Mülheim. Mülheim 1849 - die Ruhr ist der am stärksten befahrene Fluss Europas, in der Hütte herrscht Pioniergeist, die Weberei setzt auf Kinderarbeit.

Mülheim vor 175 Jahren. Wir schreiben das Jahr 1849. Die Stadt ist in eine Land- und in eine Stadtgemeinde geteilt, in der insgesamt rund 26.000 Menschen leben.

An der Spitze der Stadtgemeinde steht der vormalige Oberlandesgerichtsassesor Fritsch, an der Spitze der Landbürgermeisterei der vormalige Mülheimer Bürgermeister Christian Weuste. Nach ihm wird 1960 eine Straße in Holthausen benannt.

Mehr als 6000 Schiffe mit zehn Millionen Zentnern Kohle auf der Ruhr unterwegs

1849 ist die Ruhr noch der am stärksten befahrene Fluss Europas. Allein in diesem Jahr passieren mehr als 6000 Schiffe mit mehr als zehn Millionen Zentnern Kohle an Bord. Die Kohle wird in Mülheim in den Zechen Humboldt, Sellerbeck und Roland zu Tage gefördert. Die Zeche Sellerbeck richtet 1849 auf der Trasse der heutigen A40 eine Zechenbahn ein. Und in der Friedrich-Wilhelms-Hütte kann 1849 erstmals mit einem Hochofen Roheisen hergestellt werden.

Außenansicht der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim. Erstmals im Ruhrgebiet erfolgte hier 1849 die Herstellung von Roheisen in einem Hochofen, der mit Koks beschickt wurde.
Außenansicht der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim. Erstmals im Ruhrgebiet erfolgte hier 1849 die Herstellung von Roheisen in einem Hochofen, der mit Koks beschickt wurde. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Der Eisenguss der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte hat eine jahrhundertelange Tradition.
Der Eisenguss der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte hat eine jahrhundertelange Tradition. © WAZ | HÖPPING, Ilja

Der größte Arbeitgeber der Stadt ist 1849 die Textilfabrik Troost. Sie beschäftigt im Luisental 1200 Menschen. Darunter sind auch Kinder, die in einer Werksschule unterrichtet werden. Der Arbeitstag dauert damals zehn bis zwölf Stunden. Gearbeitet, produziert und Geld verdient wird 1849 auch in der Gewehrfabrik im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Saarn, in der Papiermühle Vorster am Broicher Ruhrufer und in der Tabakfabrik von Eicken.

Von der alten Troostschen Weberei an der Dohne in Mülheim ist trotz Denkmalschutzes nicht viel übrig geblieben. Das Bild zeigt die Ruine des Tudorhauses im Jahr 2020, dessen einsturzgefährdete Fassade zuletzt auch dem Abrissbagger zum Opfer fiel.
Von der alten Troostschen Weberei an der Dohne in Mülheim ist trotz Denkmalschutzes nicht viel übrig geblieben. Das Bild zeigt die Ruine des Tudorhauses im Jahr 2020, dessen einsturzgefährdete Fassade zuletzt auch dem Abrissbagger zum Opfer fiel. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Mülheim ist als Standort einer Handelskammer strukturell gut aufgestellt

Strukturell ist Mülheim als Handelskammerstandort 1849 mit gut ausgebauten Straßen, einem Hafen, einer Brücke, zwei Höheren Schulen, einem Rathaus, einer neuen Schleuse und einer Stadtsparkasse gut aufgestellt.

Politisch sieht es nicht ganz so gut aus. Der „Wächter an der Ruhr“ muss 1849 sein Erscheinen nach knapp zwei Jahren wieder einstellen. Denn die liberale und bürgerliche Revolution ist gescheitert. Daran kann auch der Germanist Jakob Grimm nichts ändern, der Mülheim bei der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vertritt.

Mülheimer Jahresrückblicke

Mülheims Fastnacht 1849: Mettwurst als Lohn für lustige Reden

Dennoch verstehen die alten Mölmschen 1849 nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu feiern und zu leben. Dafür stehen Mülheims erste Stadthalle, das Casino an der Delle und die 1849 gegründete Karnevalsgesellschaft Aula. Die Fastnacht wird 1849 auch als bürgerliches Festmahl in Mülheims Gaststätten gefeiert. Dabei wird ein Hans Wurst oder eine Hoppeditz mit einer Mettwurst für seine lustigen Reden belohnt.

