Berlin. Die Linke kämpft ums politische Überleben. Co-Parteichef van Aken soll die Partei wieder in den Bundestag führen – der hat einen Plan.
- Jan van Aken ist einer von zwei Vorsitzenden der Partei Die Linke
- Zusammen mit Heidi Reichinnek führt er die Linke in den Bundestagswahlkampf
- Wo kommt van Aken her – was treibt ihn an?
Um die drei Prozent: Die Herztöne der Partei Die Linke sind kaum noch vernehmbar. Zur Bundestagswahl 2025 droht das Debakel, ein erneutes Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde. Co-Parteichef Jan van Aken tritt ein schweres Amt an – und gibt als Ziel des Wahlkampfs aus: „Wir wollen mit sieben Prozent in den Bundestag.“ Mindestens aber wolle man vor der „asozialen FDP“ landen.
Je nach Perspektive liegt also viel Arbeit vor dem frisch gewählten Vorsitzenden und seiner Partei. Was gibt es über Jan van Aken zu wissen? Lesen Sie den Steckbrief.
Jan van Aken: Die wichtigsten Infos zum Politiker im Steckbrief
Name | Jan Paul van Aken |
Geburtsdatum | 1. Mai 1961 |
Amt | Co-Vorsitzender |
Partei | Die Linke |
Parteimitglied seit | 2006 |
Familie | Vater von drei Kindern |
Jan van Aken: Das Wichtigste zum Privatleben des Linken-Spitzenkandidaten
Jan van Aken kommt am 1. Mai 1961 in Reinbek, Schleswig-Holstein, auf die Welt. Er ist Arbeiterkind: Seine Mutter arbeitete als Sekretärin, der Vater verdiente als Werkzeugmacher seinen Lebensunterhalt. Aufgewachsen ist van Aken in Glinde-Wiesenfeld bei Hamburg.
- Ausbildung: Jan van Aken besteht sein Abitur im Jahr 1980 an der Sachsenwald-Oberschule in Reinbek. Er studiert Biologie an der Universität Hamburg, promoviert im Fach im Jahr 1993.
- Familie: Jan van Aken hat drei Kinder und lebt in Hamburg.
- Beruf: Der Politiker war unter anderen für Greenpeace tätig und arbeitete als Biowaffeninspekteur für die Vereinten Nationen.
Jan van Aken bei der Partei Die Linke: Die Stationen seiner Karriere
Jan van Aken ist seit vielen Jahren politisch aktiv. Er war in den 1980er-Jahren an der Anti-Atomkraft-Bewegung beteiligt, demonstrierte gegen das Atomendlager Gorleben. Nach seiner Promotion arbeitete er als Gentechnikexperte für Greenpeace. Er ist zudem ausgesprochener Rüstungsgegner: 1999 gründete er zusammen mit einem Biosicherheitsaktivisten und einer Rechtsanwältin das Sunshine Project.
Die NGO trat für die Ächtung von Biowaffen ein und agitierte erfolgreich gegen den Einsatz des Pflanzenvernichtungsmittels Agent Green im Krieg gegen Drogen. Im Jahr 2003 gründete er an der Universität Hamburg die Forschungsstelle für Biowaffen und Rüstungskontrolle, von 2004 bis 2006 arbeitete er Biowaffeninspekteur für die Vereinten Nationen.
Seit 2006 ist van Aken Mitglied der Partei Die Linke. Es folgte eine Parteikarriere: 2009 ist er Spitzenkandidat für die Bundestagswahl in Hamburg, von 2012 bis 2013 stellvertretender Vorsitzender der Partei und zwischen 2016 und 2022 gehört er dem Bundesvorstand an. Dazu war van Aken zwischen 2009 und 2017 Bundestagsabgeordneter.
Als im August 2024 die damaligen Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan ankündigten, nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren zu wollen, warf Jan van Aken seinen Ring in den Hut, nicht als „Totengräber der Partei“, wie er es ausdrückte, sondern um die Linke wiederzubeleben. Er gab sich selbstbewusst, es gehe nicht ums Reinkommen (in den Bundestag, d. Red.) sondern „ums gut und sicher Reinkommen“.
