An Rhein und Ruhr. An Rhein und Ruhr steigt die Waldbrandgefahr. Welche Gebiete besonders gefährdet sind und wie sich Förster und Feuerwehrleute vorbereiten.
Viele Menschen in NRW freuen sich über warme und sonnige Frühsommer-Tage zum Juni-Beginn – anders als die Bäume und Pflanzen in der Region. Mit anhaltender Trockenheit steigt allmählich die Waldbrandgefahr. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes zeigt mittlerweile für ganz NRW eine mittlere Brandgefahr an: Stufe drei von fünf. Förster und Feuerwehrleute sind alarmiert.
„Die Gefahrenstufe drei bedeutet für die Feuerwehren eine erhöhte Sensibilität und Vorsicht“, sagt Christoph Schöneborn, NRW-Landesgeschäftsführer des Verbands der Feuerwehren (VdF), gegenüber dieser Redaktion. In weiten Teilen NRWs habe es lange nicht geregnet. Auch künftig würden immer wieder „mehrwöchige Zeiträume ohne Niederschlag“ erwartet. Daher könne sich die Waldbrandgefahr sogar noch weiter erhöhen.
Viele kleine Flächenbrände in NRW im Frühjahr
Bereits in diesem Frühsommer habe es in NRW einige kleine Flächenbrände gegeben. Das sei für diese Jahreszeit jedoch normal. Häufig brenne nur Buschwerk oder eine trockene Wiese, meint Schöneborn: „Das kann die Feuerwehr eindämmen und dann ist der Einsatz meistens nach einer Stunde beendet.“
Wie verheerend jedoch die Folgen sein können, wenn trockenes Gras anfängt zu brennen, hat der große Moorbrand im Hohen Venn an der deutsch-belgischen Grenze gezeigt. Über 150 Hektar Oberfläche sind seit Anfang der Woche abgebrannt. Um den Brand zu löschen, waren Löschhubschrauber und Kettenfahrzeuge im Einsatz. Erst am Donnerstag war das Feuer gelöscht.
Auch Förster warnen vor der erhöhten Brandgefahr, so zum Beispiel der Leiter des Regionalforstamts Niederrhein, Julian Mauerhof: „Zurzeit ist es oft windig. Wenn es dann im Wald brennt, kann es besonders gefährlich werden, weil sich der Brand schnell ausbreitet.“ Außerdem würden noch nicht alle Pflanzen vollständig blühen. Dadurch scheine die Sonne teils ungehindert auf den Boden – ein Faktor, der Trockenheit begünstige.
Trockenheit trotz viel Niederschlag im Frühjahr
Doch warum sind die Wälder und deren Böden so trocken? Denn nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der vergangene Frühling so nass wie zuletzt vor zehn Jahren. Mauerhof zufolge leiden jedoch immer noch viele Böden unter den trockenen Sommern seit 2018. In der Folge sei der Grundwasserpegel abgesunken. „Dann reichen zwei Wochen ohne Regen für eine höhere Waldbrandgefahr aus“, sagt der Förster. Zudem liege durch den geschwächten Baumbestand viel abgestorbenes Material im Wald – ein zusätzlicher Brandbeschleuniger.
Nadelwälder aus zum Beispiel Kiefern und Fichten seien für Brände besonders anfällig: „Kiefern enthalten ätherischen Öle, die sehr stark brennen können“, erklärt Julian Mauerhof. Nach Angaben von Wald und Holz NRW machen Fichten 37 Prozent der Waldfläche in NRW aus, hinzu kommen die Arten Kiefer, Lärche, Douglasie mit elf Prozent.
Am Niederrhein sei der Kiefer-Anteil noch höher – und damit auch die Brandgefahr. Ein hohes Brandrisiko bestehe zum Beispiel beim Diersfordter Wald in Wesel: „Dort gibt es viele Kiefern und viel Sand und deswegen immer wieder kleine Brände.“ Zum Beispiel waren 2019 dort 156 Feuerwehrleute wegen eines Flächenbrands im Einsatz. Auch der Klever Reichswald, die Leucht bei Alpen und der Grenzwald bei Brüggen seien anfällig für Brände.
Waldbrandgefahr: So bereiten sich Förster und Feuerwehren vor
Waldbrände würden am häufigsten durch Menschenhand ausgelöst, zum Beispiel durch offene Lagerfeuer und weggeschmissene Zigaretten. Dieses Phänomen habe sich während der Pandemie verstärkt, als sich viele Menschen im Wald und in Naturschutzgebieten erholen wollten. Daher warnt Mauerhof: „Wer jetzt im Wald unterwegs ist, sollte besonders aufpassen.“
Als Reaktion auf die erhöhte Brandgefahr hat der Landesbetrieb Wald und Holz NRW nun einen speziellen Bereitschaftsplan aufgestellt: „In jedem Bezirk ist jetzt immer ein Förster über die Woche erreichbar, den im Notfall auch die Leitstellen kontaktieren können“, sagt der Regionalforstamtsleiter. Erreicht der Brandgefahrindex die Stufe fünf, würde die Polizei zudem die betroffenen Gebiete mit Überwachungsflügen kontrollieren.
Zur Sommersaison im kommenden Jahr soll zudem ein System in Betrieb genommen werden, mit dem die Förster und Feuerwehren Waldbrände frühzeitig erkennen können. Dazu sollen Kameras auf Funkmasten und Turmspitzen montiert werden, die eine Überwachung der Wälder per Infrarotstrahlung ermöglichen. Mauerhof erklärt: „Sobald man eine Rauchfahne entdeckt, geht dann automatisch eine Meldung an die Leitstelle.“