Essen. Fersensporn, Rückenschmerzen, Arthrosebeschwerden: Drei Ärzte standen Leserinnen und Lesern Rede und Antwort bei Fragen rund um den Schmerz.
Der Rücken schmerzt auch im Liegen, die Knie machen selbst kurze Wege zur Qual und eine Arthrose in der Hüfte bereitet seit Jahren Probleme: Viele Leserinnen und Leser haben an der gemeinsamen Telefonaktion der NRZ mit der Experten der St. Franziskus-Stiftung Münster teilgenommen. Dottore Nikolaos-Xanthos Kampas, Dr. Dirk Mertens und Tilmann E. Lewan standen als kompetente Gesprächspartner zur Verfügung. An dieser Stelle fassen wir für alle, die nicht das Glück hatten, in den Genuss einer telefonischen Beratung zu kommen, die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.
Tilmann Lewan, Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank, befasste sich in einen Gesprächen unter anderem mit einem Fersensporn, Schulterschmerzen und einer Fibromyalgie.
Patient: Ich bin 81 Jahre alt und sportlich aktiv, laufe viel, mache Übungen mit Gewichten. Nun habe ich aber Schmerzen. Bei mir wurde ein Fersensporn am linken Fuß festgestellt. Mein Arzt hat mir einen orthopädischen Schuhmacher empfohlen, durch die angefertigte Einlage ist es etwas besser geworden. Vor einigen Jahren wurde bei mir eine Spinalkanalstenose (oft altersbedingter „Engpass im Wirbelkanal“, die Red.) diagnostiziert, ebenso wie eine Verkalkung in den Beinen. Leider habe ich erst in einigen Wochen einen Termin bei einem Orthopäden.
Lewan: Dass Ihr Hausarzt Ihnen den Schuhmacher empfohlen hat und es tatsächlich besser durch die Einlage wurde, ist schon sehr erfreulich. Wie verhält sich denn der Fersensporn, wenn Sie an der Stelle Druck ausüben? In der Regel müsste die Stelle druckempfindlich sein. Ich schlage vor, dass Sie sich in den nächsten zwei Wochen schonen, die Füße hochlegen und auch keine Gewichte stemmen sollten. Dehnübungen sind weiterhin möglich. Mit Schmerzen signalisiert der Körper, dass etwas nicht in Ordnung ist. Darauf sollten wir hören. Wenn es nach dieser Schonzeit nicht besser wird, müssen Sie nochmal zum Arzt.
Patient: Bei mir wurde eine Fibromyalgie festgestellt. Vor wenigen Monaten hatte ich eine schlimme Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut, die Red.). In der Familie habe ich eine Vorgeschichte mit vielen Krebserkrankungen. Aktuell, ich werde bald 60, habe ich auf der Arbeit oft Durchfall, auch Erbrechen. Ich bin sehr pflichtbewusst. Oft sind die Muskelschmerzen so schlimm, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Und sie werden schlimmer.
Lewan: Es scheint so, als haben Sie viele Belastungen. Die familiäre Vorgeschichte oder auch die Arbeitssituation können Einfluss auf die Psyche nehmen. Und diese nehmen wir mit in den Blick, wenn es um chronische Schmerzen geht. Sollte keine organische Ursache für Ihre Magenprobleme vorliegen, kann eine stationäre Schmerztherapie sinnvoll sein.
Patient: Ich bin inzwischen 83 Jahre alt. Anfang 2016 wurde Rheuma diagnostiziert, seitdem nehme ich täglich Cortison ein. Das hilft aber inzwischen nicht mehr. Es gibt einige Nebenwirkungen. Zudem wurde auch eine Fibromyalgie (chronische Schmerzerkrankung, die Red.) festgestellt. Mal habe ich Schmerzen im Oberarm. Mein Arzt hat mir auch Gabapentin (Antiepileptikum, kommt auch bei Nervenschmerzen zur Anwendung, die Red.) verschrieben. Von Bekannten habe ich von einer stationären Schmerztherapie gehört, sie haben in Essen-Steele gute Erfahrungen gemacht.
Lewan: Sehr wahrscheinlich leiden Sie unter einer chronischen Schmerzerkrankung. Aus meiner Sicht spricht vieles dafür, Ihnen eine stationäre multimodale Schmerztherapie zu empfehlen. Dafür können Sie gern bei uns in Meerbusch im St. Elisabeth-Hospital vorstellig werden oder auch in Steele, wenn es für Sie einfacher zu erreichen ist und Sie dort bereits positive Erfahrungsberichte mitbekommen haben.
