Oberhausen. Bunte Mottowagen gehören zum Karneval wie Helau und Konfetti. Oberhausener Jecken erklären den Wagenbau und welche Probleme bei Umzügen drohen.

Die Karnevalssession läuft bereits. Die Karnevalszüge von Nelkensamstag, 1. März 2025, bis Rosenmontag, 3. März 2025, locken auch in Oberhausen zehntausende Jecken an. Doch im Gegensatz zu anderen großen Stadtereignissen, müssen die Vereine ihr Schaffen größtenteils ohne Fördergelder aus eigener Tasche finanzieren. Ein Überblick über Probleme und Kniffe des Wagenbaus.

Schwierige Unterbringung

Nicht nur Jecken sind sich einig. Die dekorierten Karnevalswagen gehören bei den Umzügen dazu - wie Helau und Kamelle. Doch wohin mit den meterlangen Anhängern, wenn kein Karneval ist? Zudem benötigen die Karnevalsgesellschaften nicht nur Parkplätze, sondern auch Orte, an denen sie die Aufbauten erneuern und austauschen können.

Hier tauchen immer wieder Probleme auf. Denn überdachte Stellplätze sind rar. Momentan hat es die KG Blau-Gelb Vondern erwischt. Eigentlich baut sie im ehemaligen Gewächshaus am Kaisergarten. Doch nun hieß es von Seiten der Servicebetriebe Oberhausen (SBO): „Das Gebäude ist einsturzgefährdet.“ Der Verein musste raus. Zunächst gab es noch Irritationen, dass ein Zweitmieter angeblich im Gebäude verbleiben dürfte. Doch ein SBO-Sprecher versichert: „Alle Parteien haben das Gewächshaus gleichermaßen verlassen.“

Narrenschiffe benötigen in Oberhausen nicht nur über das komplette Jahr einen Parkplatz, sondern auch genügend Raum, damit die Kreativen an den Wagenaufbauten arbeiten können.
Narrenschiffe benötigen in Oberhausen nicht nur über das komplette Jahr einen Parkplatz, sondern auch genügend Raum, damit die Kreativen an den Wagenaufbauten arbeiten können. © FUNKE Foto Services | Tom Thöne

Für den Vonderner Karnevalsverein läuft seitdem eine schwierige Suche. Eine kurzzeitige Unterbringung in Hallen des alten Möbelhauses Finke in Sterkrade scheiterte an Brandschutzbestimmungen. „Das alles stellt uns vor große Probleme. Wir benötigen eine Halle mit 250 Quadratmetern, um den Wagen bauen zu können“, sagt Präsident Jürgen Vogelpoth. Sollte kein Ausweichort gefunden werden, sei sogar der Start bei den Karnevalszügen gefährdet. „Und das in unserem Jubiläumsjahr.“

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Momentan improvisieren die Vonderner kurzeitig mit Wagenbauhallen in der Innenstadt und am Eisenhammer. Im Industriegebiet hat ein karnevalistischer Förderverein aus Buschhausen zwei zentrale Wagenbauhallen für Oberhausener Karnevalsvereine errichtet. 32 Parzellen konnten wie Eigentumswohnungen gekauft oder angemietet werden. Für die Blau-Gelben, die viel mit Styroporbildern und feinsten Buchstaben für ihre Mottos arbeiten, sind kleinere Hallen aber Dauer nicht groß genug. Vogelpoth: „Wir richten uns daher an die Bevölkerung. Wer eine geeignete Halle kennt, darf sich gerne melden.“

Strengeres Regelwerk

Auch auf Regularien für die Karnevalszüge blicken Narren gespannt. So müssen alle Auflieger der Karnevalswagen mit zusätzlichen Bremsanlagen ausgestattet sein. Die Anforderung besteht zwar schon länger. Das NRW-Verkehrsministerium habe den TÜV darauf hingewiesen, solche Anlagen nun bindend mit Bremstests zu prüfen, erklärt der Hauptausschuss-Präsident Marcel Habendorf.

