Berlin. Olaf Scholz will wieder Bundeskanzler werden. Der Sozialdemokrat blickt auf eine lange Karriere zurück. Was gibt es über ihn zu wissen?

  • Olaf Scholz ist Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
  • Der Politiker ist seit 1975 Mitglied in der SPD
  • Was gibt es über Scholz noch zu wissen?

„Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Europäer. Demokrat“: Das ist Olaf Scholz. Zumindest noch ein paar Wochen. Der Bundeskanzler ist mit seiner Ampel-Regierung krachend an die Wand gefahren. Mit einer Vertrauensfrage und anschließenden Neuwahlen hat Scholz den Weg inzwischen frei gemacht, für eine neue Regierung. Ob der Hanseat dieser angehören wird: fraglich.

Aber Todgesagte leben bekanntlich länger und so ist es nicht ausgeschlossen, dass der Kanzler nach dem Februar 2025 wieder Olaf Scholz heißt, nicht Friedrich Merz. Es wäre vermutlich der größte Triumph, den Scholz in seiner Karriere feiern könnte. Was gibt es über den SPD-Politiker noch zu wissen?

Olaf Scholz: Die wichtigsten Infos im Steckbrief

NameOlaf Scholz
Geburtsdatum14. Juni 1958
AmtBundeskanzler
ParteiSPD
Parteimitglied seit1975
FamilienstandVerheiratet
Größe1,70 Meter
WohnortBerlin/Potsdam

Olaf Scholz: Größe, Alter, Familie – sein Privatleben im Überblick

Olaf Scholz kommt im Juni 1958 in Osnabrück, Niedersachsen, zur Welt. Seine Mutter Christel Scholz, geborene Grünewald, arbeitet in der Textilwirtschaft. Der Vater Gerhard Scholz ist ebenfalls in der Branche tätig, führt die Geschäfte von verschiedenen Textilunternehmen. Olaf wächst in Osnabrück und Hamburg auf, wo er 1977 sein Abitur ablegt und 1978 ein Jura-Studium beginnt. Nach dem Examen folgt der Zivildienst in einem Pflegeheim, der im Juli 1985 endet.

  • Beruf: Olaf Scholz ist Rechtsanwalt und Partner einer Hamburger Anwaltskanzlei; als Bundeskanzler unterliegt er aber einem Tätigkeitsverbot. Scholz gehören auch wenige Anteile an der genossenschaftlich organisierten Berliner Tageszeitung taz.
  • Familie: Olaf Scholz ist verheiratet mit der SPD-Politikerin Britta Ernst. Das Paar hat keine Kinder und lebt in Potsdam.
  • Größe: Olaf Scholz ist 1,70 Meter groß. Er liest mit Vorliebe Sachliteratur und ist – als erster Bundeskanzler Deutschlands – bekennend konfessionslos, würdigt aber das Christentum als prägend für die Kultur in Europa und Deutschland.

Olaf Scholz bei der SPD: Stationen seiner Parteikarriere

Schon in frühen Jahren ist für Scholz klar: Er will Bundeskanzler werden. Bis der 12-Jährige aber an den Schalthebeln der Macht sitzt, vergehen Jahrzehnte in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Er beginnt seine politische Karriere in den 1970er-Jahren bei den Jusos. 1982 wird er deren Bundesvorsitzender, eine Position, die er bis 1988 innehatte. Aus dem kapitalismuskritischen Parteilinken und Abrüstungsbefürworter wird mit der Zeit ein Pragmatiker; 1998 zieht Scholz erstmals in den Deutschen Bundestag ein.

Scholz übernimmt 2007 sein erstes Ministeramt: Er wird Bundesminister für Arbeit und Soziales in der großen Koalition unter Angela Merkel. 2011 wird er zum Ersten Bürgermeister von Hamburg gewählt, wofür er die Bundespolitik zeitweise verlässt. In dieser Funktion prägt er die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Hansestadt entscheidend. Gleichzeitig gerät er während des G20-Gipfels 2017 wegen umstrittener Polizeieinsätze in die Kritik. Es gelingt ihm aber, sich als Krisenmanager zu profilieren – seine bundespolitische Position ist nach dem G20-Gipfel gestärkt, nicht geschwächt.

2018 kehrt Scholz in die Bundespolitik zurück – dieses Mal als Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen im Kabinett Merkel IV. Während der Covid-19-Pandemie erarbeitet er milliardenschwere Hilfspakete, um die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren: Scholz sprach damals von einer „Bazooka“. 2021 vertritt er die SPD als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl und schafft es in einer Aufholjagd – die SPD steht im Frühjahr ‘21 bei 15 Prozent – die Partei auf den ersten Platz zu bringen.

Er schmiedet Deutschlands erste Ampel-Koalition, ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP. Fortschritt und Transformation sind Schlagworte, unter denen er sein Amt antritt.

