Oberhausen. Beim Gesprächsforum in einem Zelt an der Zeche zeigt sich die Bürgerinitiative kompromisslos: Die riesige Freifläche soll weiter grün bleiben.
Gibt es einen Kompromiss bei der Bebauung des Geländes der ehemaligen Zeche Sterkrade? Oder kann man eigentlich nur dafür oder dagegen sein? Diese Fragen haben das Gesprächsforum auf dem Gelände am Samstag geprägt. Rund 100 Personen haben teilgenommen. Es war das Angebot der drei Grundeigentümer, mit der Bürgerschaft darüber zu sprechen. Allerdings blieben nicht alle bis zum Schluss: Die Bürgerinitiative, die seit Wochen gegen die Bebauung kämpft, verließ aus Protest das Gesprächsforum.
Die Eigentümer des großen Areals sind die RAG-Montan-Immobilien-GmbH in Essen, die Essener Thelen-Immobiliengruppe und die Stadt Oberhausen. Um 150.000 Quadratmeter geht es. 2023 haben sie vereinbart, einen gemeinsamen Vorschlag dafür zu erarbeiten.
Zeche Sterkrade: 600 neue Wohnungen gegen den Wohnungsmangel
Das sei etwas Besonderes, betonte Oberbürgermeister Daniel Schranz zum Auftakt. Nicht nur, weil es sich um die letzte größere Fläche für eine Bebauung in Oberhausen handele. Sondern auch, weil die Grundeigentümer so offen damit umgehen würden. Da dürfe es kein „Entweder-Oder“, sondern müsse es ein „Sowohl als auch“ geben.
Chef-Stadtplaner Thomas Palotz übernahm es, die bislang entwickelten Ideen vorzustellen. Wohnen in allen Preisklassen und Formen soll Platz finden, aber auch nicht-störendes Gewerbe. Den Bau von bis zu 600 Wohnungen begründete er mit rund 1100 fehlenden Wohnungen in Sterkrade. Bei den Gewerbegrundstücken gehe es um die Größen von 1000 bis 5000 Quadratmeter.
Zeche Sterkrade: Frischluft geht verloren - aber nicht in Sterkrade-Mitte
Der beliebte Radweg über die Hoag-Trasse soll weiter über das Gelände führen. Damit man für Erledigungen ohne Auto auskommt, soll eine Brücke über die Betuwe-Bahnstrecke die schnelle Fuß- oder Radverbindung nach Sterkrade-Mitte herstellen.
Was Bahnlärm angeht, so würden die neuen Lärmschutzwände beim Betuwe-Ausbau ihn gut abschirmen, erklärte Palotz. Das Gebiet sei aber für die Bildung von Frischluft bedeutend, nur nicht für Sterkrade-Mitte. Die Winde würden eher nach Süden wehen als nach Südosten. Im Neubaugebiet selbst sollen eine für Wind günstige Anordnung der Gebäude, begrünte Fassaden und möglichst viel Wasser an der Oberfläche für Abkühlung sorgen.
Zeche Sterkrade: Für Bürgerinitiative nur passive Rolle vorgesehen
Eine Runde, die für Verständnisfragen gedacht war, rief die Kritiker der Bebauung auf den Plan. Sie stellten die Mehrheit des Publikums. Die Bürgerinitiative, die sich dagegen gebildet hat, durfte zwar draußen, vor dem Veranstaltungszelt, informieren. Als Teilnehmerin drinnen war sie nicht vorgesehen.
„Entsiegelung ist das Gebot der Stunde. Hier soll das Gegenteil geschehen“, kritisierte ein Mann. Das stimme zwar, aber man müsse auch den Bedarf an Wohnungen berücksichtigen, antwortete Palotz.
Projekt in Sterkrade: Von-Trotha-Straße gilt nicht als überlastet
Ob man den neuen Autoverkehr von bis zu 600 Wohnungen nicht aus der Von-Trotha-Straße heraushalten könne, wollte eine Frau wissen. Das ginge zulasten der Naturflächen im Norden des Geländes, erklärte Palotz. Die Straße sei mit 6000 Fahrten am Tag nicht überlastet.
Ein Teilnehmer stellte den seit Jahren geltenden Grundsatz der Stadtplaner in Frage, nur noch Baulücken zu schließen und die Außengebiete zu schonen. Das alte Zechengelände gilt als Baulücke. „Jedes Gebäude erhöht die Erwärmung, belastet die Nachbarschaft.“ Es werde dazu eine Klimauntersuchung geben, kündigte Palotz an.
Zeche Sterkrade: Drei weitere Themenabende bis zum Jahresende
Als dann nur Befürworter der Pläne auf die Bühne gebeten wurden, um Stellung zu nehmen, verließen Mitglieder der Bürgerinitiative aus Protest das Zelt. Es sind aber noch drei Themenabende bis Ende des Jahres geplant, wo weiterdiskutiert werden kann.