucherzentrale NRW empfehlen beim Heizen mit Strom die Wärmepumpe. Im Gegensatz zur elektrischen Direktheizung kann die nämlich mit einem separaten Stromzähler betrieben werden. Außerdem nutzt sie die Wärme aus der Umgebung und wesentlich weniger Strom, um Wärmeenergie zu produzieren.
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Im Vergleich zu Direktheizungen, die Strom eins zu eins in Wärme umwandeln, seien Wärmepumpen viermal effizienter, sagt Ramona Mittag. „Besonders in gut gedämmten Häusern mit großflächigen Heizkörpern ist das Heizen mit einer Wärmepumpe daher günstiger als mit Gas“, meint auch „Verivox“-Sprecher Neubauer. Aber: Wer sich für eine Wärmepumpe entscheidet, muss mit Anschaffungskosten zwischen 25.000 bis 40.000 Euro rechnen.
>> HEIZEN MIT DEM KLIMAGERÄT? DAS RÄT DIE VERBRAUCHERZENTRALE NRW
- Wer von der Nachtspeicherheizung auf eine Wärmepumpe umsteigen will, müsse prüfen, ob nachträglich Heizungsrohre installiert werden können, sagt Heizexpertin Ramona Mittag. An die könnte eine Wärmepumpe angeschlossen werden. Zwingend nötig sei das aber nicht.
- Heizen lässt sich nämlich auch mit einem Klimasplitgerät, also einer Luft-Luft-Wärmepumpe, meint Mittag. Die sei nicht ganz so effizient wie die Luft-Wasser-Wärmepumpe, „aber dennoch deutlich effizienter als Nachtspeicher- oder Infrarotheizung.“