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Patient: Ich verspüre seit drei Wochen starke Schulterschmerzen. Mein Hausarzt konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Leider kann ich keine stärkeren Schmerzmittel nehmen, da ich nur eine Niere habe. Auch wurde eine Nervenwurzelreizung bei mir festgestellt. Ich weiß nicht weiter.
Lewan: Welche Ergebnisse wurden bei der körperlichen Untersuchung festgestellt? Verspüren Sie eine Lähmung im Arm? Wenn ja, dann müsste schnell gehandelt werden. Da Sie nur über eine Niere verfügen, kommt eine medikamentöse Behandlung mit Diclofenac (Wirkstoff, der etwa im Schmerzgel „Voltaren“ verwendet wird, die Red.) oder Ibuprofen nicht infrage. Durch diese Einschränkung bedingt, wäre Novalgin (rezeptpflichtig, die Red.) eine Option. Sollten die Schmerzen schlimmer werden, müssten Sie vielleicht die Notfallsprechstunde eines Orthopäden aufsuchen.
Dr. Dirk Mertens, Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Spezielle Schmerztherapie im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln, sprach mit den Anruferinnen und Anrufern unter anderem über Rückenschmerzen und einen Bandscheibenvorfall.
Patient: Ich wurde viermal an der Lendenwirbelsäule operiert, hatte danach extreme Schmerzen und kann kaum laufen. Grund für die erste OP war ein Bandscheibenvorfall. Ich nehme einige Schmerzmittel. Wie werde ich schmerzfrei?
Mertens: Schmerzfreiheit mit dieser Vorgeschichte von vier Operationen an der Wirbelsäule ist nicht realistisch. Man kann den Krankheitsverlauf nicht zurückdrehen. Das erste Ziel einer weiteren Behandlung sollte daher eine Schmerzlinderung und eine Verbesserung der Mobilität sein. Dies könnte mit einer multimodalen Therapie erzielt werden, ohne dies versprechen zu können. Man müsste sich die Medikation ansehen, die Physiotherapie mit einbeziehen und weitere Möglichkeiten erproben, um eine Linderung zu erreichen. Sollte der Hausarzt oder der Orthopäde ebenfalls der Meinung sein, dass eine Schmerztherapie sinnvoll erscheint, so könnte er eine Einweisung ausstellen mit der dann eine stationäre Therapie erfolgen kann.
Patient: Ich habe Rückenschmerzen ohne Ende. Die treten über dem Steißbein auf und sind besonders stark beim Laufen und Stehen. Ich hatte schon eine Therapie mit Dehnen und Akupunktur.
Mertens: Da liegt womöglich ein Verschleiß der Gelenke der Wirbelsäule vor. Zunächst einmal sollten die ambulanten Möglichkeiten durch den Hausarzt oder den Orthopäden ausgeschöpft werden. Sollte dennoch keine Besserung erzielt werden, so besteht die Möglichkeit einer stationär konservativen orthopädischen Therapie/Schmerztherapie. Diese Therapie dauert ca. zwei bis drei Wochen. Voraussetzung hierfür ist, dass ein niedergelassener Arzt eine Einweisung hierzu ausstellt. Bausteine einer stationären Therapie sind Medikamente, Physio- und Ergotherapie, Faszientraining, Entspannungsübungen, ein gezielter Muskelaufbau und ggf. Spritzen in den betroffenen Bereich. Man kann einen vorhandenen Verschleiß nicht umkehren, aber man kann die Schmerzen lindern.
Patient: Ich habe im rechten Knie an der Innenseite Schmerzen, die bis in die Wade ausstrahlen. Es wurde bereits eine Arthrose diagnostiziert. Richtig untersucht wurde das Knie aber noch nicht. Was kann gegen die Schmerzen unternommen werden?
