Kreis Kleve. Die Stürme Ende Februar haben im Reichswald überwiegend vorgeschädigte Bäume umgeworfen. Die Waldbestände sollen weiter klimafest gemacht werden

Sie hießen „Xandra“, „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ – die Stürme und Orkane, die in letzten Februartagen über den Niederrhein hinweggefegt sind. Die starken Winde haben dabei viele Schäden angerichtet und auch den Wald nicht verschont.

Schäden sind am Niederrhein vergleichsweise gering

Insgesamt aber sind die Schäden deutlich geringer als noch 2018 nach Orkan Friederike, wie Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW mitteilt. Danach waren vor vier Jahren zwei Millionen Festmeter Holz gefallen (ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holz. Anm. d. Red.). „Von den Sturmschäden betroffen sind überwiegend Nadelbäume, so Blaschke. In Zahlen ausgedrückt sind dies landesweit 525.000 Festmeter bei Nadelholz und 139.000 Festmeter bei Laubholz. Getroffen habe das besonders die Regionen Hochstift und Westfalen-Lippe, sagt Blaschke.

Das Bild zeigt Zerstörungen, teils durch vorangegangene Stürme und junge, nachwachsende Bäume.
Das Bild zeigt Zerstörungen, teils durch vorangegangene Stürme und junge, nachwachsende Bäume. © NRZ | Claudia Gronewald

Den Niederrhein haben die Stürme nicht so stark erwischt. „Zum Glück sind die entstandenen Schäden durch die Stürme der vergangenen Tage überschaubar geblieben“, berichtet Julian Mauerhof, Forstamtsleiter beim Regionalforstamt Niederrhein für den Landesbetrieb Wald und Holz NRW, zuständig auch für den Kreis Kleve. Überwiegend seien bereits durch Borkenkäfer und Trockenheit vorgeschädigte einzelne Bäume umgeworfen worden, schildert er. „Außerdem kam es zu zahlreichen Astabbrüchen und Kronenbrüchen.“ Flächige Würfe seien nur in wenigen Einzelfällen aufgetreten, überwiegend dort, wo die Wälder schon durch den Sturm Friederike, die Trockenheit oder den Borkenkäfer aufgelichtet oder angerissen waren.

„Vielerorts waren Wege blockiert“, haben Mauerhof und seine Mitarbeitenden festgestellt. Diese habe man in erster Priorität frei geräumt, für die Verkehrssicherung relevante Bäume an Wegen seien entfernt worden.

Keine Gefahr für Waldbesucher

„Einzelne Bäume, die in den Waldbeständen umgeworfen wurden oder gebrochen sind, werden erst einmal nicht aufgearbeitet,“ sagt der Förster. Sie stellten keine Gefahr für die Besucher des Waldes dar. „Dort wo Kahlflächen entstanden sind und bereits eine Naturverjüngung mit kleinen Bäumen vorhanden ist oder sich in den nächsten 2-3 Jahren von alleine etablieren kann, wird die Fläche nur geräumt“, erklärt Mauerhof. Dort wo man nicht mit einer natürlichen Verjüngung rechnen könne, würden im kommenden Herbst oder Frühjahr 2023 neue Bäume gepflanzt.

Eine alte Buche hatte, durch Trockenheit geschwächt, dem Sturm nichts mehr entgegenzusetzen.
Eine alte Buche hatte, durch Trockenheit geschwächt, dem Sturm nichts mehr entgegenzusetzen. © NRZ | Claudia Gronewald

Für die Zukunft sind Förster bereits seit vielen Jahrzehnten dabei Wälder stabiler zu gestalten, in dem verschiedene dem Standort angepasste Baumarten auf den Flächen eingebracht werden, betont der Forstamtsleiter: „Monokulturen werden durch die Unterpflanzung zum Beispiel mit Schatten ertragenden Laubbäumen ‘umgebaut’, um zukünftig struktur- und artenreiche Waldbestände zu schaffen.“ Diese, so hofft er, könnten den klimatischen Bedingungen der Zukunft besser stand halten.

Waldumbau benötigt viel Zeit

So sieht es auch Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser: „Damit der Wald seine vielfältigen Leistungen dauerhaft erfüllen kann, muss er vital und widerstandsfähig sein. Der Wiederaufbau des Waldes und seine Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind zentrale Zukunftsaufgaben. Die Umsetzung unserer waldbaulichen Konzepte ist eine Antwort auf den Klimawandel.“ Die Landesregierung unterstütze den privaten und kommunalen Waldbesitz bei der Bewältigung der Waldschäden und der Wiederbewaldung durch fachliche Beratung und umfangreiche finanzielle Hilfen.

„Aber das braucht viel Zeit“, weiß Mauerhof, „denn das Leben eines Baumes ist lang, weshalb wir Förster und alle unsere Vorgänger sehr langfristig denken mussten und müssen. Unser Ziel ist an allererster Stelle, dass der Wald, Wald bleibt und vielleicht sogar ein bisschen mehr wird.“

>> Fördergrenzen aufgehoben

Das Umweltministerium hat die Förderhöchstgrenze je Forstbetrieb für Maßnahmen zur Verkehrssicherung, der Anlage von Holzlagerplätzen und vor allem der Wiederaufforstung von Kalamitätsflächen (durch Sturm geschädigte Flächen. Anm. d. Red.) aufgehoben. Der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst in NRW, Max von Elverfeldt, begrüßt dies ausdrücklich. „Die große Aufgabe der Wiederbewaldung der von Dürre und Borkenkäferbefall zerstörten Wälder kann nur gelingen, wenn jeder Hektar gefördert wird. Eine Begrenzung der Förderung je Eigentümer stand dieser Mammutaufgabe entgegen.“

Auch der vorgesehenen Umstellung der Förderung auf pauschale Flächenzahlungen je Hektar Pflanzung steht er optimistisch gegenüber. Die Antragstellung werde enorm vereinfacht. Es müsse sich allerdings noch herausstellen, ob die Anforderungen, die an Baumarten und Mischung gestellt werden, der Praxis entsprächen und ob die Richtlinie auch in der Umsetzung tatsächlich einfacher werde. Die Familienbetriebe Land und Forst NRW würden dies konstruktiv begleiten, so von Elverfeldt.