An Rhein und Ruhr. Kältetechniker und Baumärkte in NRW bemerken eine erhöhte Nachfrage nach Klimaanlagen. Die Verbraucherzentrale warnt und gibt Tipps zum Abkühlen.
Wer in den vergangenen Tagen einen Blick in den Baumarkt-Prospekt geworfen hat, wird häufig vor allem eins entdeckt haben: Ventilatoren, Mobile Klimaanlagen und Luftkühler jeder Art. „Wie das eben bei einer Hitzeperiode so ist, wollen die Leute sich schnell eindecken“, erklärt der Marktleiter des Baumarktes Stewes in Wesel, Marcel Kirsch.
Die erste Hitzewelle sei zwar erst einmal vorbei, doch die nächste lasse sicher nicht lange auf sich warten. Da ist sich der Baumarktleiter sicher – und ist gut gewappnet, wie er erzählt. „Wir haben viele verschiedene Ventilatoren im Angebot, doch gerade die Klimageräte werden immer häufiger nachgefragt“, weiß Kirsch.
„Kunden nehmen in der Not keine Rücksicht auf die Preise“
Die Klimageräte, sogenannte Mono-Modelle, die an die Steckdose angeschlossen werden können und mit einem Abluftschlauch nach außen verbunden sind, gibt es im Weseler Baumarkt ab 250 Euro zu kaufen. „Und oft ist es auch so, dass die Not größer ist, da nehmen die Kunden oft auch keine Rücksicht auf den Preis, sondern wollen nur eine schnelle Abkühlung“, fasst der Marktleiter zusammen.
Von den selbst installierbaren „Klimaanlagen“ hält Patrick Geurts nur wenig. Er ist Mitarbeiter der Firma Kälte- und Klimatechnik Kück in Kranenburg und freut sich momentan über eine gute Auftragslage. „Das fing aber auch in den Wintermonaten schon an, weil man mit den Klimaanlagen, die wir installieren, auch effizient heizen kann“, erklärt der Angestellte. „Wenig Geld bedeutet häufig auch wenig Leistung, so ist das häufig auch bei den Geräten aus dem Baumarkt“, so Geurts weiter.
Verbraucherzentrale NRW: „Kleine Geräte haben Schwierigkeiten“
Auch die Verbraucherzentrale (VZ) NRW hat die günstigeren Klimageräte unter die Lupe genommen und informiert: „Durch das offene Fenster, durch das der Abluftschlauch gesteckt wird, kommt wieder warme Luft rein. Das Gerät kämpft so einen teuren, aber aussichtslosen Kampf gegen die Hitze“, kritisiert die VZ. „Besonders bei großen Zimmern, direkter Sonneneinstrahlung oder Dachgeschosswohnungen haben die kleinen Geräte Schwierigkeiten.“
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Anders sehe es bei von Fachbetrieben montierten Splitgeräten aus, die aus zwei Teilen – dem Kühlgerät im Zimmer sowie einem Kompressor an der Außenwand des Gebäudes – bestehen. „Splitgeräte kühlen schneller als Monoblöcke. Außerdem verbrauchen sie für die gleiche Kühlleistung weniger Strom“, erklären die Verbraucherschützer.
Klimaanlagen seien kein Luxusgut mehr
Auf kurz oder lang, da ist sich Patrick Geurts sicher, würden Klimaanlagen in Privatwohnungen zum Standard, so wie es auch in südlicheren Ländern bereits seit Längerem der Fall ist. Ein Luxusgut sei das Gerät nicht mehr. „Der Klimawandel ist da, und die Menschen sorgen vor. Es gibt auch Kunden, die melden sich jetzt schon für das nächste Jahr, um vorbereitet zu sein“, so der gelernte Kältetechniker.
Momentan müssten Kunden mit Wartezeiten zwischen drei bis vier Monaten rechnen. „Wenn es einmal so warm ist, spielen die Leute natürlich verrückt und wollen die Anlage so schnell wie möglich installiert haben, das ist so schnell nicht möglich“, erzählt Patrick Geurts.
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Von längeren Wartezeiten berichten auch Tim Schleier und Marvin Wardenga von W&S Kältetechnik aus Dinslaken. „Bei den Temperaturen ist es natürlich ein Ausnahmezustand“, sagt Wardenga. „Schon im Vergleich zum letzten Jahr ist die Nachfrage nach Klimaanlagen gestiegen.“ Immer öfter tendierten Privatpersonen zur Installation eines Geräts, wissen die beiden Geschäftsinhaber.
Verbraucherzentrale NRW warnt vor erhöhten Stromkosten
Wegen Fachkräftemangels gebe es momentan Vorlaufzeiten von bis zu zwei Monaten für die Montage einer Klimaanlage. Preise für ein einfaches Split-Gerät würden bei der Firma W&S ab 3000 Euro beginnen, je nach Hersteller und Montageaufwand, erklären die beiden.
Egal, ob Mono-Modell oder Split-Gerät, die Verbraucherzentrale NRW warnt vor steigenden Stromkosten. „Die Stiftung Warentest rechnet mit etwa 350 bis 700 zusätzlichen Euro in 10 Jahren“ für ein Split-Klimagerät, so die Verbraucherzentrale NRW. „Bei weniger als 20 Hitzetagen im Jahr in Deutschland lohnt sich der Kauf meist nicht“, heißt es weiter.
So kühlen und lüften Sie ihre Wohnung im Sommer:
Wer keine Lust auf steigende Stromkosten oder Geldausgeben hat, dem gibt die Verbraucherzentrale NRW weitere Tipps, um die Wohnung oder das Haus kühl zu halten: Sie rät, tagsüber, wenn es heiß ist, Fenster und Türen geschlossen zu halten und erst zu lüften, wenn es draußen kühler wird – am besten nachts. Am effektivsten gehe dies mit einem Durchzug. Also: Fenster weit öffnen.
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Bei Jalousien oder Rollos rät die VZ zu Außenanlagen, die die Hitze besser draußen halten. Wenn dies nicht möglich ist, sollte man zu weißen oder reflektierenden Produkten greifen. „Je höher die Reflexion, desto besser ist der Schutz gegen Überhitzung.“ Und wenn es ganz dringend ist: „Hängen Sie ein weißes Tuch außen vor das Fenster.“
>>> Polizei gibt Tipps zum einbruchsicheren Lüften
Aus Angst vor Einbrechern möchte nicht jeder nachts die Fenster offen lassen. André Hartwich von der Polizei Düsseldorf rät, die Fenster nur so weit offen zu lassen, „dass Luft, aber keine Einbrecher reinkommen.“ Auch empfiehlt er abschließbare Kipphebel.
„Die kosten auch nur zehn bis 15 Euro pro Fenster, und man kann sie selbst einbauen.“ Von außen könne man sie nicht einfach öffnen. Ein weiterer Tipp: Außenjalousien kann man so weit herunterlassen, dass noch Schlitze offen bleiben. „Da kann man dann auch die Fenster offen lassen.“
Zudem rät Hartwich abends zu einen kleinen Rundgang, um sich zu vergewissern, dass alles zu ist. „Und bitte keine Schlüssel unter dem Blumentopf auf der Fensterbank verstecken, da schauen die Täter zuerst nach“, betont Hartwich.