Mülheim. Kurz bevor die 80-Jährige starb, erlebte sie einen wunderbaren Moment dank des Wünschewagen-Teams. In das Projekt fließen die Jolanthe-Spenden.
Ihr Tod riss nicht nur ein Loch in ihre Familie, auch viele langjährige Kundinnen trauerten, als die Saarner Geschäftsfrau Karin Cruysen im Sommer verstarb. Dass sie ihrer Mutter kurz vor deren Tod noch ein Mal ein paar schöne Momente fernab der sterilen, teils hektischen Krankenhaus-Atmosphäre verschaffen konnte, empfindet Anja Cruysen als tröstlich. Möglich gemacht hat das ein Team des Wünschewagens.
Es gab diesen einen Moment - nach Monaten des Bangens und Hoffens auf eine Genesung ihrer Mutter - da wusste Anja Cruysen: „Meine Mutter wird sterben.“ Von dem Moment an bleibt Anja Cryusen bei ihrer Mutter im Krankenhaus, weicht ihr nicht mehr von der Seite. Vorher, so erzählt es die 54-Jährige, sei es für sie „gar nicht vorstellbar gewesen, ohne meine Mutter zu leben“. Doch Karin Cruysen habe ihr vor ihrem Tod vermittelt, dass es „völlig in Ordnung ist, wenn man als älterer Mensch, dem es nicht mehr gut geht und der letztlich auch gehen will, geht“. Am Ende, sagt Anja Cruysen, sei das ein Trost gewesen.
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Bettlägerige Mülheimerin konnte an ihrem Sterbetag noch einmal vom Krankenzimmer ins Freie
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Lange hatte die Saarner Geschäftsfrau, die Jahrzehnte ihre Mode- und Dessous-Boutique an der Düsseldorfer Straße geführt hatte, gegen eine schwere Krankheit gekämpft. „Ein paar Tage später wäre sie 81 geworden.“ Am Morgen des Tages, der der letzte sein sollte, an dem Karin Cruysen noch lebte - „ich wusste es natürlich vorher nicht, hatte aber so ein Gefühl“ - habe die Sonne geschienen, erinnert sich Anja Cruysen. „Deshalb wollte ich mit meiner Mutter in den Garten des Krankenhauses, weil sie so eine Sonnenanbeterin war. Sie hat immer gesagt: Wenn ich mal beerdigt werde, dann bloß nicht unter einem Baum.“ Um ihrer Mutter noch ein paar letzte Momente im Sonnenschein an der frischen Luft zu ermöglichen, wollte die Saarnerin das Krankenbett ins Freie fahren, fragte im Krankenhaus, ob das möglich wäre. „Da hieß es dann leider, ich dürfte das nicht und sie hätten auch niemanden, der sie begleiten kann.“
„Weil meine Mutter aber Monate nur in diesem Krankenhaus gelegen hatte und es an dem Tag so schön sonnig war, habe ich zu ihr gesagt: Du musst hier nochmal raus“, erzählt Anja Cruysen. Um das Versprechen wahrzumachen, wendet sich die 54-Jährige schließlich an den Wünschewagen, „denn ich dachte: Das kann doch nicht sein, manche Menschen werden bis ans Meer gefahren und meine Mutter kann noch nicht mal in den Garten“. Schon kurz nach ihrem Anruf seien zwei Ehrenamtliche des Arbeiter-Samariter-Bundes, der den Wünschewagen betreibt, ins Krankenhaus gekommen. Der ehrenamtliche Betreuer Peter Brill und eine ehemalige Krankenschwester haben es dann möglich gemacht, Karin Cruysen in ihrem Krankenbett in den kleinen Park zu schieben.
Mit dem Wünschewagen-Team noch ein letztes Mal nach draußen in den Sonnenschein
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„Das Wünschewagen-Team hat mit so sehr geholfen“, blickt Anja Cruysen dankbar zurück - und das nicht alleine, weil sie es möglich gemacht haben, das Krankenbett ins Freie zu schieben. Die einstige Krankenschwester habe ihr auch wertvolle Ratschläge zur Begleitung der Sterbenden gegeben, etwa ein paar Schritte vom Bett wegzugehen, die alte Dame nicht mehr zu streicheln, denn sonst könne sie nicht loslassen vom Leben. „Als das Bett da so stand, sie draußen im Sonnenschein lag und wir uns etwas abseits aufhielten - das war so ein besonderer Moment, schön und ganz still“, blickt die Saarnerin tief berührt zurück. „Ich weiß nicht, ob meine Mutter das noch so gespürt hat, aber für mich war dieser Moment unbezahlbar, dass ich das nochmal mit ihr erleben durfte.“
Auch wenn das Team des Wünschewagens keine große Fahrt für ihre Mutter organisieren musste, sondern „einfach da“ war, sei sie unglaublich dankbar. „Das nimmt man mit in die Trauer, auch wenn der Rest so brutal ist. An diesen schönen Moment werde ich mich immer erinnern.“
Wenig später, als Karin Cruysen in ihrem Bett zurück in ihr Zimmer geschoben worden war, ist sie verstorben. „Ich hab noch mit den Menschen, die sich von ihr verabschieden wollten, vor ihrem Zimmer auf dem Flur gestanden, gequatscht, geweint und auch gelacht, was meine Mutter durch die offenstehende Tür vielleicht noch mitbekommen hat. Und in dem Moment ist sie eingeschlafen. Genau so liebte es meine Mutter, Menschen um sich herum zu haben. Besser hätte es für sie nicht kommen können.“
Neujährchen-Event auf Schloß Broich in Mülheim
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Damit der ASB-Wünschewagen, der durch Spenden finanziert wird, weiterhin unterwegs sein kann, sammeln wir mit unserer alljährlichen Benefiz-Aktion Jolanthe von WAZ & NRZ Geld für das ehrenamtlich organisierte Projekt. Am Sonntag, 5. Januar, feiern wir dazu mit einem „Neujährchen“ im Innenhof von Schloß Broich von 12 bis 14 Uhr offiziell den Jolanthe-Auftakt. Vor Ort, im Innenhof des Schlosses, wird dann ein Wünschewagen parken. Neugierige können das besondere Fahrzeug erkunden und sich mit den Ehrenamtlichen austauschen.
Dann wird es mit musikalischer Unterstützung der Ruhr-River-Jazzband auch eine Tombola und eine amerikanische Auktion zu Gunsten des ASB-Ehrenamtsprojekts geben. Als Partner der Jolanthe-Aktion sind die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST), Edeka Paschmann, die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und Gastronom Jörg Thon (Haus Bürgergarten, „Wilder Pott“) mit an Bord.
So können Sie für Mülheims Benefiz-Aktion Jolanthe spenden
Möchten Sie im Rahmen unserer Aktion Jolanthe spenden? Das Spendenkonto ist ab sofort freigeschaltet (Verwendungszweck „Wünschewagen“): DE 05 3625 0000 0175 0342 77, Sparkasse Mülheim. Wer eine Spendenquittung erhalten möchte, gibt bitte seinen vollständigen Namen und seine Adresse an.
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