An Rhein und Ruhr. NRZ-Leserinnen und -Leser konnten am Telefon mit Fachärzten sprechen. Viele Anrufer haben seit Jahren Beschwerden. Diesen Rat geben Experten.

Ausstrahlender Schmerz von der Hüfte bis ins Bein, beginnende Arthritis in den Handgelenken oder Bewegungseinschränkungen in der Schulter: Millionen Menschen in Deutschland haben mit diesen und ähnlichen Beschwerden zu kämpfen. Die NRZ veranstaltete aus Anlass des heutigen „Aktionstag gegen den Schmerz“ und zusammen mit Fachärzten der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerzklinik des St. Elisabeth-Hospitals Meerbusch-Lank eine Telefonaktion rund um das Thema. 851 Anruferinnen und Anrufer beteiligten sich daran.

Chefarzt Dr. Florian Danckwerth (auch St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort), Oberarzt Dr. Dominik Vlaho und Fachärztin Dr. Dr. Claudia Bieniek hörten sich die Sorgen und Nöte der Leserinnen und -Leser an, konnten jedoch nicht mit allen in der Kürze der Zeit sprechen. An dieser Stelle gibt es einen Überblick, welche Fragen zu Behandlungen, Ursachen oder Therapien an die Experten gerichtet wurden – und welche Antworten es gab.

Bei mir wurde eine aktivierte Arthrose des linken Hüftgelenks diagnostiziert, ich bin 79 Jahre alt, gehe drei Mal in der Woche joggen, fahre gelegentlich Ski. Auch Krankengymnastik wurde verschrieben. Erst nach dem Sport spüre ich einen Schmerz, der runter ins Bein zieht, ebenso in die Leiste. Und er sorgt auch für ein unangenehmes Kribbeln.

Sporttreiben ist erst einmal in jedem Alter eine gute Sache. Doch kommt es auch auf die Art und den Umfang der Bewegung an. Beim Laufen wird der Knochenapparat belastet. Der Schmerz sollte, auch wenn er erst nach dem Sport einsetzt, nicht ignoriert werden. Denn Schmerzen sind die Warnfunktion des Körpers. In diesem Fall sollte unbedingt Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten und abgeklärt werden, ob neben der Hüftgelenksartrose möglicherweise auch andere Erkrankungen, beispielsweise an der Wirbelsäule, die Ursache sein können. Dafür könnte etwa eine MRT-Untersuchung sinnvoll sein. Auch das Thema der Belastungssteuerung müsste besprochen werden, vielleicht müsste die Anzahl der Laufeinheiten pro Woche etwas reduziert werden, um dem Körper mehr Zeit zur Erholung zu geben. Ebenso empfiehlt es sich, die Physiotherapie anzupassen.

Der Chefarzt Dr. Florian Danckwerth, Fachärztin Dr. Dr. Claudia Bieniek und Oberarzt Dr. Dominik Vlaho vom St. Elisabeth in Meerbusch gaben Leserinnen und Lesern bei einer Telefonaktion Ratschläge rund um Schmerz-Beschwerden.
Der Chefarzt Dr. Florian Danckwerth, Fachärztin Dr. Dr. Claudia Bieniek und Oberarzt Dr. Dominik Vlaho vom St. Elisabeth in Meerbusch gaben Leserinnen und Lesern bei einer Telefonaktion Ratschläge rund um Schmerz-Beschwerden. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Nach einem Beckenbodenbruch, bei dem leider bei der ersten Operation Komplikationen auftraten, habe ich weiter starke Schmerzen. Mir wurde Tilidin (200 mg/16 mg) verschrieben, eine Tablette soll ich morgens, eine am Abend nehmen. Aber das reicht leider nicht aus. Soll ich noch eine weitere Tablette einnehmen?

Eine bereits solche hohe Dosierung ist kritisch zu sehen. Tilidin ist ein synthetisch hergestelltes Opioid. Die ‚16 mg‘ geben an, dass das Tilidin mit dem Arzneistoff Naloxon kombiniert wurde. Dieser soll die sichere Anwendung von Tilidin ermöglichen, indem er bei einer Überdosierung die Wirkung von Tilidin aufhebt. Die Einschätzung hier wäre, möglichst auf ein anderes Medikament umzusteigen aus einer anderen Stoffgruppe. In keinem Fall sollte die Dosierung ohne ärztliche Rücksprache eigenmächtig verändert werden.