Mülheim 1849 - weitere Bilder

Eine lithographische Ansicht der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte anno 1849.
Eine lithographische Ansicht der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte anno 1849. © Industriekultur e.V.
Johann Dinnendahl gründet 1820 in Mülheim ein Eisenwerk, aus dem später  Friedrich-Wilhelms Hütte vorgeht.
Johann Dinnendahl gründet 1820 in Mülheim ein Eisenwerk, aus dem später Friedrich-Wilhelms Hütte vorgeht. © Stadtarchiv
Eine Anzeige von 1849 kündet die Saarner Kirmes an (aus dem Archiv von Werner Rausch vom Saarner Geschichts-Gesprächskreis). Nach mündlicher Überlieferung hat eine Äbtissin des Saarner-Klosters 1239 vor dem Kloster das Kirchweihfest (Kirmes) verordnet.
Eine Anzeige von 1849 kündet die Saarner Kirmes an (aus dem Archiv von Werner Rausch vom Saarner Geschichts-Gesprächskreis). Nach mündlicher Überlieferung hat eine Äbtissin des Saarner-Klosters 1239 vor dem Kloster das Kirchweihfest (Kirmes) verordnet. © Werner Rausch
Wie der Zeichner sahen auch die Mülheimer 1849 auf den damals noch windschiefen Turm ihrer Petrikirche.
Wie der Zeichner sahen auch die Mülheimer 1849 auf den damals noch windschiefen Turm ihrer Petrikirche. © Stadtarchiv
So ähnlich, wie hier der Zeichner die Sellerbecker Pferdebahn darstellt, dürfte auch die 1849 auf der heutigen A40-Trasse errichtete neue Zechenbahn der Sellerbeck ausgesehen haben.
So ähnlich, wie hier der Zeichner die Sellerbecker Pferdebahn darstellt, dürfte auch die 1849 auf der heutigen A40-Trasse errichtete neue Zechenbahn der Sellerbeck ausgesehen haben. © Stadtarchiv
Mülheims Zeche Humboldt, undatiert.
Mülheims Zeche Humboldt, undatiert. © Heinz Auberg
Mülheims Zeche Sellerbeck, undatiert.
Mülheims Zeche Sellerbeck, undatiert. © Stadtarchiv
Die Sellerbecker Pferde-Eisenbahn.
Die Sellerbecker Pferde-Eisenbahn. © Stadtarchiv
Mülheims Zeche Sellerbeck um 1800.
Mülheims Zeche Sellerbeck um 1800. © Stadtarchiv
Ein Gedenkstein erinnert in Mülheim-Dümpten an die Zeche Sellerbeck. Er ist zu finden an der Ecke Nordstraße/Mühlenstraße.
Ein Gedenkstein erinnert in Mülheim-Dümpten an die Zeche Sellerbeck. Er ist zu finden an der Ecke Nordstraße/Mühlenstraße. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka
1849 ist die Ruhr der am stärksten befahrene Fluss Europas. Kohlenkähne wie diese Ruhraak sind bis heute das Symbol der alten gewerblichen Ruhrschifffahrt.
1849 ist die Ruhr der am stärksten befahrene Fluss Europas. Kohlenkähne wie diese Ruhraak sind bis heute das Symbol der alten gewerblichen Ruhrschifffahrt. © Stadtarchiv
Noch ein Bild einer Ruhraak, mit der Kohle der Mülheimer Zechen transportiert wurde.
Noch ein Bild einer Ruhraak, mit der Kohle der Mülheimer Zechen transportiert wurde. © Stadtarchiv
1849 führt die nach dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. benannte Kettenbrücke seit fünf Jahren über die Ruhr. 
1849 führt die nach dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. benannte Kettenbrücke seit fünf Jahren über die Ruhr.  © Stadtarchiv
Christian Weuste war 1849 Mülheims Landbürgermeister.
Christian Weuste war 1849 Mülheims Landbürgermeister. © Stadtarchiv
Der Germanist Jacob Grimm vertrat Mülheim in der Frankfurter Nationalversammlung.
Der Germanist Jacob Grimm vertrat Mülheim in der Frankfurter Nationalversammlung. © Grimmsammlung der Stadt Kassel
1849 lebte und arbeitete in Mülheim der beliebte Heimatdichter und Volksschullehrer Hermann Adam von Kamp. Sein berühmtestes Gedicht trägt den Titel: Alles neu macht der Mai!
1849 lebte und arbeitete in Mülheim der beliebte Heimatdichter und Volksschullehrer Hermann Adam von Kamp. Sein berühmtestes Gedicht trägt den Titel: Alles neu macht der Mai! © Stadtarchiv

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