Kamp-Lintfort. Die Besenwirtschaft in Kamp-Lintfort hat im Sommer zahlreiche Gäste angezogen. So sehen die Pläne der Betreiber aus für die nächsten Monate.

Die Schlacht ist geschlagen. Die Kissen und hölzernen Gartenstühle winterfest verstaut. Die beiden roten Reisigbesen, die im Sommer vor der Tür darauf hinweisen, dass die Hoerstgener Besenwirtschaft geöffnet ist, stehen in der Ecke und warten auf ihren nächsten Einsatz. Tanja Hellmanns, die das Saisonlokal auf ihrem Vierkanthof im kleinen Kamp-Lintforter Stadtteil betreibt, blickt auf den ersten Sommer mit dem ungewöhnlichen Konzept zurück.

„Ja, das waren anstrengende Monate, obwohl wir nur am Wochenende geöffnet hatten. Aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht“, erklärt die 47-Jährige. Sie hat den Niederrheinern in diesem Sommer etwas näher gebracht, was es sonst eher in Winzerregionen gibt. In Besenwirtschaften dürfen saisonal eigene Erzeugnisse auch ohne Schanklizenz verkauft werden. Und sie hat es geschafft, zumindest einige Niederrheiner vom Apfelwein zu überzeugen, der ja ob seiner meist beachtlichen Säure für viele gewöhnungsbedürftig ist. Die vielen Äpfel dafür kommen von den Streuobstwiesen des Hoerstgener Hofs.

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Das ungewöhnliche Konzept scheint einen Nerv getroffen zu haben. Denn an manchen Tagen wurde der lauschige und liebevoll dekorierte Innenhof überrannt von durstigen Wanderern oder Radfahrern, so dass die ganze Familie mit anfassen musste.

„Wir haben viel gelernt in diesen wenigen Monaten“

Tanja Hellmanns
über die erste Saison in der Besenwirtschaft

„Wir sind ja keine Gastronomen“, sagt Tanja Hellmanns, „wir haben viel gelernt in diesen wenigen Monaten.“ Dabei ging es vor allem darum, Arbeitsschritte zu vereinfachen, Dinge anders zu organisieren. „Deshalb war die zweite Hälfte des Sommers auch entspannter.“ Vor allem, als noch Kaffee und Kuchen auf der Karte standen, sei das Team an die Grenzen gestoßen. Dieser Kundenkreis habe mit zu vielen Sonderwünschen und einem etwas, sagen wir, befremdlichen Verhältnis zu den Privaträumen der Familie das Leben zuweilen schwer gemacht. Seit die Besenwirtschaft sich auf die Weinstube konzentriert, sei es einfacher geworden. „Seit wir kuchenfreie Zone sind, war es immer noch gut besucht. Und wir haben viele nette Menschen in der ersten Saison kennengelernt“, blickt Tanja Hellmanns zurück.

Der Innenhof des Vierkanthofs in Hoerstgen.
Der Innenhof des Vierkanthofs in Hoerstgen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Geselligkeit, so hat die Powerfrau zur Eröffnung erklärt, stehe im Vordergrund bei ihrer Besenwirtschaft. Deshalb steht im Zentrum des Innenhofs eine lange Tafel. „Manche brauchen eine kleine Aufforderung, um es auszuprobieren, aber dann ist es ein schönes Miteinander“, ist Hellmanns Erfahrung.

Als Pleite für die Besenwirtschaft habe sich allerdings ausgerechnet der Niederrheinische Radwandertag entpuppt. Weil das idyllische Örtchen direkt an einer der vorgeschlagenen Strecken lag, hätten sich die Hellmanns mit Mengen an Vorräten ausgestattet. Und dann? „Waren kaum Leute da, weil diese App nicht funktionierte“, erinnert sich die Hoerstgenerin. „Die Stadt Kamp-Lintfort hat noch ein bisschen die Kuh vom Eis geholt und Pfeile auf die Wege gesprüht, aber das half dann nur den Kamp-Lintfortern.“

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Zum Apfelwein gab es bei Hellmanns auch immer Kleinigkeiten zu essen. „Die Karte ist überschaubar und wechselnd. Wir sind ja kein Restaurant und wir wollen den Gastronomen auch keine Konkurrenz machen“, erklärt die Chefin. Als besonders beliebt hat sich der kleine Vorspeisenteller mit Oliven und Co. herausgestellt. Das im Sommer begonnene Projekt „Bauern-Fritten“ mit Kartoffeln von Bauern aus der Nachbarschaft ist allerdings noch nicht abgeschlossen. „Da muss ich noch ein bisschen feilen“, gibt die Hoerstgenerin zu, dass es bis zur Marktreife noch dauert. So wird die Familie noch einige Male Fritten probieren müssen.

Mal sehen, was Tanja Hellmanns im nächsten Jahr in der Außenküche so zaubert.
Mal sehen, was Tanja Hellmanns im nächsten Jahr in der Außenküche so zaubert. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wie Mann und Töchter überhaupt den Winter über wohl mit diversen Verkostungen zu tun haben werden. Denn Tanja Hellmanns sammelt schon Ideen für die Häppchen für die nächste Saison. Denn das ist für sie klar: Im nächsten Sommer geht es weiter mit der Besenwirtschaft, die bislang auf Google fast ausschließlich sehr zufriedene Kundenrückmeldungen gesammelt hat. Viel Geld verdienen lässt sich nach ihren Angaben mit dem Saisonlokal nicht, aber dafür „macht es Spaß“. Etwas allerdings soll sich im nächsten Jahr dringend ändern: „Wir möchten jemanden einstellen, der uns hilft.“ Denn eins gehört definitiv nicht an diesen Ort: Hektik und Eile.