Seit über zweieinhalb Jahren habe ich starke Schmerzen im Mittelfuß. Ich bin jetzt 89 Jahre alt, bin immer gerne gewandert. Mit meinem Hund schaffe ich es nur noch maximal fünf bis zehn Minuten zu laufen, bevor es zu viel wird. Eine Bestrahlung wurde bereits probiert ohne Erfolg.

Hier könnte tatsächlich im Fuß selbst die Ursache liegen. Die Symptome mit einer Schmerzbehandlung anzugehen, wäre womöglich nicht der richtige Ansatz. Darum sollte in jedem Fall ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden, die sich tatsächlich auf Füße spezialisiert hat. Es müsste abgeklärt werden, wie es mit den filigranen Knochen und Gelenken genau aussieht.

Mit 66 Jahren bin ich im Ruhestand, bin gerne Motorrad gefahren, habe auch einen großen Garten, in dem ich viel machen möchte. Leider habe ich Schmerzen in den Händen, Sattelgelenksarthrose wurde festgestellt, Rheuma ausgeschlossen. Das Leiden nimmt deutlich zu. Ich nehme zwei Mal am Tag Ibuprofen.

Auch wenn niedrig dosiertes Ibuprofen nicht verschreibungspflichtig ist, kann es auf Dauer und bei hohen Mengen zu Nierenschäden führen. Darum sollte es nicht tagtäglich eingenommen werden. Gerade sportlich aktive Menschen, sowohl im Profi- und Amateursport, greifen leider sehr häufig zu Ibuprofen mit oft dann unerkannten Schädigungen, insbesondere der Nieren. Auch wenn in diesem Fall eine Rheumaerkrankung ausgeschlossen wurde, können vielleicht die Erfahrungen helfen, die in speziellen Rheuma-Handgruppen gemacht werden. Dort werden Hilfen und Tipps gegeben, wie man das eigene Leben mit diesen Handschmerzen gestalten kann.

Ich habe seit einem Dreivierteljahr massive Nackenschmerzen. Es stört mich, dass ich deswegen nicht mehr alles machen kann. Aber ich bin mit 70 noch sehr aktiv. Gestern bin ich 10 Kilometer spaziert und mache regelmäßig Yoga-Übungen. Ich muss diese Übungen aber jeden Morgen machen, um mich den Tag über einigermaßen normal bewegen zu können. Dabei nutze ich auch eine Faszienrolle.

Starke Nackenschmerzen über einen solchen Zeitraum sollten zunächst weiter abgeklärt werden. Hier könnte eine verschleißbedingte Einengung der Halswirbelsäule vorliegen. Um die Beschwerden wieder langfristig zu lindern, sollten darüber hinaus Yoga-Übungen als auch die Faszienrolle kritisch hinterfragt bzw. vorübergehend nur sehr vorsichtig eingesetzt werden oder sogar unterbleiben.

Ich habe Hals- und Brustwirbelsäulensyndrom und Osteochondrose. Dazu habe ich eine Skoliose. Seit zwei Jahren bin ich in Behandlung, nehme starke Schmerzmittel und jetzt soll ich auf Schmerzpflaster umsteigen. Ich weiß nicht, wie ich das in den Griff kriegen soll. Der Schmerz hat mein Leben verändert und mittlerweile muss ich Antidepressiva nehmen. Ich habe auch Angst, dass die Schmerzen noch schlimmer werden.

Jahrelang anhaltende Schmerzen sind tatsächlich eine Herausforderung, da sie meist die gesamte Lebenssituation beeinflussen. Die Aufgabe wird es hier sein, ein individuelles Therapiekonzept zu entwickeln und schmerzaufrechterhaltende Faktoren zu erkennen. Anzustreben ist eine Verbesserung der körperlichen und psychosozialen Leistungsfähigkeit und die Förderung einer positiven Körperwahrnehmung.

