Mülheim. Ewig wartet Mülheim darauf, dass sich auf dem Gelände der Troostschen Weberei etwas zum Guten wendet. Ist das Projekt noch finanzierbar?

Dem Mülheimer Architekten Klaus Ruppin fiel zuletzt ein alter Zeitungsbericht aus dem Jahr 2010 in die Hand, getitelt mit der Zeile „Denkmal in Not“. Ruppin zitierte ihn jetzt als sachkundiger Bürger im Planungsausschuss, um ermüdet wie mahnend festzustellen, dass auch 14 Jahre später nicht viel geschehen sei auf dem Gelände der ehemaligen Troostschen Weberei im Luisental. Viel historische, ja denkmalgeschützte Bausubstanz ist dort schon verschwunden. Fortschritte bei Sanierung und Neubau lassen auch 14 Jahre nach jenem Zeitungsbericht auf sich warten.

„Ich habe den Eindruck, die Arbeiten ruhen total“, erbat sich Ruppin im Ausschuss von Vertretern der Stadtverwaltung Auskunft zu dem Bauprojekt auf jenem Grundstück nahe der Ruhr, das eine hohe industriegeschichtliche Bedeutung für Mülheim hat. Schließlich hatte hier Johann Caspar Troost schon 1791 mit der Gründung seiner Baumwollspinnerei eine der wesentlichen Wurzeln der Mülheimer Industrialisierung geschlagen.

Mülheims Troostsche Weberei: Erstmals ist von Finanzierungsproblemen die Rede

Nicht nur Ruppin ist immer noch ein Dorn im Auge, dass ein umfangreicher Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude nicht gelungen ist. Die Weberei ist komplett abgebrochen, auch die Fassade des Tudorhauses, die eigentlich im Original erhalten bleiben sollte, ist verschwunden, nur das Kutscherhaus steht noch. Ruppin fordert, dass zumindest eine Stele nach Beendigung des Wohnbauprojektes installiert wird, um die Erinnerung an den geschichtsträchtigen Wirtschaftsort aufrechtzuerhalten.

Aber: Was wird denn nun aus dem ehrgeizigen Bauprojekt des Wuppertaler Investors Arealcon? Lange schon ruht die Baustelle, im Sommer wurden gar Wohncontainer für Bauarbeiter abgeräumt. Stillstand. Immerhin: Der Kontakt zwischen Investor und Mülheimer Bauordnungsbehörde scheint nicht abgerissen zu sein. Man sei regelmäßig im Austausch, so Behördenleiter Axel Booß. Letztmals sei dies vor rund sechs Wochen der Fall gewesen. Doch Booß räumte erstmals ein, dass offenbar auch Finanzierungsprobleme den Fortgang hemmen. Es habe „finanzielle Probleme“ bei Arealcon gegeben, berichtete er. Arealcon-Geschäftsführer Matthias Gülich habe zuletzt aber „mündlich zugesichert, privates Geld zuzuschießen“.

Archäologische Funde: Für den Nachbau des Tudorhauses steht noch eine Baugenehmigung aus

Arealcon selbst verweigert seit Längerem ein Gespräch mit dieser Redaktion. So bleibt es bei Chef-Bauaufseher Booß, den Sachstand zu berichten. Er teilte im Planungsausschuss mit, dass der Abriss der drei einsturzgefährdeten Wandscheiben des Tudorhauses einen neuen Bauantrag nötig gemacht habe. Im Zuge der archäologischen Funde im Erdreich warte seine Behörde nun noch auf das entsprechende Bodendenkmal-Gutachten. Ohne dies könne keine Baugenehmigung erteilt werden.

Eine zeitliche Perspektive, wann die Dauerbaustelle wieder in Gang kommen könnte, mochte Booß nicht umreißen. Es bleibe erst mal nur, den Worten des Investors Glauben zu schenken, dass er weiter gewillt sei, das Projekt fortzuführen. „Ob es so kommt, steht natürlich in den Sternen“, so Booß.

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