Berlin. Israel fliegt in Syrien massive Luftangriffe. Nach der Flucht Assads versucht Netanjahu den Einfluss Israels auf das Land auszuweiten.
Für Israel ist der Sturz des Assad-Regimes in Syrien ein voller Erfolg. Nach der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon fällt mit Baschar al-Assad ein weiterer Verbündeter des Iran in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel aus. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sieht sich in seinem Kurs bestätigt. Mit heftigen Luftschlägen will Israel die verbliebene Infrastruktur der syrischen Armee zerstören.
Israel sei dabei, „das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern“, sagte Netanjahu am Montagabend. Assads Syrien sei „das wichtigste Glied in Irans Achse des Bösen“ gewesen. Der Zusammenbruch der Assad-Herrschaft sei eine „direkte Folge der schweren Schläge“, die Israel der islamistischen Hamas, der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon und dem Iran versetzt habe. Der Kampf sei aber noch nicht beendet.
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ebnet die Rebellenallianz den Weg für eine Übergangsregierung. Nach einem Spitzentreffen in der Hauptstadt Damaskus sei Mohammed al-Baschir, bislang Regierungschef in der Rebellenhochburg Idlib, mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt worden, meldeten mehrere arabische Medien.
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Israel greift Ziele in Syrien an: Stehen israelische Panzer vor Damaskus?
„Der Staat Israel etabliert sich zu einem Machtzentrum in unserer Region, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war“, kommentierte Netanjahu die Entwicklung. „Wir wollen ein anderes Syrien“, das sowohl Israel als auch den Einwohnern Syriens zugutekomme, sagte er. Israel hatte zuvor Streitkräfte in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen und anderen Orten verlegt, darunter auch auf der syrischen Seite des Berges Hermon. Es sei eine vorübergehende Maßnahme.
Gleichzeitig flog Israel laut Aktivisten die bisher schwersten Angriffe in Syrien – offenbar um die militärischen Anlagen der Assad-Regierung zu zerstören. Laut unbestätigten Medienberichten stehen israelische Panzer nahe Damaskus. Der US-Verbündete griff laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten in Syrien an.
Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte: „Schwersten Angriffe in der Geschichte Syriens“
Nach den Luftangriffen auf ein Forschungszentrum berichteten Anwohner laut Augenzeugen von einem starken Gasgeruch. Assad hatte im Bürgerkrieg gegen Zivilisten und Rebellen immer wieder Giftgas eingesetzt. Auch Syriens Luftabwehr sei in Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa durch Israels Angriffe außer Betrieb gesetzt worden, hieß es weiter.
Es seien die „schwersten Angriffe (Israels) in der Geschichte Syriens“, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien stützt sich auf Informanten in Syrien. Israels Militär äußerte sich auf Nachfrage nicht zu den Angriffen. Alles, was die syrische Armee über Jahrzehnte gehalten und aufgebaut hat, sei zerstört worden, sagte ein Militärreporter des israelischen Armeesenders.
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Russland lässt UN-Sicherheitsrat zusammenkommen
Nach Beratungen des UN-Sicherheitsrats in New York hinter verschlossenen Türen sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja zu Journalisten: „Der Rat war sich mehr oder weniger einig mit Blick auf die Notwendigkeit, die territoriale Integrität und Einheit Syriens zu bewahren, den Schutz der Zivilisten zu sichern und sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe zu der bedürftigen Bevölkerung kommt“. Der Rat war auf Antrag Russlands zusammengekommen.
„Alle sind von den Ereignissen überrascht worden, alle, auch die Mitglieder des Rats“, sagte Nebensja im Anschluss an die Beratungen. „Also müssen wir abwarten, beobachten und bewerten, wie sich die Situation entwickeln wird.“ Der scheidende US-Präsident Joe Biden betonte nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat mit dem König von Jordanien seine „volle Unterstützung für einen von Syrien geleiteten Übergangsprozess unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen“ gemäß einer UN-Resolution.
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Assads Partei will Übergang unterstützen
Der politische Übergang in Syrien sei bereits im Gange und werde intern gesteuert, zitierte das Magazin „Foreign Policy“ vier mit der Rebellenallianz in Verbindung stehende Quellen. Ein von den Vereinten Nationen geführter politischer Übergangsprozess sei unnötig, man lehne dies ab. „Wir weigern uns, in die Fallen der Vergangenheit zu tappen“, wurde eine der Quellen zitiert.
Die Baath-Partei des gestürzten Machthabers Assad will den politischen Übergang unterstützen. „Wir werden für eine Übergangsphase in Syrien sein mit dem Ziel, die Einheit des Landes zu verteidigen“, teilte der Generalsekretär der Partei, Ibrahim al-Hadid, arabischen Medien zufolge mit. Auch die örtlichen Anführer in Kardaha, dem Herkunftsort der Assad-Familie im alawitischen Kernland, erklärten ihre Unterstützung für die aufständischen Milizen.
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