Mülheim. Sie übernimmt eine Rolle in Roberto Ciullis neuem Stück am Theater Mülheim. Es geht um den mysteriösen Mord am Filmemacher und Dichter Pasolini.
Der Mord an dem italienischen Schriftsteller, Filmemacher und Denker Pier Paolo Pasolini im Jahre 1975 war und bleibt ein mysteriöser Fall. An der Verurteilung eines jungen Tatverdächtigen hat es immer Zweifel gegeben. Viele vermuten, dass ganz andere Täter und politische Motive hinter der Ermordung stecken. Roberto Ciulli nimmt sich in seiner neuen Produktion „Pasolini. Io so – Mitteilungen an die Zukunft“ dem Mahner und seinen zeit- und gesellschaftskritischen Ansichten an. Für die Inszenierung des Theaters an der Ruhr (TaR) konnte ein echter Stargast gewonnen werden: die Schauspielerin Eva Mattes.
Mit der Uraufführung des Pasolini-Stückes wird am 7. Februar am Raffelberg die Spielzeitinsel „Geheimnis 2“ eröffnet. Sie bietet an fünf langen Wochenenden ein dichtes Programm an unterschiedlichsten kulturellen Höhepunkten. Wieder geht es thematisch um das, was im Verborgenen liegt, verschwiegen wird, undurchsichtig erscheint – also irgendein Geheimnis birgt. Zwei italienisch geprägte Wochenenden (7. bis 9. und 14. bis 16. Februar) läuten das Kulturfestival ein, das neben Theater auch Kunst, Musik, Performances, Workshops und Gespräche zu bieten hat.
Mülheimer Regisseur: Prophezeihungen eingetroffen
Pier Paolo Pasolini war zu seinen Lebzeiten italienweit äußerst bekannt und hat ein umfangreiches Werk an literarischen und essayistischen Texten, Drehbüchern sowie Gedichten und Liedtexten hinterlassen. Was fasziniert Roberto Ciulli an dem kritischen Geist, der sich stets für die Randständigen einsetzte? „Pasolini hat in den 70er-Jahren schon prophezeit, wohin sich unsere Konsumgesellschaft entwickeln wird, wohin der Kapitalismus uns führen und worauf er uns und unsere Kulturen reduzieren wird“, erklärt der Regisseur. Die Modernität der Voraussagen sei erstaunlich, seine Zukunftsvisionen seien mittlerweile Realität geworden, nicht nur in Italien.
Da hinter dem Tod des linken Oppositionellen, der seine Homosexualität offen lebte, viele Fragenzeichen stehen, passt der Stoff zum Jahresmotto des Theaters – „Geheimnis“. „Die Wahrheit wird nicht mehr herauskommen, 50 Jahre lang hat sich niemand wirklich darum bemüht und der starke Verdacht bleibt, dass das Tötungsdelikt von politisch Mächtigen gesteuert wurde. Denn Pasolini arbeitete an einem Roman, der Dinge enthüllen sollte“, berichtet Ciulli. Der Motor, der den Autor immer angetrieben habe, sei sein leidenschaftlicher Wunsch, ein guter Lehrer zu sein, die Menschen aufzuklären – „damit sie Menschen werden“.
Eva Mattes spielte unter allen großen Regisseuren
In der neuen Ciulli-Produktion, die in einem kollektiven Arbeitsprozess aller Mitwirkenden entstanden ist, „lernen wir Pasolini kennen, wie wir ihn bisher nicht kannten“, so Dramaturg Helmut Schäfer. Man erkenne, wie hellsichtig er gewesen sei – und unangenehm für bestimmte Leute. Das Stück beginnt mit einem Prolog, der von der Mordnacht und den Prozessen berichtet, in der Folge wird anhand von politischen Texten und Gedichten der Mensch und Denker Pasolini näher skizziert – eingesponnen in eine selbst erdachte Handlung.
Ein besonderer Stargast bereichert dabei das TaR-Ensemble: Die Schauspielerin Eva Mattes, die schon mit allen großen deutschen Filmregisseuren (von Fassbinder über Herzog bis Roehler) gearbeitet hat und am Filmset ebenso zuhause ist wie auf der Theaterbühne, im Synchronstudio oder beim Hörspiel und im Fernsehen (sie spielte lange die Kommissarin Blum im Tatort), kennt Roberto Ciulli von einer gemeinsamen Produktion in 2024. Sie wollte in der aktuellen Produktion unbedingt mitwirken – und spielt darin die Mutter Pasolinis.
Cocktail-Kurs und Pasolini-Film in Mülheim
Die Grande Dame der Schauspielszene wird zusammen mit der bekannten sizilianischen Musikerin Etta Scollo auch einen Liederabend mit Pasolini-Liedern geben (8. Februar, nach dem Stück) und am 13. März die Zuschauer gemeinsam mit Roberto Ciulli in „Das Geheimnis des Spielens“ einweihen. Zum ersten Italien-Wochenende zählt auch der Workshop „Barkeeper‘s Secret“, in dem ein Cocktail-Experte verschiedene Negroni-Rezepte (9. Februar) vorstellt. Außerdem gibt es Theater- und Fundusführungen (9. Februar) im Theatergebäude. Dort kann man während des gesamten Festivals auch wieder viele multimediale Kunst-Installationen zu entdecken.
Die Pasolini-Premiere (Freitag, 7. Februar, weitere Termine: 8., 9., 23., 27., 28.2. und 13.3.) wird ebenfalls auf italienische Art gefeiert. Beim Premierenfest legt DJ Ben Postler Italo-Hits auf. Schon am 25. Januar ist der Pasolini-Film „Teorema – Geometrie der Liebe“ (1968) im TaR zu sehen (18 Uhr, mit Gespräch, Eintritt frei). Über das zweite Italienwochenende – unter anderem mit einer Premiere des italienischen Kollektivs Anagoor – und über das weitere „Geheimnis 2“-Programm werden wir noch berichten.
Informationen über das Programm und die Eintrittspreise sowie die Tickets gibt es auch unter www.theateranderruhr.de oder Tel. 0208 59 90 188 oder tickets@theateranderruhr.de
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