Ich habe seit 2021 Schmerzen im Unterleib, war schon beim Urologen, Proktologen, Gynäkologen und hatte eine Darmspiegelung. Zuletzt war ich beim Schmerztherapeuten und habe Tabletten verschieben bekommen. Es halt aber alles nichts. Vor einigen Jahren hatte ich eine Gürtelrose.

Wenn die Schmerzen durch den Gynäkologen, Urologen, Proktologen und Gastroenterologen nicht erklärt werden können, sollte das Becken untersucht werden. Es könnte sich um Schmerzen handeln, die durch Spannung und Druckempfindlichkeit in Muskelbereichen verursacht werden. Auch knöcherne Veränderungen wie bei der Osteoporose sind auszuschließen. Nach einer Gürtelrose könnte sich auch ein chronisch neuropathisches Schmerzsyndrom entwickelt haben.

Ich habe Polyneuropathie und habe viele Schmerzmittel ausprobiert. Gerade nehme ich ein sehr teures Cannabispräparat. Das hilft aber auch nicht gegen den Schmerz in den Beinen. Ich kann nur noch mit dem Rollator gehen und muss mich abstützen, weil ich ein pelziges, schneidendes Gefühl in den Füßen habe. Wenn ich mich hinlege, wird es aber schnell besser.

Die Polyneuropathie ist eine neurologische Erkrankung. Meist sind viele periphere Nerven betroffen und es gibt unterschiedliche Ursachen. Wenn die Beinschmerzen jedoch beim Liegen schnell besser werden, könnte auch eine Bandscheibenvorwölbung in den Spinalkanal mitverantwortlich sein. Beim Liegen lässt dann der mechanische Druck auf die Nerven nach. Es könnte ein Mischbild aus Polyneuropathie und degenerativer Lendenwirbelsäulen-Erkrankung sein.

Ich hatte vor vielen Jahren eine Operation am Sprunggelenk und bin danach bei zwei epileptischen Anfällen schwer gestürzt. Jetzt habe ich einen Spreizfuß. Ich habe Schmerzen und es sieht nicht mehr schön aus.

Hier ist ein kompetenter Fußchirurg der richtige Ansprechpartner.

Ich bin 85 Jahre alt. Ich habe schon so viele Jahre Schmerzen und kann meinen Mann kaum noch unterstützen, der schon über 90 ist. Meine Schulter ist kaputt, ich war schon bei zwei Orthopäden. Nun tun mir alle Knochen weh, und in den Fingern geht es auch los. Ich nehme Novalgin, habe aber Sorge vor Nebenwirkungen von Medikamenten.

Ihre grundsätzliche Sorge vor Nebenwirkungen von Medikamenten ist nachvollziehbar. Wenn alle Knochen schmerzen geht es nicht nur darum, die Schmerzen mit hohen Schmerzmittelgaben auszuschalten. Oftmals hilft es, das eigene Krankheitsbild besser zu verstehen. Der Schmerz hat eine Warnfunktion, die ebenfalls verstanden werden muss, um die Beschwerden zu lindern. Auch eine andere Einstellung zu Belastungsgrenzen spielt dabei eine Rolle. Sich darüber zu ärgern, was nicht mehr geht, kostet oft zusätzliche Energie. Und das nimmt einem weitere Kräfte.

Ich habe eine dick geschwollene Schulter, eine Arthrose. Mein Arzt hat mir Novalgin und Physiotherapie verschrieben. Zehn Mal eine Viertelstunde. Mehr bezahlt die Kasse nicht. Aber es ist nicht besser geworden.

Wenn man eine Arthrose hat, kann es durch verschiedenste Mechanismen zu einer Aktivierung der Arthrose mit Schwellungen kommen. Man stuft normalerweise das therapeutische Vorgehen ab. Therapie-Resistenzen nach durchgeführten Maßnahmen sollten mit Ihrem Arzt noch einmal besprochen werden. Gegebenenfalls können Pendelübungen und den Arm immer mal wieder locker hängen lassen, etwas helfen. Zusätzlich könnten sechs- acht Mal tägliche lokale Kühlungen im Bereich der Schulter versucht werden.

Weitere Informationen zum Thema „Schmerz“ gibt es online auf der Internetseite der Deutschen Schmerzgesellschaft (schmerzgesellschaft.de).