Kreis Kleve. Julian Mauerhof ist Forstamtsleiter bei Wald und Forst NRW und damit auch Chef über 62.000 Hektar Wald. Ursprünglich wollte er Pilot werden.

Die mächtige Buche, in deren Schatten sich Julian Mauerhof im Klever Reichswald im Gespräch mit der NRZ stellt, ist für den Förster ein Symbol des Waldes, das ihm besonders am Herzen liegt. Sinnbild für die Freude an seinem Beruf. Ein Beruf, der ihm Kraft und Energie gibt – zumindest dann, wenn es ihm gelingt, die drängenden Probleme, die die kränkelnden Wälder haben, kurzfristig zu verdrängen.

Und er überhaupt Zeit hat, sich draußen unter den Laubdächern aufzuhalten. Dazu hat der studierte Förster nämlich nicht mehr so viel Gelegenheit. Denn er ist die berufliche Leiter in recht kurzer Zeit ziemlich hoch geklettert. Damit verbunden: eine deutliche Schwerpunktverlagerung seiner Arbeit an den Schreibtisch in Wesel. Von dort koordiniert er die zahlreichen Tätigkeitsfelder als Forstamtsleiter bei Wald und Forst NRW.

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Mauerhof und sein Team betreuen 62.000 Hektar Wald

Aber dem sympathischen und durchaus selbstbewussten 41-Jährigen ist große Verantwortung nicht fremd. Schon vor einigen Jahren wurde er Nachfolger von Hanns-Karl Ganser und übernahm die Verantwortung für rund 16.000 Hektar nordrhein-westfälischen Landeswald am gesamten Niederrhein von Emmerich bis Schwalmtal als Fachgebietsleiter „Landeseigener Forstbetrieb“.

Mittlerweile kam beruflich ein weiterer großer Schritt hinzu: Mauerhof ist nun als Forstamtsleiter nicht mehr nur für die landeseigenen Forstbetriebe zuständig, sondern auch für die privaten und kommunalen Wälder. „Das Gebiet, das ich mit meinem Team betreue, erstreckt sich nun auf 62.000 Hektar“, stellt der Förster fest. „Das bedeutet aber auch, dass ich mittlerweile rund 98 Prozent meiner Arbeitszeit im Büro verbringe.“ Hört sich erst einmal langweilig an – ist es aber nicht. Mauerhof: „Es ist trotzdem weiterhin ein spannender Arbeitstag. Ich bin für 90 Mitarbeiter verantwortlich. Das alleine wird schon nie langweilig. Außerdem bin ich von einem gänzlich verjüngten Führungsteam umgeben. Wir kommunizieren viel, die Außendarstellung nimmt einen hohen Stellenwert ein. Und mir gefällt, dass ich in Sachen Forst Entscheidungen steuern und mit gestalten kann.“

Denn die Mitgestaltung der Zukunft des Waldes ist dem gebürtigen Rheinland-Pfälzer wichtig. Die Herausforderungen jetzt und in Zukunft sind riesig. Wachsen von Tag zu Tag. Es gibt an vielen „grünen“ Fronten extrem viel zu tun, weiß der Waldmann. In Sachen nachhaltiger Forstwirtschaft, in Sachen Anpflanzung und Verjüngung, Stärkung der Wälder in Zeiten des Klimawandels, Vergrößerung der Waldbestände trotz immer härter werdender Flächenkonkurrenz und vieles, vieles mehr.

Forst als Familientradition

Herausforderungen, denen sich einst der junge Julian Mauerhof gar nicht stellen wollte. „Im Gegenteil. Ich wollte ausbrechen aus der Familientradition, in der schon vier Generationen – Vater, Großvater, Urgroßvater und Ururgroßvater – im Bereich Forst- und Landwirtschaft tätig waren. Ich wollte Pilot werden!“ Hätte klappen können, denn ein bisschen Überflieger steckte wohl schon immer in dem ehrgeizigen jungen Mann.

Aber es war dann wohl doch einfacher gedacht, als getan, die Sache mit dem Berufswunsch Pilot. „Die Bundeswehr sagte mir nicht zu. Das war nicht meins“, gibt Mauerhof zu. „Da habe ich dann eben Maschinenbau, besser gesagt Luft- und Raumfahrttechnik in Hamburg studiert. Aber das war’s dann irgendwie auch nicht“, erinnert er sich schmunzelnd. „Ich kam einfach nicht drum rum und hab dann schließlich von 2005 bis 2011 an der Georg-August-Universität Göttingen Forstwissenschaften und Waldökologie studiert.“ Im Studium legte er seinen Schwerpunkt auf den Bereich „Forstbetrieb und Waldnutzung“. Und das funktionierte – es lag ihm eben doch im Blut, und der Beruf des Försters war auch dem jungen Mauerhof in die Wiege gelegt worden. Das Studium schloss er erfolgreich mit dem Titel „Master of Science“ ab. Es folgte eine für ihn unvergessliche Zeit nach dem Abschluss des Studiums: ein halbes Jahr in einem Forstbetrieb in den Anden Chiles und Argentiniens.

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Von Juni 2012 bis Mai 2013 absolvierte er das Forstreferendariat im Regionalforstamt Hochstift und wurde dort auf den höheren Forstdienst vorbereitet. Nach bestandenem Staatsexamen waren damals die Jobs rar, aber die eine Stelle, die es gab, war die richtige: Julian Mauerhof ging in den Nationalpark Eifel des Landesbetriebes Wald und Holz NRW. Dort übernahm er die Fachgebietsleitung im Bereich „Biotop- und Wildtiermanagement“, bevor sich ihm der Weg in Richtung heutiger Forstamtsleitung auftat.

Familienmensch aus Krefeld

Und da fühlt sich der frisch gebackene Chef über 62.000 Hektar Wald sehr wohl. Steht genau dort, wo er nun steht, richtig. Meistens nicht alleine, obwohl der viel beschäftigte und geforderte Mauerhof schon gerne auch mal nur „für sich“ ist. Am liebsten natürlich im Wald. Aber der 41-Jährige ist eben auch Teamplayer. Nicht nur in seinem Büro in Wesel. Geduldig dazu. „Geht ja nicht anders, wenn man für so viele Mitarbeiter Verantwortung trägt.“ Und dann ist da noch der private Mauerhof. Ein Familienmensch durch und durch, der bei seiner Familie im Schatten des heimischen Krefelder Stadtwaldes mit Ehefrau Julia und seinen beiden Söhnen (drei und vier Jahre alt) an seiner Seite stets gut abschalten kann und nachhaltiges Leben zu schätzen weiß.

Aber wenn lange Stunden am Schreibtisch die Energiereserven des Forstamtsleiters aufgebraucht haben, dann geht’s für den geborenen Förster und passionierten Jäger doch wieder am liebsten in den Wald. So wie hier im Klever Reichswald zur alten Buche. Dort kann er dann auftanken und mit dem rumänischen Straßenhund Guinness vor seinen Füßen neue Kraft schöpfen für die nicht kleiner werdenden Herausforderungen seines Berufes.