Die Karnevalszüge rollen durch die Innenstadt von Oberhausen. Ob auch künftig alle Narrenschiffe wie gewohnt dabei sein können, ist nicht gesichert.
Die Karnevalszüge rollen durch die Innenstadt von Oberhausen. Ob auch künftig alle Narrenschiffe wie gewohnt dabei sein können, ist nicht gesichert. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Das stößt bei den Karnevalisten auf Irritation: Der TÜV habe bislang geprüft und auch ohne die weitere Bremsanlage für die Auflieger eine ausreichende Bremskraft bescheinigt. „Die Karnevalswagen fahren im Umzug nur Schrittgeschwindigkeit. Es hängt eine 400 PS starke Zugmaschine davor. Wenn der Fahrer einmal draufdrückt, steht der Wagen“, sagt der Oberhausener Karnevalsfunktionär. Er sieht in einer Nachrüstung sogar Gefahren: „Die Auflieger stehen fast das gesamte Jahr. Das Risiko, dass diese dadurch fehlerhaft einen Bremsvorgang auslösen, ist vorhanden.“

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Die Folge: Es sei völlig unklar, ob alle Wagen unter den strengen Kriterien beim Oberhausener Karnevalszug starten können. Überregionale Dachverbände, wie der Bund Deutscher-Karneval (BDK), wurden für das auch andere Städte betreffende Sicherheitsthema eingeschaltet. Das Ergebnis: In dieser Session werden alle Wagen überprüft. Sondergenehmigungen stehen aber zumindest in Aussicht. Für das kommende sehe dies aber anders aus. Habendorf: „Die Bremsanlage ist eine große Investition. Es geht für die Vereine oft um die Frage, ob noch nachgerüstet werden kann oder ein komplett neuer Auflieger angeschafft werden muss.“ Die Kosten für eine nachgerüstete Bremsanlage schätzt Habendorf auf einen vierstelligen Eurobetrag.

Nach der Terrorfahrt von Magdeburg stehen auch die Wegstrecken der Karnevalszüge selbst auf dem Prüfstand. Gespräche mit der Stadt Oberhausen und Polizei über weitere Sicherheitsmaßnahmen laufen aber noch.

Aufwendiger Wagenbau

Den kreativen Part des Wagenbaus, handhabt jede Gesellschaft in Eigenregie. Die zündende Idee kommt manchmal ganz spontan. „Wir haben gegrübelt und letztlich einfach auf unseren eigenen Verein geblickt“, verrät Margot Terhorst von der KG Weiss-Grün Hoag. „Da wir im Vorstand einige Veränderungen hatten, haben wir uns für ein passendes Motto entschlossen: Die Karten werden neu gemischt!“ So steht es auch auf dem Wagen.

Die Besonderheit in der Jeckengemeinschaft der ehemaligen Hüttenwerke: Die Hoag-Frauen schicken ihren ganz eigenen Wagen zu den Oberhausener Karnevalszügen.

Der Wagenbau bei KG Weiss-Grün Hoag ist Frauensache: Margot Terhorst taufte den besonderen Karnevalswagen auf dem Betriebshof von „Auto Köster“ in Oberhausen-Schmachtendorf.
Der Wagenbau bei KG Weiss-Grün Hoag ist Frauensache: Margot Terhorst taufte den besonderen Karnevalswagen auf dem Betriebshof von „Auto Köster“ in Oberhausen-Schmachtendorf. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

In der gemeinschaftlichen Wagenbauhalle am Eisenhammer entstand darum ein Gefährt in Glücksspieloptik. Mit aufgeklebten Spielkarten, Würfeln und Roulette-Chips. „Die Arbeitsstunden zählen wir nicht. Aber es sind grundsätzlich drei Arbeitsschritte notwendig.“ Zuerst werden Buchstaben aus Styropor mit dem heißen Draht ausgeschnitten. Danach folgt die Gestaltung mit passender Farbe. Und anschließend wird der Aufbau an den Wagenfront befestigt.

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Besondere Anforderungen warten reichlich. So müssen die Motive vorher sorgfältig abgemessen werden, damit bei der Montage keine bösen Überraschungen auftauchen. Auch der exakte Farbton sollte stimmen. Die Farbe selbst muss wasserfest sein. Zehn Frauen waren für den vergleichsweise kleinen Wagen zwischen September und Dezember 2024 beschäftigt. Passend zum Motto wollen sie sich im März 2025 zu den Karnevalszügen im Spielcasino-Look verkleiden.

Im Vergleich zu anderen Gesellschaften mit vier- oder sogar fünfstelligen Bau-Budgets war die Bastelei vergleichsweise günstig. „Wir haben für das Wagenmaterial rund 200 Euro ausgegeben. Die Arbeit selbst ist natürlich ehrenamtlich.“

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