Viersen. Jahrelang wurde Bärbel Voges von ihren Rückenschmerzen enorm eingeschränkt. Wie ihr konservative Schmerztherapie geholfen hat.

Eigentlich hat sich Bärbel Voges immer gerne bewegt, war oft spazieren, hat regelmäßig Sport gemacht und das obwohl sich schon beginnend mit dem 20. Lebensjahr immer wieder Schmerzen in ihrem Körper entwickelt hatten. Die Ursache dieser Schmerzen blieb lange unbekannt. Erst nach zahlreichen Arztbesuchen wurde bei ihr per Ausschlussverfahren Fibromyalgie festgestellt, eine chronische Schmerzerkrankung.

Von Zeit zu Zeit wurden die Schmerzen dann immer stärker, vor allem im Rücken. „Das hat mich im Alltag extrem eingeschränkt“, erinnert sich die heute 70-Jährige, die mit ihrem Problem nicht allein ist. Von chronischen Schmerzen sind laut der Deutschen Schmerzgesellschaft mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland betroffen.

Fenster putzen, Sport treiben, Wäsche machen – eigentlich alltägliche Dinge wurden für Bärbel Voges immer mehr zur Mammutaufgabe. Verschiedene Therapien und Reha-Maßnahmen zeigten nur wenig erfolg. Als dann noch soziale Einschnitte in ihrem Leben dazukamen, wurde sie depressiv. „Das Gefühl zu haben, dass einem niemand so richtig helfen kann, war einfach frustrierend“, erzählt sie.

Der Weg in die konservative Schmerztherapie

„Ich habe dann erstmal versucht, irgendwie damit zu leben, mich daran zu gewöhnen.“ Bis die Rückenschmerzen so stark wurden, dass selbst das Treppensteigen zur unüberwindbaren Herausforderung wurde. Bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) im Sommer 2022 wurde dann eine Spinalkanalstenose, eine Verengung des Wirbelkanals, entdeckt.

Eine vorgeschlagene Operation wollte die ehemalige Kauffrau aber erstmal verhindern. „Eine OP birgt immer auch ein Risiko. Bevor ich diesen finalen Schritt gehe, wollte ich zuerst andere Wege ausprobieren.“ Voller Hoffnung wandte sie sich schließlich an die Klinik für Konservative Orthopädie und spezielle Schmerztherapie des St. Irmgardis-Krankenhauses in Süchteln.

Patient ist Teil des Behandlungsteams

„Damit war der erste wichtige Schritt schon getan“, erklärt Chefarzt Dr. Dirk Mertens. Denn für eine konservative Therapie sei es sehr wichtig, dass der Patient Offenheit und Vertrauen mitbringt. Dazu gehöre auch, sich vollkommen auf die Therapie einzulassen und Abstand zum stressigen Alltag aufzubauen. Nur so könne die Therapie gelingen, bei der der Patient „selbst Teil des Behandlungsteams wird.“

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Ein Patentrezept für die Schmerztherapie gibt es schließlich nicht. Jeder Patient hat seine eigene Vergangenheit und braucht deshalb eine individuelle Behandlung. „Denn in Bezug auf anhaltende Schmerzen spielen nicht nur körperliche Ursachen eine Rolle“, führt der Chefarzt weiter aus. „Auch Stress oder seelische Belastungen können auf körperliche Beschwerden einwirken. Gerade bei Rückenschmerzen ist das oft der Fall.“ Stress sei zwar nicht der Auslöser für chronische Schmerzen, könne diese aber durchaus verstärken.

Tägliche Therapie zeigt Wirkung

Die Behandlung in der Viersener Klinik begann für Bärbel Voges deshalb mit einer ausführlichen Untersuchung im Vorfeld der stationären Aufnahme. Nach dem Ausfüllen eines Schmerzfragebogens folgte ein Gespräch mit einer Psychologin und eine Untersuchung durch einen Physiotherapeuten.

Für den rund zweiwöchigen Aufenthalt in der Klinik wurde anschließend ein täglicher Therapieplan zusammengestellt, bestehend aus Krankengymnastik, Entspannungsübungen und weiteren Gesprächen mit der Psychologin und dem Arzt. Grundlage dafür ist das Bio-Psycho-Soziale-Schmerzmodell. „Es beschreibt, wie biologische Faktoren mit psychischen und sozialen Faktoren in Wechselwirkung stehen und sich gegenseitig beeinflussen“, erklärt Mertens.

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Den Alltag loszulassen und sich auf die Therapie zu konzentrieren, ist Bärbel Voges sofort gelungen. „Ich habe mich direkt total wohlgefühlt und auch körperlich ging es mir schnell besser. Nach ein paar Tagen konnte ich sogar schon wieder Treppensteigen“, schwärmt die 70-Jährige.

Was ihr die Therapie gebracht hat

Wie weggeblasen waren ihre Rückenschmerzen nach der Behandlung in der Klinik aber natürlich nicht. „Es wäre auch utopisch, so etwas zu erwarten“, sagt der Chefarzt. Ziel der konservativen Therapie sei es vielmehr, die Patienten über die Zusammenhänge von Schmerzen aufzuklären und ihnen „etwas an die Hand zu geben, was sie mit einfachen Mitteln selbstständig und mit Eigenverantwortung weiterführen können.“

Haben Sie Schmerzen? Rufen Sie an! Unsere Telefonaktion am 4. Juni

Wenn Sie von Schmerzen geplagt sind und Fragen zur Behandlung oder möglichen Ursachen haben, können Sie sich am kommenden Dienstag, 4. Juni, von 16 bis 17.30 Uhr an die Experten der St. Franziskus-Stiftung Münster wenden. Drei Chefärzte sind am „Aktionstag gegen den Schmerz“ exklusiv für unsere NRZ-Leserinnen und -Leser telefonisch erreichbar.

Am Telefon sind für Sie: Dottore Nikolaos-Xanthos Kampas, Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort. Sie erreichen ihn unter 0201/804 1951.

Dr. Dirk Mertens ist Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Spezielle Schmerztherapie im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln und am Dienstag unter 0201/804 1952 erreichbar.

Tilmann E. Lewan ist Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank. Ihn erreichen sie unter 0201/804 1953. Der Anruf ist kostenlos.

Das bedeutet nicht nur, sich mithilfe der gelernten Übungen selbstständig fit zu halten, „es bedeutet auch, Rücksicht auf den Körper zu nehmen. Zu wissen, was man im Alltag machen kann und was man besser nicht machen sollte“, erklärt Bärbel Voges, die ihre Lebensqualität dadurch entscheidend verbessern konnte. Damit das auch so bleibt, besucht sie regelmäßig den Hausarzt. Im Alltag ist ihr ihr Ehemann eine große Hilfe, putzt das Badezimmer und macht die Wäsche. Kochen will sie aber am liebsten noch selbst, „das funktioniert aktuell auch sehr gut.“