Berlin. Mit dem Schließen der Wahllokale um 18 Uhr gibt es die ersten Zahlen zur Wahlbeteiligung in Deutschland. Sie sind auf Rekordniveau.
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl ist laut Prognosen von ARD und ZDF auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990 gestiegen. Laut Schätzungen des Instituts Infratest dimap für die ARD am Sonntag lag sie bei 84 Prozent, die Forschungsgruppe Wahlen gab für das ZDF einen Wert von 83 Prozent an. Höher war die Wahlbeteiligung mit 84,3 Prozent zuletzt 1987.
Bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 76,4 Prozent, also etwa sieben bis acht Prozentpunkte niedriger als nun laut Prognosen erwartet. Eine hohe Wahlbeteiligung hatte sich laut Zwischenständen der Bundeswahlleitung bereits den Sonntag über abgezeichnet.
Nach derzeitigen Schätzungen hat die Union Bundestagswahl klar gewonnen, zweitstärkste Kraft ist die AfD vor der SPD und den Grünen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Liveblog.
Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl: Wohl höchster Wert seit 1990
Schon am Vormittag gaben die Bundesländer vorläufige Zahlen zur Wahlbeteiligung bekannt. In Berlin hatten bis zum Mittag bereits 33 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der vorherigen Bundestagswahl lag die Quote zu diesem Zeitpunkt demnach bei etwa 25,4 Prozent, teilte die Landeswahlleitung mit. Rund 2,4 Millionen Menschen sind in Berlin zur Wahl aufgerufen.
In Brandenburg hatten bis zum Nachmittag 55,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme in den Wahllokalen abgegeben. Das teilte die Landeswahlleitung in Potsdam zum Stand der Wahlbeteiligung um 14.00 Uhr mit. Bei der vorherigen Bundestagswahl 2021 war die Quote zu diesem Zeitpunkt mit 48,8 Prozent niedriger.
Auch Niedersachsen meldete eine höhere Wahlbeteiligung. Bis zum Mittag hatten etwa 43 Prozent der Wahlberechtigten an der Bundestagswahl teilgenommen. Den Wert von 42,9 Prozent teilte die Landeswahlleitung mit Stand 12.30 Uhr mit. Bei der Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung zur selben Zeit bei 36,6 Prozent.
Nicht einbezogen sind die Bürgerinnen und Bürger, die bereits per Briefwahl abgestimmt haben. Wie viele der gut sechs Millionen Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen beantragt haben, nannte die Landeswahlleitung nicht. Im Jahr 2021 lag die Wahlbeteiligung in Niedersachsen am Ende bei 74,7 Prozent und damit unter dem bundesweiten Schnitt.
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Nahezu alle Bundesländer mit hoher Wahlbeteiligung
In Sachsen-Anhalt lag die Wahlbeteiligung um 14.00 Uhr bei 52,6 Prozent, wie Landeswahlleiterin Christa Dieckmann auf der Grundlage stichprobenartiger Rückmeldungen aus einigen Urnenwahlbezirken mitteilte. Vor vier Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 36,7 Prozent gewesen. Die Zahl der Briefwählerinnen und Briefwähler ist dabei nicht eingerechnet.
Etwa die Hälfte der Wahlberechtigten (50,1 Prozent) hatte in Bremen bis 14.00 Uhr die Kreuze für den Bundestag gemacht. Das teilte die Landeswahlleitung mit. Nicht einbezogen sind die Bürgerinnen und Bürger, die Briefwahlunterlagen beantragt haben. Bei der vorigen Bundestagswahl im Jahr 2021 lag die Wahlbeteiligung im Land Bremen zum gleichen Zeitpunkt lediglich bei 41,4 Prozent und war niedriger.
Bei der Bundestagswahl in Hamburg zeichnete sich eine etwas höhere Wahlbeteiligung ab als vor vier Jahren. Bis 14.00 Uhr hatten nach Angaben des Landeswahlleiters bereits 64,2 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger abgestimmt. Bei der Wahl 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt 63,9 Prozent.
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Bundestagswahl fiel in sächsische Winterferien
In den Wahllokalen in Sachsen hatten bis zum Mittag etwas mehr Menschen ihre Stimme zur Bundestagswahl abgegeben als 2021. Wie der Landeswahlleiter Martin Richter mitteilte, lag die Wahlbeteiligung bis 14.00 Uhr bei 39,6 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl waren es zum selben Zeitpunkt 36,4 Prozent. Außerdem werde erwartet, dass ungefähr 25,5 Prozent der Wahlberechtigten von der Briefwahl Gebrauch gemacht hat. Der Wahltermin liegt mitten in den sächsischen Winterferien.
Auch in Thüringen hatten bis zum Mittag deutlich mehr Menschen ihre Stimme abgegeben als 2021. Die Wahlbeteiligung lag um 12.00 Uhr im Freistaat bei 44,5 Prozent, wie der Landeswahlleiter mitteilte. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren hatte die Wahlbeteiligung zum gleichen Zeitpunkt bei 24,6 Prozent gelegen. Auch hier ist die Zahl der Briefwählerinnen und Briefwähler nicht eingerechnet.
Rund 42,5 Prozent der Wahlberechtigten in Hessen hatten bis um 14.00 Uhr ihre Stimme in einem Wahllokal abgegeben. In diesem Wert seien die Briefwähler nicht berücksichtigt, hieß es beim Landeswahlleiter in Wiesbaden. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im Jahr 2021 hatten bis zum gleichen Zeitpunkt 41,3 Prozent gewählt.
In Nordrhein-Westfalen zeichnete sich in acht ausgewählten Kommunen eine „tendenziell“ höhere Wahlbeteiligung als 2021 ab. Bis 14.00 Uhr hätten dort rund 63 Prozent der Wahlberechtigten (einschließlich Briefwahl) ihre Stimme abgegeben, teilte die Landeswahlleiterin in Düsseldorf mit. Für die Stichprobe wurden die Werte aus Kreis Düren, dem Rhein-Kreis Neuss, dem Kreis Gütersloh sowie aus den kreisfreien Städten Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln und Mülheim herangezogen.