Essen/Marl. Martin Herweg hat einfallsreich den Energieverbrauch gesenkt. Dafür gab es den Solidaritätspreis von NRZ und Freddy Fischer Stiftung.

Gedanken darüber, wie er selbst möglichst wenig Energie verbraucht, macht sich Martin Herweg schon seit vielen Jahren. Der Marler fährt etwa privat einen VW Lupo, ein „Drei-Liter-Auto“, wie er gerne betont. „Schon seit über 20 Jahren haben wir die Technologie für spritsparende Pkw. Leider haben sie sich nicht durchgesetzt.“ Zudem hält er seinen Stromverbrauch in der Wohnung möglichst gering.

Ein Heizungswart wurde gesucht

Als im vergangenen Jahr die Eigentümergemeinschaft der drei zusammenliegenden Wohnhäuser, in denen auch Herweg eine Wohnung hat, nach einem neuen Heizungswart suchte, meldete sich der 55-Jährige. Mit wenigen Handgriffen und Einfallsreichtum konnte er schnell den Wärmeverlust verringern. Seine Ideen gefielen auch der Jury des Solidaritätspreises von Freddy Fischer Stiftung und NRZ. Für sein Engagement, das demonstriert, was mit pfiffigen Gedanken möglich ist, erhielt er einen Sonderpreis.

Der Verbrauch wird im PC festgehalten.
Der Verbrauch wird im PC festgehalten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn Martin Herweg machte sich gewissermaßen das Motto des diesjährigen Preises („Wir für das Klima. Solidarität mit dem Planeten“) zu Eigen. Er begann im Oktober 2022 damit, die Zentralheizung in dem Mehrfamilienhaus zu überwachen und zu optimieren. Dafür setzt er selbst gebaute Sensoren und freie Software ein.

„Als ich das erste Mal den Heizungskeller betrat, wurde mir klar, dass es hier viel Einsparpotenzial gibt.“ Der Marler ist Informatiker, arbeitet als selbstständiger IT-Berater und fuchst sich gerne in technische Themengebiete rein. „Die Soll-Raumtemperatur stand damals auf 26 Grad Celsius“, berichtet er. Das kam ihm deutlich zu viel vor, erst kurz zuvor hatte das Haus eine neue Heizungsanlage erhalten.

Auf freie Software gesetzt

Herweg, der in seinem Beruf vor allem auf die Verwendung von freier und kostenlos verfügbarer Software setzt, las sich Artikel im Internet durch, sah sich Videos rund ums Heizen an, sammelte Informationen und Tipps, machte sich schließlich ans Werk.

Mit Dämmmaterial für rund 40 Euro, das er in einem nahen Fachmarkt kaufte, fing er an, die Rohre im Heizungskeller zu isolieren. „Das waren zwei Stunden Arbeit.“ Um den hydraulischen Abgleich der Heizung angehen zu können, befragte er die Bewohnerinnen und Bewohner der insgesamt 24 Wohneinheiten nach ihren Heizkörpern, Thermostatventilen und auch dem Zustand der Fenster. Am Gaszähler brachte Herweg einen Magnet-Sensor an, der die Impulse über Funk zu seiner Wohnung sendet. „Das ist Technik für wenige Euro.“

Die Rohre sind nun im Keller isoliert.
Die Rohre sind nun im Keller isoliert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

An seiner Wohnzimmer-Heizung misst er Vorlauf- Rücklauf-Temperatur, an seinem Schreibtisch wird die Raumtemperatur erfasst, in der Küche befindet sich ein Fühler für Außen- und Raumtemperatur. Die Daten landen per WLAN auf einem kleinen Computer, einem „Raspberry Pi 4“ – Kostenpunkt: 40 Euro. Darauf läuft freie Software. „So kann ich gut beobachten, wie sich die Heizung bei verschiedenen Außentemperaturen und Tageszeiten verhält.“ Stolz ist Herweg auf den Lohn der Bemühungen. „Der Gasverbrauch ist um 33 Prozent gesunken“, verkündet der Marler. Der Stromverbrauch der Pumpen sei um 30 Prozent verringert worden.

„Ich befürchte, dass in vielen Mehrfamilienhäusern die Heizungen ähnlich schlecht eingestellt sind, so wie ich es vorfand.“ Der 55-Jährige hofft, einige Denkanstöße geben zu können, um möglichst viele Menschen zu motivieren, einen genaueren Blick auf ihre Heizung zu werfen.

Die Verbraucherzentrale (verbraucherzentrale.nrw) hat Tipps parat, wie relativ schnell Energie beim Heizen gespart werden kann – ein kurzer Überblick: Mit jedem Grad weniger können ungefähr sechs Prozent Heizenergie eingespart werden. Thermostate an Heizkörpern sind hierbei Energiesparhelfer, egal ob von Hand gedreht oder automatisch programmiert. Temperaturen zwischen 18° Celsius im Schlafzimmer und 21° Celsius im Wohnzimmer reichen meist aus. In ungeheizten Räumen sollte die Temperatur nicht unter 16° Celsius fallen Um sicherzustellen, dass auf Dauer keine Wärme auf dem Weg vom Keller durchs Haus verloren geht, sollten Rohre gedämmt werden, das ist auch eine Vorgabe des Gebäudeenergiegesetz. Materialien gibt es günstig im Baumarkt, etwa Rohrisolierungen aus Kunststoff, Dämmschalen, Kunststoffkleber und Isolierband. Die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage lässt sich an die Umgebungstemperatur anpassen.