Mertens: Bei einer Arthrose im Kniegelenk ist immer der Meniskus mit betroffen. Eine gezielte Untersuchung durch den Arzt ist die Voraussetzung. Ergänzt werden kann dies mit weiteren diagnostischen Maßnahmen (Röntgen, Sonografie, ggf. MRT), um die Ursache der Schmerzen zu finden. Welche mögliche Therapie sich daraus ergibt, muss im Anschluss an die Untersuchungen entschieden werden. Es gibt eine Fülle von Maßnahmen, die helfen können. Voraussetzung dafür ist aber, dass man eine Ursache für die Schmerzen findet.
Patient: Ich hatte einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule und habe Spritzen gegen die Schmerzen bekommen. Die hatten aber keine langfristige Wirkung. Eine Physiotherapie hatte etwas geholfen, aber jetzt sind die Schmerzen wieder da. Muss ich operiert werden?
Mertens: Ein klarer Hinweis darauf, dass eine OP nötig ist, wäre z.B. eine Schwäche in dem Arm oder in der Hand. Oder auch, wenn der Schmerz langanhaltend und keiner konservativen Therapie zugänglich ist. Ihr Schmerz kann aber anscheinend durch die bisherige Behandlung nach einiger Zeit gelindert werden. Deswegen würde ich den konservativen Weg weitergehen. Ohne eine klare Notwendigkeit sollte man eine OP vermeiden. Hier wäre auch – bei anhaltenden und wiederkehrenden Beschwerden – eine Schmerztherapie sinnvoll.
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Patient: Ich hatte im Januar einen Wirbelbruch im Lendenbereich. Danach habe ich Medikamente bekommen und hatte eine Physiotherapie. Es wurde Osteoporose diagnostiziert. Ich habe aber immer noch starke Schmerzen. Was kann getan werden?
Mertens: Bei einer osteoporotischen Fraktur kann es im weiteren Verlauf zu weiteren Frakturen kommen. Wenn nach drei Monaten bei einer erfolgten Fraktur immer noch starke Schmerzen bestehen, dann sollte eine erneute Untersuchung mit Röntgen erfolgen, um auszuschließen, dass es zu weiteren Einbrüchen gekommen ist. Je nachdem, was dabei herauskommt, muss man dann die Therapie anpassen.
Dottore Nikolaos-Xanthos Kampas, Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort, bekam unter anderem Fragen zur Bandscheibe und zu Hüftproblemen gestellt.
Patient: Ich hatte schon mal eine Bandscheiben-Operation. Seit Mitte April habe ich wieder Schmerzen. Eine CT-Aufnahme hat gezeigt, dass ich eine Absplitterung an einem Wirbel aufweise. Eine Operation sei laut meinem Arzt nicht erforderlich, er wolle aber eine Knochendichtemessung durchführen. Was sagen Sie denn dazu?
Kampas: So eine Absplitterung ohne Unfallereignis passiert häufiger bei Patienten, die eine Osteoporose haben, deswegen wurde auch eine Knochendichtemessung empfohlen. Um weitere Wirbelbrüche zu vermeiden, sollte eine osteoporotische Abklärung erfolgen. Der eigentliche Wirbelkörperbruch sollte in sechs bis zehn Wochen abgeheilt sein. Es würde zudem helfen, ein Mieder zu tragen. Dieses stabilisiert die Wirbelsäule nicht nur, sondern wirkt auch den Schmerzen entgegen. Man sollte zudem eine regelmäßige Röntgenverlaufskontrolle durchführen.
Patient: Ich bin 80 Jahre alt und habe seit einem Jahr Hüftprobleme. Zunächst waren es nur schwache Schmerzen, die ich ab und zu hatte. Seit ein paar Wochen habe ich jedoch ständig Schmerzen im Leisten- sowie Gesäß-Bereich, die sich auch in den Ischiasnerv ausdehnen. Zudem besteht bei mir möglicherweise Arthrose. Auch werden meine Blutwerte beobachtet, da sie aktuell nicht so gut sind. Meine Frage ist nun: Macht bei einem Hüftschaden ein konservativer Versuch, z. B. mit einer Doppelkammerspritze, Sinn oder sollte eine operative Versorgung durchgeführt werden?
