Essen. Der Versorger Eon hebt pünktlich zur Heizsaison für einige Essener die Heizstrompreise an. Die Verbraucherzentrale hat einen Tipp für Betroffene.

Klaus Kleinert* wohnt in einer 100 Quadratmeter großen Etagenwohnung im Hörsterfeld in einer der großen Wohnanlagen im Hörsterfeld und er heizt wie viele dort mit Nachtspeicheröfen - also mit Strom. Der Brief, den Klaus Kleinert vergangene Woche im Briefkasten von seinem Energieversorger fand, hat ihn zweimal hinschauen lassen. Das Unternehmen „Deine Wärmeenergie GmbH & Co KG“ kündigte ihm darin an, dass zum 1. Oktober 2023 sein Heizstrom-Tarif kräftig steigen soll - um fast das Dreifache. Pünktlich zur kommenden Heizsaison.

Bislang zahlt Kleinert für die Kilowattstunde 11,9 Cent pro Kilowattstunde sowohl im Niedertarif (nachts) und im Hochtarif (tagsüber). Ab 1. Oktober sollen es dann 32,94 Ct/kWh bzw. 33,16 Ct/kWh sein. Der Grundpreis bleibt mit 140,11 Euro brutto gleich.

„Deine Wärmeenergie“ ist in der Vergangenheit der größte Heizstromanbieter in Essen gewesen und dürfte es bis heute sein. Das Unternehmen gehörte früher zu Innogy bzw. RWE, heute zu Eon. Eine Sprecherin des Konzerns bestätigte, dass die Preise für Heizstrom steigen werden, um wie viel, könne sie pauschal nicht sagen, da es sich um Sondertarife mit unterschiedlichen Konditionen handle.

Betroffene Eon-Kunden lassen sich von der Verbraucherzentrale beraten

Klaus Kleinert ist, wie er sagt, in seinem Umfeld längst nicht der Einzige, der mit Nachtspeicheröfen heizt. Eon allerdings schweigt sich darüber aus, wie viele Kunden in Essen noch zum 1. Oktober mehr zahlen sollen. Die Sprecherin spricht von „einer vergleichsweise sehr kleinen Kundengruppe“.

Die Erhöhung zieht dennoch bereits Kreise. Auch bei der Verbraucherzentrale in Essen haben sich besorgte Kunden gemeldet, denen ebenfalls eine „saftige Preiserhöhung“ angekündigt wurde, sagt Energieberaterin Anke Müller. Auch bei ihnen gehe es „ungefähr um eine Verdreifachung“.

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Der starke Anstieg zu diesem Zeitpunkt überrascht Kunden auch deshalb, weil Eon noch im Frühjahr angekündigt hatte, zum 1. September bei „Millionen Strom- und Gaskunden“ die Preise zu senken. Die Eon-Sprecherin betont jedoch, dass es sich hier nicht um einen Widerspruch handele. Während viele Eon-Kunden in der Vergangenheit höhere Preise zahlen mussten, hätten die Heizstromkunden lange von günstigen und stabilen Konditionen profitiert. Wörtlich sagte sie: „Die betroffenen Kunden liegen also insgesamt auf einem sehr niedrigen Preisniveau, das der aktuellen Lage an den Großhandelsmärkten nicht mehr entspricht.“ Darauf reagiere Eon jetzt.

Verbraucherzentrale rät: Wechsel in den Eon-Grundversorgungstarif prüfen

Unterdessen hat Verbraucherberaterin Anke Müller herausgefunden, dass Eon derzeit einen günstigen Grundversorgungstarif für Heizstrom anbietet, dessen Höhe von verschiedenen Parametern abhängt. „Betroffene sollten daher prüfen, ob sie in den Grundversorgungstarif wechseln können“, so Anke Müller und rät, bei Eon die Konditionen und die Machbarkeit abzufragen. Bis zum 30. September haben Betroffene wie Klaus Kleinert noch ein Sonderkündigungsrecht und könnten somit schnell wechseln. Zwar kann es passieren, dass Eon demnächst auch den Grundversorgungstarif für Heizstrom anhebt, dieser ist jedoch anders als bei Sondertarifen binnen 14 Tagen jederzeit schnell gekündigt.

Im aktuellen Fall von Klaus Kleinert kommt aber noch etwas Besonderes dazu: „Deine Wärmeenergie GmbH & Co KG“ beendet zum 31. August ihre Tätigkeit. Das Geschäft übernimmt die „E.ON Energie Deutschland GmbH“. Diese hat Herrn Kleinert und anderen Sondertarifkunden bereits angekündigt, ab dem 4. September ein „attraktives“ Angebot machen zu wollen. Wie das aussieht, ist noch nicht bekannt. Kunden sollten daher mit einem möglichen Wechsel noch abwarten, meint Verbraucherschützerin Anke Müller. Danach bliebe noch Zeit, um vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen.

Neues Tarifangebot nur mit QR-Code einsehbar

Um im Übrigen das „attraktive“ Angebot abrufen zu können, hat Eon Klaus Kleinert einen QR-Code mitgeschickt. Diesen muss er mit dem Handy einlesen. Sein Kommentar dazu: „Ob das die überwiegend vielen alten Leute, die hier wohnen - wir gehören auch dazu - mit dem QR-Code so verstehen und hinkriegen, ist auch noch eine Frage.“

*Name geändert

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