Olaf Scholz: Das sind seine Themen

Olaf Scholz ist Sozialdemokrat. Vom linken Flügel der Partei kommend, hat er sich im Laufe der Jahre zur Mitte hin entwickelt und steht heute für eine pragmatische Politik, die als „moderat links“ beschrieben werden kann. Sanfte Reformen statt radikalem Umbruch, soziale Gerechtigkeit, die auf wirtschaftlicher Stabilität fußt: Scholz will nüchterne Politik machen, die auf Fakten basiert, Risiken abwägt und darauf abzielt, Vertrauen zu schaffen.

  • Soziale Gerechtigkeit ist eines der Kernanliegen von Olaf Scholz. Unter seiner Kanzlerschaft stieg der Mindestlohn, auf 12,82 Euro ab dem 1. Januar 2025, im Falle einer Wiederwahl will er 15 Euro. Wohnraum und Kinderarmut sind ebenfalls Themen, die auf Scholz‘ Agenda stehen; hier war seine Kanzlerschaft weniger erfolgreich: Die Kindergrundsicherung etwa wurde nicht eingeführt, von 400.000 angepeilten neuen Wohnungen jährlich baute die Ampel rund die Hälfte.
  • Wirtschaftliche Stabilität und Klimaschutz: Scholz möchte Deutschland wirtschaftlich wettbewerbsfähig halten und gleichzeitig die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen. Sein bisheriger Erfolg ist dabei durchwachsen; Energie ist im Zuge des Ukraine-Kriegs teurer geworden, was gerade der produzierenden Industrie zu schaffen macht. Trotz Fortschritten bei grünen Technologien, etwa beim Ausbau von Windkraft und Wasserstoff, geraten die Klimaziele Deutschlands ins Wanken.
  • Europa und internationale Verantwortung: Scholz sieht Deutschlands Zukunft in der EU, wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch. Auch außerhalb der Gemeinschaft setzt Scholz auf eine regelbasierte Weltordnung. Russlands Invasion in die Ukraine tritt er zögerlich entgegen und orientiert sich stark an den Partnern, allen voran den USA.

Olaf Scholz: Erfolge und Misserfolge des SPD-Politikers

Olaf Scholz kann auf eine Karriere mit Höhepunkten und Skandalen zurückblicken. Kritisiert wurde der Kanzler unter anderem für den Polizeieinsatz beim G20-Gipfel in Hamburg. Der Vorwurf: Scholz habe das Gewaltpotenzial der globalisierungskritischen Szene unterschätzt und die Sicherheitslage nicht im Griff gehabt. Gleichzeitig hat auch der Einsatz der Polizei, die mit großer Härte auch gegen friedliche Demonstrationen vorging, für viel Kritik gesorgt. Zwar konnte Scholz – auch mit einer öffentlichen Entschuldigung – sein Image retten. Den Makel des allzu sorglosen Bürgermeisters wurde er dennoch nicht mehr ganz los.

In seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister hat Scholz außerdem mit seinem Umgang mit dem Cum-Ex-Skandal für reichlich Kritik gesorgt, die bis heute nachhallt. Ihm wird vorgeworfen, die Hamburger Warburg Bank vor Rückzahlungen beschützt zu haben. Zwei Ausschüsse konnten jedoch kein rechtswidriges Verhalten erkennen. Der Verdacht, Scholz habe die Hand über die Banker gehalten, bleibt aber bestehen. Scholz, der sich an entscheidende Details zu Treffen mit Beteiligten nicht erinnern können will, betont, stets korrekt gehandelt zu haben.

Auf der Haben-Seite seiner politischen Laufbahn steht unter anderem die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie. Mit einem milliardenschweren Rettungsschirm bewahrte der damalige Finanzminister Scholz Millionen Menschen vor der Arbeitslosigkeit, Betriebe vor der Insolvenz und kurbelte die Wirtschaft mit einem 130 Milliarden Euro schweren „Bazooka“ an. Es galt „mit Wumms aus der Krise“ zu kommen.

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Von Carlotta Richter, Jochen Gaugele, Jan Dörner und Jörg Quoos

In der Ukraine-Krise hat Scholz eine von Kritikern als zu zögerlich beschrieben Politik verantwortet – die der Bevölkerung Deutschlands aber mehrheitlich zusagt. Insbesondere Scholz‘ Weigerung, der Ukraine weitreichende „Taurus“-Raketen zu liefern, findet Unterstützung bei den Wählerinnen und Wählern. Gleichzeitig hat Scholz es geschafft, die einst in Teilen russlandfreundliche SPD auf einen Kurs zu trimmen, der die Ukraine mit reichlich anderem Kriegsgerät versorgt.

Auch hat sich Deutschland unter seiner Kanzlerschaft gesellschaftlich weiterentwickelt. Wer Cannabis rauchen will, kann dies inzwischen tun, ohne damit gegen ein Gesetz zu verstoßen. Wer seinen Geschlechtseintrag ändern möchte, geht dafür zum Amt; entwürdigende Befragungen entfallen. Und wenn auch Schwangerschaftsabbrüche immer noch nicht ohne weiteres möglich sind – immerhin dürfen Ärztinnen und Ärzte seit der Abschaffung von § 219a öffentlich darüber informieren, dass und wie sie abtreiben.