Kampas: Eine konservative Therapie wäre eindeutig sinnvoll. Bei einer Arthrose im Hüftgelenk nach Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen würde ich eine Operation in Betracht ziehen. Dabei würde man die Hüfte durch ein künstliches Hüftgelenk ersetzen. Man muss jedoch auf die Blutwerte schauen und prüfen, ob zu dem aktuellen Zeitpunkt überhaupt eine Operation infrage käme. Es kann nämlich sein, dass sich zunächst die Blutwerte verbessern müssen, bevor eine Operation durchgeführt werden kann. Eine Doppelkammerspritze würde evtl. für eine gewisse Zeit helfen. Aber auch hier spielen die Blutwerte wieder eine Rolle, denn: Liegt ein erhöhtes Infektionsrisiko vor, dann kommt eine Doppelkammerspritze auch nicht infrage.
Patient: Ich bekomme aktuell gegen meine Rückenschmerzen Spritzen. Die eigentlichen Schmerzen habe ich aber schon jahrelang. Ich habe Arthrose in der Wirbelsäule sowie Osteoporose im Lumbalbereich (unterer Rücken, die Red.). Vor einigen Jahren hatte ich zudem einen Autounfall, bei dem ich quer durch das Auto geflogen bin und bei dem meine Tochter Verletzungen am Schädel erlitt. Ich selbst hatte mir bei dem Unfall aber nichts gebrochen. Die Spritzen helfen mir jedoch nicht, welche Optionen gibt es noch?
Kampas: In diesem Fall liegt zusätzlich zu den Schmerzen evtl. noch ein traumatisches Erlebnis vor und dieses könnte zu einer Chronifizierung führen. Daher würde ich eine multimodale Schmerztherapie empfehlen. Neben der eigentlichen Schmerztherapie mit Medikamenten oder Spritzen arbeiten wir dabei ebenfalls mit Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten eng zusammen und bieten intensive Physiotherapie und Krankengymnastik sowie Verhaltens- und Psychotherapie an. Die Patienten lernen so, warum sie die Schmerzen schon so lange haben und wie sie damit umgehen können. Meist ist dafür ein stationärer Aufenthalt mit einem interdisziplinären Setting nötig.
Patient: Ich habe seit längerem Schmerzen im Bereich des unteren Rückens. Eine Facettenarthrose wurde durch meinen Orthopäden festgestellt. Von ihm habe ich bereits Facetteninfiltrationen bekommen, von denen ich aber nur für kurze Zeit profitiert habe. Gibt es eventuell Alternativtherapien bei meiner Erkrankung, die langfristig helfen können?
Kampas: Es ist sehr wichtig, dass Sie Ihre Bauch- und Rückenmuskulatur durch intensive Krankengymnastik kräftigen, da dies Ihren Rücken besser stabilisieren und gleichzeitig zu einer Linderung Ihrer Beschwerden führen kann. Bei einer kurzfristigen Besserung der bereits durchgeführten Facetteninfiltration wäre eine weitere Therapieoption eine Facettengelenk-Denervierung, bei der die kleinen Wirbelgelenke verödet werden, um die Schmerzweiterleitung zum Gehirn zu unterbrechen. Dadurch könnte langfristig eine Verbesserung der Beschwerden erzielt werden. Um dies besser beurteilen zu können, müssten die klinischen sowie die radiologischen Befunde durch einen Spezialisten überprüft werden. Gerne können Sie sich bei uns im St. Bernhard-Hospital vorstellen.
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Patient: Ich habe seit 15 Jahren Rückenschmerzen. Dabei fühlt es sich so an, als würde es sich um einen Nerv handeln, sobald ich mich nämlich hinlege, sind die Schmerzen weg. Der Schmerz zieht dabei von der Brustwirbelsäule bis in den Nacken hoch. Ich merke allerdings, dass die Schmerzen schlimmer werden, sobald ich emotionalen Stress habe. Außerdem leide ich an Angstzuständen. Kann es bei mir daher auch die Psyche sein?
Kampas: Oftmals werden die Schmerzen durch etwas im Rücken ausgelöst, wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall, Arthrose oder sonstiges. Weitere Faktoren können jedoch hinzukommen, die den Schmerz verstärken. Das ist häufig bei Patienten der Fall, bei denen die Schmerzen länger als drei Monate andauern. So können emotionaler Stress, Angstzustände, Depressionen oder auch Arbeitsstress die Schmerzen verstärken. Da könnte dann eine multimodale Therapie helfen, bei der man Schmerztherapie, Physio- und Psychotherapie sowie eine Entspannungstherapie miteinander kombiniert. Dabei findet man häufig den eigentlichen Schmerzgenerator und kann dann etwas dagegen unternehmen.