Mülheim. Kälte und Regen sorgten für ein ungemütliches Neujährchen, die Spendenbereitschaft der Mülheimer war trotzdem groß. Das ist der aktuelle Stand.
„So kann das Jahr auf jeden Fall losgehen“, strahlte Bernhard Hehn. Der 74-Jährige hatte beim traditionellen Neujährchen von WAZ und NRZ nicht nur zwei Bücher gewonnen, sondern auch den Hauptpreis in Form eines Reisegutscheins abgeräumt. Mit gleich 40 Losen hatte der Mülheimer sich auch eine besonders hohe Gewinnwahrscheinlichkeit gesichert. Ohnehin war die Spendenbereitschaft der Mülheimerinnen und Mülheimer am Sonntag groß – und dem Wetter weit überlegen.
Wurde der fünfte Tag des Jahres noch mit etwas Schnee in Mülheim begrüßt, so prasselte ab dem Vormittag der Regen unaufhörlich auch in den Innenhof von Schloß Broich. So drängten sich die Besucherinnen und Besucher in erster Linie unter ein eilig aufgebautes Zelt, um sich vor dem kalten Nass zu schützen. Kein perfekter Auftakt für die jährliche Spendenaktion Jolanthe, die mit dem Neujährchen stets in ihre neue Runde geht.
- Die Lokalredaktion Mülheim ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: Hier geht‘s direkt zum Channel.
Wieviel Geld zum Auftakt der Jolanthe-Aktion schon zusammenkam
Diejenigen, die trotzdem gekommen waren, ließen sich aber nicht lumpen und kauften Lose im Wert von 765 Euro. Gastronom Jörg Thon vom Bürgergarten versorgte die Gäste nicht nur mit heißer Erbsensuppe, sondern steuerte weitere 100 Euro hinzu. Auf dem Spendenkonto (IBAN DE 05 3625 0000 0175 0342 77, Verwendungszweck „Wünschewagen“Sparkasse Mülheim) waren am Sonntag bereits vor der Veranstaltung etwa 800 Euro eingegangen. Komplettiert wird der aktuelle Zwischenstand durch eine Großspende der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) in Höhe von 2.500 Euro.
Zugutekommt das Geld in diesem Jahr dem Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der schwerstkranken Menschen in ihrer finalen Lebensphase einen letzten Herzenswunsch erfüllt - sei es der Besuch eines Konzertes oder eine Fahrt ans Meer. Das Projekt setzt dort an, wo Angehörige überfordert sind, wenn ein Fahrgast nur liegend transportiert werden kann, pflegerische medizinische Betreuung benötigt oder die Familie sich den Ausflug allein nicht zutraut.
„Irres Erlebnis“ mit dem Wünschewagen und dem A380
„Es ist ein spendenbasiertes Projekt, die Fahrt ist für den Gast und eine Begleitperson kostenfrei“, sagt Peter Brill, der selbst seit zehn Jahren als ehrenamtlicher Begleiter des Wünschewagens dabei ist. Er erinnert sich zum Beispiel an eine Fahrt nach Katwijk ans Meer, wo die Familie der Betroffenen jahrzehntelang Urlaub gemacht hatte.
Auch interessant
Besonders in Erinnerung geblieben ist aber der Besuch des Düsseldorfer Flughafens, wo ein Gast unbedingt noch einmal den A380 sehen wollte. Und das, obwohl er selbst Angst vor dem Fliegen hatte. „Wir durften dann mit unserem Wünschewagen auf die Rollbahn fahren, als der Flieger landete. Das war ein irres Erlebnis, denn der Wagen wirkte auf einmal so klein. Die Düse des A380 ist größer als unser Wünschewagen“, erinnert sich Brill. Als die Besatzung der Fluggesellschaft Emirates von dem Hintergrund erfuhr, lud sie das Team ein, sich den Flieger einmal von innen anzusehen.
80 Ehrenamtliche erfüllen die letzten Wünsche
Spenden werden vor allem dafür benötigt, um den Wagen mit persönlichen Dingen auszustatten, für die Fahrtkosten selbst, aber auch, um Eintritte oder Übernachtungen zu bezahlen. „Letztes Jahr war ein Wahnsinnsjahr mit 120 Fahrten“, sagt Brill. Dieses Niveau wollen die 80 Ehrenamtlichen auch in Zukunft beibehalten. Die Begleiter benötigen - anders als die Rettungssanitäter oder Pflegefachkräfte - keine spezielle Ausbildung, aber ein großes Maß an Empathie. Der ein oder andere hat, wie Peter Brill als Familientherapeut, eine berufliche Vorbildung.
Auch interessant
„Das sind Initiativen, wo man unbedingt mal den ein oder anderen Euro abgeben kann“, sagt auch Hauptpreis-Gewinner Bernhard Hehn. Er und seine Frau spenden auch regelmäßig an den Verein Rolli Rockers Sprösslinge, der im vergangenen Jahr von der Jolanthe-Aktion profitierte.
Was im letzten Jolanthe-Jahr finanziert werden konnte
Die Vorsitzende Janine Willrich ist dafür bis heute dankbar. Denn für die mit einem Gendefekt zur Welt gekommene Fritzi (4) konnte der Verein dank einer 500-Euro-Spende weiter die Reittherapie organisieren. „Es ist wichtig für solche Kinder, dass sie sich auch in Motorik weiterentwickeln können“, weiß Willrich.
Für den kleinen Mika konnte auch dank des Jolanthe-Geldes eine Stammzellentherapie finanziert werden. „Er hat super Fortschritte dadurch gemacht und nimmt viel mehr in seiner Umgebung wahr“, berichtete die Vereinsvorsitzende.
Welche Projekte „Rolli Rockers Sprösslinge“ noch planen
Zudem werden die Spendengelder in das größte Herzensprojekt des Vereins fließen: den Inklusionsspielplatz in der Müga. Daneben betreibt „Rolli Rocker“ seit dem 6. Dezember eine Ladenfläche am Löhberg, wo ein Treffpunkt für Kinder entstehen soll. Los ging es mit einem Puppentheater, mittlerweile sind Spiegel für Tanzunterricht für Sozialbedürftige angebracht worden. Janine Willrich sucht zudem noch Helfende für Nachhilfe-Unterricht. „Viele können für ihre Kinder nicht einmal eine normale Nachhilfe bezahlen“, hat sie festgestellt.
Jolanthe konnte dem Verein im vergangenen Jahr ein großes Stück weiterhelfen. Das sieht auch Janine Willrich so: „Es ist auf jeden Fall etwas dabei rumgekommen und wir freuen uns für die nächsten, die davon profitieren - das ist wirklich eine tolle Sache“, schlägt sie den Bogen zum ASB-Wünschewagen.
Mehr zur Mülheimer Benefizaktion „Jolanthe“
- Wünschewagen erfüllt Saarnerin Karin Cruysen letzten Wunsch
- Spenden für Todkranke: Mädchen will noch ein Mal in den Zoo
- Jolanthe-Aktion hilft: Mülheimer Kinder stecken im Libanon
- Benefiz Jolanthe: Unverhoffte Spende eines Mülheimers
- Das alles hat Mülheims Jolanthe 2023 Bedürftigen ermöglicht
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).