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- Markus Söder (CSU): Nürnberger Food-Influencer & Parteichef – der Bayer
- Olaf Scholz (SPD): Hanseat, Europäer, Demokrat – der Verteidiger
- Robert Habeck (Grüne): Autor und Wirtschaftsminister – der Philosoph
- Sahra Wagenknecht (BSW): Parteigründerin mit Rechtsdrall – die Ex-Linke
- Heidi Reichinnek (Die Linke): TikTok-Star mit Herz für Menschen – die linke Frontfrau
- Jan van Aken (Die Linke): Rüstungskontrolleur mit Mission – der Linke
Jan van Aken: Das sind seine Themen
In den Wahlkampf zieht die Linke unter van Aken unter anderem mit dem „Projekt Silberlocke“. Dahinter stehen die altgedienten Linken-Politiker Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow. Sie wollen bei der Bundestagswahl als Direktkandidaten antreten – im Erfolgsfall würden sie dafür sorgen, dass die Linke auch beim Verfehlen der Fünf-Prozent-Hürde im Bundestag bleibt. Van Aken glaubt fest an den Erfolg: „Wir werden ganz sicher drei, wenn nicht vier Direktmandate gewinnen.“
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Politisch steht van Aken für:
- Frieden: Van Aken versteht sich als Friedenspolitiker. In die Linke ist er eingetreten, weil sie die einzige Partei war, „die im Bundestag gegen den Kriegseinsatz der Bundeswehr gestimmt hat“. Rüstungskontrolle und Abrüstung sind Themen, mit er sich in der Partei stark eingebracht hat – nennt sich selbst „Cheffriedenstaube“ der Partei. US-Atomwaffen würde er am liebsten aus Europa verbannen. Allerdings vertritt er eine differenziertere Haltung beim Thema Ukraine. Es reiche nicht, einfach nur Frieden zu rufen „und sich dann wegzuducken“, sagte er der dpa. Waffenlieferungen machten einen nicht gleich zum Kriegstreiber, diese abzulehnen bedeute allerdings auch nicht, dass man im „Hintern von Putin steckt“. Den will er als „Verbrecher“ auf der Anklagebank sehen.
- Mieten: Ein Thema will van Aken bei den Linken besonders stark machen: die steigenden Mieten in Deutschland. Die Partei soll laut ihm einen Mietendeckel fordern und diese Forderung zum zentralen Verkaufsargument bei den Wählerinnen und Wählern machen. Seine Hoffnung: Das Thema so wichtig machen, dass die anderen Parteien „nicht mehr drum rumkommen“: „So hat die Linke auch den Mindestlohn damals durchgesetzt.“
- Soziale Gerechtigkeit: Beim Bundesparteitag bewarb sich van Aken mit den Worten: „Mein Name ist Jan van Aken und finde, es sollte keine Milliardäre geben.“ Seine Linke solle sich mit „den unanständig Reichen“ anlegen und Politik machen für „diejenigen, die das Land am Laufen halten [...] und am Ende des Monats doch zu wenig Geld in der Tasche haben“. Rentnerinnen und Bürgergeldbeziehende schließt von Aken da ein. Denen, die sich nicht mehr gehört fühlten, wolle er ein politisches Angebot machen, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“, und forderte die Einführung einer Vermögensabgabe für einen Infrastrukturfonds, „um daraus die Sanierung und den Ausbau der Bahn zu finanzieren“.
Jan van Aken: Erfolge und Kontroversen
In van Akens Zeit als Bundestagsabgeordneter fällt eine Geldstrafe gegen ihn. Das Amtsgericht Lüneburg verurteilte den Politiker wegen einer öffentlichen Aufforderung zu Straftaten zu 15 Tagessätzen zu je 150 Euro – van Aken hatte sich bei einem Castor-Transport in Niedersachsen an einem Aufruf zum Schottern, der Entfernung von Steinen aus dem Gleisbett einer Bahnstrecke, beteiligt. Im Rahmen der Ermittlungen hatte der Bundestag die Immunität des Abgeordneten aufgehoben.
Van Aken muss sich an der Spitze der Linken beweisen und die Partei vor dem Ausscheiden aus dem Bundestag bewahren. Ihr droht sonst, neben dem Bündnis Sahra Wagenknecht, das Abrutschen in die politische Irrelevanz. Fünf Prozent Zweitstimmen – oder drei Direktmandate: daran wird sich der Erfolg van Akens bemessen.