Moers. Immerhin war das Wetter am Sonntag schön. Ansonsten gab es in Moers viel Ärger beim Raderlebnistag. Warum die Teilnehmenden so sauer waren.
Frust, Ärger, Wut, Unverständnis und Kopfschütteln über das groß angekündigte digitale Ereignis. Zwei Komponenten sind am Raderlebnistag Niederrhein perfekt: das Wetter und das Chaos. Es klappt einfach nichts. Die Radler, die sich auf eine schöne Strecke freuen, kämpfen mit den Handys, mit der Technik, geben alles, um die begehrte Tour 37 aufs Telefon zu laden – ohne Erfolg. „Da hat ja Niederrhein Tourismus ganze Arbeit geleistet. Sowas Dilettantisches haben wir noch nicht erlebt“, ist die einhellige Meinung.
Moers Marketing ist mit drei Leuten vor Ort, die helfen, wo sie können. Sie sind an diesem Tag der Blitzableiter für den Radler-Frust. Obwohl sie für das krachende Scheitern absolut nicht verantwortlich sind. „Wir sind heute noch schnell in Büro gefahren und haben die Tour 37 ausgedruckt, damit die Teilnehmer wenigstens auf Papier die Route ansehen können“, sagt Michael Kersting, Geschäftsführer von Moers Marketing. „Aber danach kann man ja nicht fahren. Man weiß ja gar nicht, wo man abbiegen soll“, sagen die genervten Teilnehmer.
Die digitalen Neuerungen haben nicht funktioniert
Ratlosigkeit auf dem Rad. Denn die schöne, digitale Welt – sie klappt einfach nicht. Christel, Manfred, Christine, Birgit, Herrmann und Erwin sind von Rheinhausen aus eine halbe Stunde nach Moers zum Königlichen Hof gefahren, dem Startpunkt des Chaos. Niederrhein Tourismus hat sich die digitale Welt so vorgestellt: Auf einem großen Schild, dem Infopunkt, steht ein QR-Code, den man mit dem Handy abscannen soll. Wer bei dem Gewinnspiel mitmachen will, muss eine Frage beantworten, die auf Moers bezogen ist. Dann wird man nach dem Vornamen, dem Nachnamen, der Anschrift, der Mailadresse, dem Alter und noch mehr gefragt, was vielen komplett gegen den Strich geht.
„Hat Niederrhein Tourismus schon mal was von Datenschutz gehört“, fragt eine Dame, die die vielen neugierigen Fragen total aufregen. Man müsse ja nicht antworten, sondern nur, wenn man am Gewinnspiel teilnehmen möchte, sagt Michael Kersting, der sich an diesem Sonntag den Radler-Ärger in Dauerschleife anhören muss. Genau wie seine beiden freundlichen Kolleginnen. Denn vom Veranstalter Niederrhein Tourismus ist an diesem Vormittag niemand vor Ort. Ob mit oder ohne Gewinnspiel: „Die Registrierung ist freiwillig“, hatte der Veranstalter im Vorfeld erklärt. Nach dem Scannen sollte der Routentipp 37 erscheinen, der komfortabel durch die Strecke leitet. Aber genau das klappte nicht.
Die Rheinhauser fahren von Moers aus zurück nach Duisburg
Die Rheinhauser Truppe, zwischen 58 und 72 Jahre alt, stellt ihren Ausflug nach dem krachenden Scheitern komplett um. „Wir haben uns abgestimmt, fahren jetzt mit unserer Navigations-App zurück nach Duisburg und haben eine Strecke links und rechts vom Rhein ausgesucht“, sagen sie. Ratlos ist auch Heike, die mit ihrem „Biorad“ angereist ist, wie sie sagt. Es sei eben kein E-Bike, sondern man müsse noch richtig in die Pedalen treten. „Ich hab an dem Niederrheinischen Radwandertag, wie er immer hieß, schon oft teilgenommen und das immer prima geklappt“, sagt sie. „Dass hier heute nichts geht, ist wirklich schade. Vor allem auch für die Ehrenamtlichen, die hier ihren Sonntag verbringen.“
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Es sei wohl der Router überlastet, mutmaßt der Geschäftsführer von Moers Marketing. Niederrhein Tourismus habe auch nicht mit einem der etablierten Anbieter von Navigations-Apps zusammengearbeitet, sondern mit einem Tourismusnetzwerk, das den meisten unbekannt ist. Es sei ja bekanntermaßen immer ein großes Ereignis mit tausenden von Teilnehmern, sagt er. „Das muss ja für die Techniker erwartbar gewesen sein.“ Auch Michael Kersting hatte sich seinen Sonntag, den er am Infopunkt verbringt, anders vorgestellt als mit nachvollziehbar frustrierten Teilnehmern. „Von uns wird es auf jeden Fall ein deutliches Feedback an Niederrhein Tourismus geben“, betont er.
„Von uns wird es auf jeden Fall ein deutliches Feedback an Niederrhein Tourismus geben. “
Offenbar ist den Sportlerinnen und Sportlern auch der Appetit vergangen. Denn das fleißige Team von KG Lusticana, das Kuchen gebacken, Kaffee gekocht und Brötchen vorbereitet hat, steht noch am Mittag vor vollen Blechen. „Bis jetzt haben wir zwei Stückchen Kuchen und zwei Kaffee verkauft“, sagt Ralf Lockschen, Organisator beim Elferrat, der mit Ehefrau Susanne und Angelika Grunert schon um acht Uhr den Stand aufgebaut hat. Eher fraglich, ob die Radler nachmittags nochmal zum Startpunkt zurückkehren.
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Auch die Moerser Gruppe Jürgen, Ilka, Claude, Kirsten und Karen plant gerade um. „Das hat in den vergangenen Jahren immer problemlos geklappt. Wir haben immer schon am Abend vorher die Tour als pdf runtergeladen, dann auf eine Navigations-App übertragen. Es war immer hervorragend.“ Jetzt ist also Improvisation gefragt. „Wir kennen uns in Moers gut aus und fahren eine andere Strecke. Danach belohnen wir uns mit einem kühlen Bier“, verrät Ilka.
Die Auswirkungen der digitalen Bruchlandung werden wohl auch die verschiedenen Erlebnis- und Genuss-Stationen spüren, die sich auf die Einkehr der Teilnehmer eingerichtet haben. Der „Raderlebnistag Niederrhein mit Eventcharakter“, wie es Niederrhein Tourismus angekündigt hat, ist in der Tat ein Ereignis der besonderen Art.