Oberhausen. Die „Blauen Funken“ haben in Oberhausen die große Karnevalssitzung nur für Frauen übernommen. Wie viele Jeckinnen dabei waren. Was sonst auffiel.
Die Karnevalssession nimmt in Oberhausen an Fahrt auf: Neben den Prunksitzungen der Vereine locken nun auch Spartenveranstaltungen, wie die „Blau-Goldene Damensitzung“ in der Atrium-Halle an der Wehrstraße. Fast fünf Stunden Programm im närrischen Check.
Eine Damensitzung, warum geht es überhaupt?
Die Damensitzung wendet sich ausschließlich an Frauen. Trotzdem handelt es sich um eine relativ junge Veranstaltung im Oberhausener Karneval. Erst seit der Session 2016/2017 organisiert der Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval (HA) die Sause. Die Damensitzung entstand aus der Kritik heraus, dass es im Stadtgebiet zwar viel Närrisches gibt, aber es an genügend auf Frauen abgestimmtem Programm mangelt.
Warum war die Damensitzung in diesem Jahr besonders?
In diesem Jahr übernahm zum ersten Mal eine Karnevalsgesellschaft die Organisation der bunten Frauenfete. Der Dachverband der Oberhausener Vereine konzentriert sich dafür stärker auf ursprüngliche Aufgaben. Dazu zählen die Prinzenkürung und die Planung der Karnevalszüge. Darum übernahm das Traditionskorps „Blaue Funken“ nun die Frauensitzung.
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Das Pendant, die ehemalige Herrensitzung, der heutige „Rheinische Herrenfrühschoppen“, wird am Sonntag, 9. Februar 2025, von der II. Karnevalsgesellschaft Zomkhosi durchgeführt. Für die Vereine bedeutet dies zwar mehr Arbeit, aber es ist auch eine mögliche Einnahmequelle durch Ticketerlöse.
Wie kommt der Wechsel beim Publikum an?
Der Blick in die Atrium-Halle verrät am Freitagabend schnell: Der Zuschauerinnen-Zuspruch hat einen ordentlichen Boost erhalten. An den Tischenreihen wird sofort nach dem Einmarsch geklatscht. Die Jeckinnen gehen früh mit und tanzen ausgelassen vor der Bühne. Die Veranstalter bestätigen den optischen Eindruck: Die Damensitzung ist zum ersten Mal ausverkauft. 600 Närrinnen haben einfach Lust zu feiern. Geschlechtsneutral wird gejubelt: „Helauuuu!“
Wie viele Besucherinnen erscheinen verkleidet?
Die Kostüm-Quote ist beeindruckend. Fast alle Närrinnen haben sich in ihren Kostümen verwandelt. Pippi Langstrumpf trifft auf Stewardessen. Außerirdische schunkeln gemeinsam mit Clowns. Einbrecherinnen tanzen mit Polizistinnen. Gärtnerinnen lachen mit Hummeln.
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Für andere muss es dagegen kein Thema oder Konzept sein: „Hauptsache es ist schön bunt und stört nicht beim Feiern. Vieles lässt sich aus dem eigenen Kleiderschrank zusammenstellen.“ Das kreativste Kostüm landet übrigens ein Quartett in orangenen Kleidungsfarben. Sie gehen als Aperol-Spritz-Drink. Ein Volltreffer, wie auch die Leiter der Atrium-Gastronomie bestätigen: „Aperol gehört heute zu den am häufigsten servierten Getränken, noch weit vor Bier.“
Wie funktioniert das närrische Programm?
Nein, hier wird nicht geplaudert, sondern gefeiert! Die „Rhinstädter“ bezeichnen sich selbst als eine der erfolgreichsten Karneval-Coverbands der letzten zwei Jahrzehnte. Sie lassen den Dom zwar in Kölle, aber alle Frauen schunkeln.
Steven Alan enthüllt verborgene Talente als Alleinunterhalter. Seinen Ohrwurm „Kumm mer fahren met nem Kahn“ kennt hinterher beinah jede. Der Künstler lässt sogar ein Bühnenfeuerwerk sprühen. Und er setzt sich breit grinsend hinters Schlagzeug. Kein Wunder, Steven Alan wurde bereits als „Best European Newcomer Drummer Champion” ausgezeichnet und arbeitet mit Mallorca-Sänger Tim Toupet zusammen. Unterhaltsam!
Dagegen fiel die Karnevalsboyband „Jeck Street Boys“ etwas ab. Das Trio konnten die Oberhausener Narren vor zwei Wochen allerdings auch schon bei der KG „Echte Fründe“ im Ebertbad sehen.
Wie schlagen sich die Oberhausener Tollitäten?
Prinz Rene „Bagga“ Bargatzky aus dem Dreigestirn der Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“ staunt über die feierfreudigen Frauen: „Die Stimmung im Saal ist fantastisch!“ Auf der Bühne sorgt er für Schmunzler. Zur Frauensitzung lässt er seine Jungfrau Dirk „Dori“ Bäsch „von Frau zu Frau“ sprechen. Beim Showtanz der Prinzengarde tanzen sie aber wieder alle gemeinsam. Sehenswert!
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Auch die Teams von Kinderprinzenpaar und Stadtprinz können von der früh brodelnden Stimmung im Saal profitieren. Stadtprinz Thorsten I. (Eckrich) fehlt im Saal allerdings aus persönlichen Gründen.
Was war die größte Überraschung?
Dass überwiegend jüngere Frauen und einzelne Männer beim karnevalistischen Gardetanz den Ton angeben, ist bekannt. Zur Damensitzung tanzen aber plötzlich reifere Herren aus der Reihe. Bei den „Dancing Daddys“ handelt es sich um eine nimmermüde Männertanzgruppe aus Frielingsdorf nahe Bergisch Gladbach.
Und die heitere Truppe hat es voll drauf. Sie bauen aus ihren Körpern hohe Pyramiden. Sie lassen die Arme wie Meereswellen schwappen. Und sie zeigen als „Kölner Gigolos“ selbstironisch in goldenen Shorts auch noch Bein. Die klatschenden Frauen sind begeistert.
Wie lautet das Fazit?
Der Damensitzung gelingt ein verblüffend stimmungsvoller Karnevalsreigen, der kaum Anlaufzeit für Atmosphäre benötigt. Ein großer Erfolg ist zugleich ein Nachteil: Die Tickets waren schnell vergriffen. Die Halle lässt sich theoretisch auf eine Kapazität bis 700 Närrinnen erweitern. Das würde allerdings ein neues Bestuhlungskonzept erfordern.
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Die etwas sumpfig klingende Hallenakustik wirkt verbessert, kann sich aber mit anderen Karnevalsstätten, wie dem kleineren Ebertbad, (noch) nicht messen. Dafür ist die Atmosphäre trotz ausverkaufter Halle entspannt. Es gibt kein Gedränge. Ob die Sitzung noch eine gute Büttenrednerin vertragen kann? Nicht man, sondern Frau wird es im kommenden Jahr sehen.
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