Oberhausen. Zwischen Wasserrohrbruch und Pelletheizung: Was Heizungs- und Sanitärfirmen zu tun haben. Wärmepumpen werden aktuell kaum nachgefragt
Die Seiten- und Kofferraumtüren der blauen Kastenwagen stehen offen, bereit, das Material zu schlucken, das die Handwerker in deren Bäuche schieben. Ein Wasserrohrbruch im Kreis Wesel, ein Austausch einer Zündpatrone in Velbert, der Einbau einer Duschtasse in Oberhausen – dafür brauchen die Arbeiter jede Menge Werkzeug und Ersatzteile. Nur eine Wärmepumpe sucht man in den Lieferwagen vergebens. Die will gerade kaum jemand haben, drei Stück stehen noch im Lager der Oberhausener Sanitär- und Heizungsfirma Niehoff-Prochota.
Die Diskussionen um das neue Gebäudeenergiegesetz, besser bekannt als Heizungsgesetz, hätten die Menschen an Rhein und Ruhr verunsichert, meint Firmeninhaber Dorian Prochota. Er sieht die Fokussierung auf die Wärmepumpen durch die Politiker kritisch. „Der Wärmepumpen-Boom schadet unserer Branche“, sagt Prochota.
Sanierungsstau bei Wärmepumpen befürchtet
Das Problem: Die Hersteller seien mit der Ausbildung der Kundendienstler und Techniker kaum hintergekommen. Das System sei träge, „es dauert, bis dem Kunden geholfen wird“, sagt Dorian Prochota. Zudem würden nicht flächendeckend Wartungen oder Reparaturen angeboten. Deshalb befürchtet der Anlagenmechaniker-Meister, dass all das zu einem Sanierungsstau führt.
Grundsätzlich, sagt er, müsse für jeden Kunden und für jede Immobilie die passende Heizung gefunden werden. Er verbaut Gas-, Öl-, ja sogar Wasserstoffheizungen, aber vor allem seit den 90er-Jahren Holzpelletanlagen. Diese Heizungsform hält er persönlich für „die ökologischste und ökonomischste“. Die Pellets kämen aus der Region, die Lieferwege seien kurz.
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In Essen ist eine solche Lieferung aus Olsberg im Sauerland eingetroffen. Per Schlauch werden die kleinen Holzschnipsel in den Keller gepumpt. Dorian Prochotas Handwerker haben im Keller dieses Hauses eine neue Pelletanlage eingebaut. Heute will er kontrollieren, wie die Befüllung der Anlage läuft.
Der Maulwurf im Holzpelletlager lahmt
Prochota schaltet die Anlage ein, die Mieterin des Hauses schaut gespannt zu. Ein Sauger startet, kurze Zeit später rappeln die Pellets durch ein Rohr an der Decke vom Lager im benachbarten Keller in die Heizung, wo sie verbrannt werden. Doch der Meister ist noch nicht zufrieden.
Immer wieder schaut er durch ein kleines Fenster auf den Pellethaufen. Eigentlich will er das Fenster nicht öffnen, weil die Befüllung mit Pellets ordentlich staubt. Doch es führt kein Weg daran vorbei; der Maulwurf arbeitet nicht richtig. So wird der kleine Schaufelapparat bezeichnet, der die Pellets aus dem großen Haufen ins Rohr hievt. Prochota stupst das rote Gerät an, aber schon kurz später setzt es sich wieder fest. „Ein Defekt“, erkennt der Fachmann. Im Auto, unterwegs zum nächsten Termin, ruft er den Hersteller an. Der schickt einen neuen Maulwurf, der in den nächsten Tagen bei den Mietern eingebaut werden muss.
Mit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise sind nicht nur die Öl- und Gaspreise gestiegen, auch die Pelletpreise haben zunächst angezogen. Den vorläufigen Höhepunkt gab es laut Deutschem Pelletinstitut im September 2022. Damals kostete eine Tonne rund 763 Euro – 400 Euro mehr als im Januar 2022. Inzwischen sind die Preise wieder etwas gesunken, der Pelletpreis pro Tonne liegt aktuell bei 422 Euro.
Zusätzlich haben sich in diesem Jahr die Förderbedingungen für Pelletöfen verschärft. So gebe es „eine neue Kombipflicht mit Solarthermie oder einer Wärmepumpe, was die Gesamtkosten des Heizungssystems für viele Verbraucher unerschwinglich macht“, schildert eine Sprecherin des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes.
An diesem Tag repariert der Chef selbst noch eine weitere Pelletheizung in einem denkmalgeschützten Haus in Velbert. Die Zündpatrone hat den Geist aufgegeben – ein Fall für die Garantie. Ebenfalls ein Garantiefall ist der Wärmetauscher der Flüssiggasheizung in Essen-Stadtwald. Prochotas Mitarbeiter haben den Fehler hier zuvor nicht gefunden, die Geduld der Kunden war schon ein wenig strapaziert, also schaute der Chef selbst nach. „Den Mitarbeitern fehlt da womöglich noch die Erfahrung. Das werden wir besprechen“, sagt er.
Baustelle in Oberhausen im Obergeschoss
Für eine kurze Baubesprechung stoppt Prochota in Oberhausen. Dort im Obergeschoss zieht Gerhardt Peikert Strippen in die Wände. Die Eigentumswohnung soll demnächst vermietet werden, bis dahin wird sie von Grund auf saniert. Auch solche Komplettsanierungen von Wohnungen bietet das Oberhausener Unternehmen an, in Kooperation mit anderen Handwerksbetrieben.
Nächster Stopp Essen: Ein befreundeter Unternehmer braucht Hilfe. Er hat sich ein Haus gekauft, muss nun die Abwasserleitung in der Küche neu verlegen und hat eine Frage dazu. Außerdem soll eine neue Duschwand her.
Photovoltaikanlage auf einem Dach in Essen
Weiter geht’s, ein Maler, mit dem Prochota auf Baustellen kooperiert, hat Probleme mit seiner Gasheizung in Essen. Er hebt ein Bücherregal an, schiebt es von der Wand weg – und schon blickt man in einen kleinen Heizungsraum. Auf rund drei Quadratmetern steht die Heizung. Prochota tauscht eine Platine aus. „Das Problem wird nicht mehr auftauchen“, sagt er. Dann geht es aufs Dach, wo in Kürze eine Photovoltaikanlage den Strom produzieren soll. Das will gut vorbereitet sein.
Auf dem Rückweg zur Firma lässt sich Prochota auf den neuesten Stand bringen, telefoniert mit seinen Teams, die sich um Wasserrohrbrüche, Heizungswartungen und Baustellen gekümmert haben. „Für mich seid ihr heute die Größten“, sagt der Chef zu seinem Mitarbeiter. Na dann: Schönen Feierabend!