Mülheim. Unternehmen bewerben sich inzwischen direkt bei Schülerinnen und Schülern. Worauf junge Menschen achten und welche Trendwende sich abzeichnet.
Was muss ein Job mitbringen, um junge Menschen zu begeistern? Louis (16) und Ben (15) haben da ziemlich genaue Vorstellungen. „Nette Kollegen, überhaupt eine gute Stimmung auf der Arbeit und natürlich sollte die Bezahlung auch stimmen“, sagt Louis. Ben fügt hinzu: „Übertrieben lange Arbeitszeiten sollten es auch nicht sein.“
In Zeiten des Fachkräftemangels wandelt sich die Arbeitswelt. Immer mehr Unternehmen sind froh, wenn sie überhaupt ihre Ausbildungsstellen besetzen können. „Früher hatten wir fünf bis zehn Bewerbungen pro Ausbildungsstelle. Heute sind es ein bis zwei“, erzählt Dirk Ullner, Ausbildungsleiter beim Max-Planck-Institut für Kohlenforschung.
Unternehmen kommen in Mülheimer Schulen, um sich vorzustellen
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Er war mit einigen Kolleginnen und Kollegen erst kürzlich auf der Berufemesse der Gustav-Heinemann-Gesamtschule dabei. Dort stellen sich Unternehmen direkt den jungen Menschen vor. „Das bringt was, genauso wie der Girl‘s Day. Darüber kam eine Praktikantin zu uns, die Feinmechanikerin werden möchte.“
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„Wir konnten hier schon einige Azubis und Praktikanten gewinnen“, sagt auch Jan Kohlbrecher, Ausbilder beim Wasserversorger RWW in Mülheim. Er hat zur Berufemesse sogar ein besonders gutes Argument mitgebracht: einen ehemaligen Schüler, der inzwischen im ersten Lehrjahr eine Ausbildung zum Umwelttechnologen macht. Joshua Prpic sagt: „Vor zwei Jahren stand ich selbst noch hier und habe mein Abiturzeugnis entgegengenommen.“
Ehemalige Mülheimer Schüler kehren mit Job-Angeboten zurück
Nach dem Abi hat der 21-Jährige zunächst einen Bundesfreiwilligendienst in einer Grundschule gemacht. Aber das Lehramtsstudium sollte es dann doch nicht werden. Bei der Nacht der Ausbildung kam er mit dem RWW in Kontakt und es hat gefunkt. Berufemesse, Girl‘s und Boy‘s Day, Nacht der Ausbildungen: Arbeitgeber müssen sich heutzutage etwas einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen. Vor allem hochspezialisierte Berufe sind erklärungsbedürftig. „Umwelttechnologie - das habe ich noch nicht einmal bei Google gefunden“, sagt Joshua Prpic.
Auch Cedric Zahn ist so ein Ehemaliger, hat selbst noch vor fünf Jahren in der Gustav-Heinemann-Schule gebüffelt. Nun kehrte auch er für seinen Arbeitgeber - die Bezirksregierung Düsseldorf - zurück. Im Angebot hatte er unter anderem Ausbildungen zum Verwaltungsfachangestellten und zum Regierungsinspektoranwärter. Cedric Zahn weiß: „Die Sicherheit als Beamter alleine zieht nicht mehr.“ Vielfalt und spannende Tätigkeiten sind gefragt. Wenn er also Jugendlichen eine Ausbildung in der Verwaltung schmackhaft machen will, sagt er: „Es gibt 34 verschiedene Aufgabenbereiche, das reicht bis zum Genehmigen von Schwertransporten.“
Die Ausbildung ist bei Mülheimer Jugendlichen wieder gefragt
Grundsätzlich dagegen scheint die Ausbildung wieder mehr gefragt zu sein. Das ist zumindest die Erfahrung von Lehrer und Messe-Organisator Max Domagalla. „Früher ging es automatisch ins Studium. Heute geht es eher in die Ausbildung.“ Knapp 200 Schüler besuchen aktuell die Jahrgangsstufe zehn. Etwa 40 Prozent von ihnen werden das Abitur machen.
So auch Louis und Ben. Studieren? „Auf keinen Fall. Ich gehe ins Handwerk“, sagt Ben. Und auch da sei es ihm wichtig, dass die Ausbildung nicht „übertrieben lang“ sei.
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