Mülheim. Droht an der Ruhr ein weiteres Denkmal-Debakel nach dem Verschwinden eines Großteils der Troostschen Weberei? Die Vorzeichen stehen nicht gut.
Verliert Mülheim wieder eines seiner geschichtsträchtigen Gebäude? Ein Denkmal, mit dem viele schöne, unbeschwerte Erinnerungen verbunden sind? Das Stammhaus Müller Flora an der Dohne, einst über Jahrzehnte Ausflugslokal mit Biergarten an Leinpfad und Ruhr, verfällt immer mehr. Offensichtlich scheint, dass die Keimzelle der einst zu den beliebtesten Ausflugzielen der Stadt zählende Gastronomie an der Ruhr nur unzureichend geschützt ist vor eindringender Feuchtigkeit.
Der Mülheimer Architekt Klaus Ruppin hatte bereits Ende vergangenen Jahres nach einer Ortsvisite Alarm geschlagen: Seit einigen Jahren nun schon sei statt Dachdeckung am alten Stammhaus nur eine Plane gespannt. Angesichts des Denkmalschutzes des Hauses sei das ein unhaltbarer Zustand, forderte er da Mülheims Baubehörde auf, mit Nachdruck beim Eigentümer darauf zu drängen, das leerstehende Gebäude besser abzusichern.
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Mülheims Bauverwaltung spricht von einem „umfassenden Schadensbild“
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Baudezernent Felix Blasch sagte seinerzeit, dass es erst mal „grundsätzlich die Sache des Eigentümers“ sei, zu entscheiden, wie er mit seiner Immobilie umgehe. „Wir können als Verwaltung nur beraten.“ Zum Denkmal habe es aber Untersuchungen gegeben, ein Gutachten zu dessen Zustand werde im Auftrag des Eigentümers Pheroh (Neuss) erstellt. Letzte Ergebnisse dazu lägen aber noch nicht vor, ergänzte Axel Booß als Leiter der Mülheimer Denkmalbehörde. Klar sei aber, dass „ein umfassendes Schadensbild“ vorliege, „vielleicht auch wegen der fehlenden Abdeckung“.
Sowohl Blasch als auch Booß stellten im November aber klar, dass das Stammhaus in jedem Fall erhalten bleibe. Der Plan von Investor Pheroh sei ja, das Gebäude nach dem Abriss des angrenzenden Hotel-Baus in ein neues Ensemble zu integrieren, so Blasch. 2021 hatte Pheroh skizziert, nach dem Abriss des Hotels zwei terrassenförmige, vier- bis fünfstöckige Gebäude mit Komfort-Wohnungen für Senioren errichten zu wollen. Im Stammhaus Müller Flora sollte eine hochwertige Gastronomie Platz finden, hieß es.
Mülheimer Architekt beklagt unzureichenden Schutz des Denkmals
Bleibt es dabei? Eine aktuelle Anfrage zum Bauprojekt und zu den Plänen für das denkmalgeschützte Haus ließ der Investor unbeantwortet. Auch die Stadtverwaltung will derzeit keine Stellungnahme abgeben. Man werde die Sachlage in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses am 4. Februar darstellen, so Booß.
Fakt ist, das ist mit bloßem Auge zu erkennen: Die Plane deckt das Mauerwerk nicht komplett ab. „Es ist versäumt worden, die Kunststoff-Verspannung mit dem Traufbereich zu verbinden“, sagt Architekt Ruppin, der als sachkundiger Bürger Mitglied im städtischen Planungsausschuss ist. Ohnehin sei eine solche Verspannung nur als Provisorium für kurze Zeit zu sehen, aber nicht als geeignete Schutzmaßnahme für Jahre.
Droht ein Denkmalverlust wie bei Mülheims Troostscher Weberei?
Ruppin hat die Befürchtung, dass die Investoren den Verfall des Denkmals bewusst in Kauf nehmen, um nach dem Abriss mehr Spielraum zu haben für Neubauten. Ein weiterer Denkmalverlust wie bei der Troostschen Weberei drohe, wo von drei Denkmälern nach jahrelanger Vernachlässigung der Bausubstanz nur noch das alte Kutscherhaus steht.
Das Stammhaus Müller Flora steht seit 1989 unter Denkmalschutz, wie übrigens auch das Gebäude der „Tomate“ in der Nachbarschaft, das allerdings nicht im Besitz von Investor Pheroh ist. Das eine halbe Geschosshöhe unter dem Straßenniveau der Dohne liegende Stammhaus ist ein zweieinhalbgeschossiger Backsteinbau, das Baujahr liegt um das Jahr 1890 herum. Von außen nicht sichtbar, soll im Innern Fachwerk verborgen sein.
Zur Ruhr hin gibt es einen Holzanbau mit großen Sprossenfenstern. „Das einfache spätklassizistische Gebäude mit Anbauten von 1900 ist vor allem wegen seiner historischen Nutzung bedeutend für die Geschichte des Menschen und für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse in Mülheim; erhaltenswert aus wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen Gründen“, heißt es im Denkmaltext.
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