Kreis Wesel. Der Kreis Wesel verzeichnet den größten Bestand an Streuobstwiesen aller NRW-Kreise. Damit das so bleibt, will die SPD einen Antrag einbringen.

Auf einer Fläche von knapp einem Hektar stehen etwa 50 hochstämmige Bäume, zwischen ihnen ist freie Fläche, sodass auch ein Insekten- und Wildbienenhotel Platz findet. Ebenfalls nicht weit entfernt befinden sich drei Bienenstöcke. Streuobstwiesen wie diese in Moers – hier kümmert sich der SPD-Ortsverein Rheinkamp um die Bewirtschaftung – gibt es auch an vielen weiteren Orten im Kreisgebiet. Sie „gehören zu den die niederrheinische Kulturlandschaft prägenden Landschaftselementen“, schreibt der Naturschutzbund (Nabu) nicht umsonst auf einer Internetseite zu einem Projekt in Alpen. Um dieses für die Region typische Naturgut besser zu schützen, will die SPD in der kommenden Woche einen Antrag in den Landtag einbringen, wie René Schneider, Landtagsabgeordneter im Kreis sowie umweltpolitischer Sprecher der SPD, bei einem Termin am Freitag erläutert.

Streuobstwiesen am Niederrhein: Bedeutung für die biologische Vielfalt

In Sachen Streuobstwiesen ist der Kreis Wesel Spitzenreiter aller Kreise in Nordrhein-Westfalen, wie aus aktuellen Daten des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hervorgeht: Mit 455 Hektar, etwa 0,5 Prozent der Kreisfläche, liegt er vor dem Kreis Warendorf (419 Hektar) auf Rang 1. Norbert Meesters, Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis, betont, dass Streuobstwiesen wichtige Biotope seien, „die Hunderte von Tier- und Pflanzenarten beheimaten“. Als Beispiel führt er den auf den Boden gefallenen, faulen Apfel an. Hier können sich wunderbar Insekten tummeln. Zugleich ist da die Regionalität: Aus den Obstsorten kann leckerer Saft gemacht werden, „ein Produkt, das der Niederrheiner gerne trinkt“, so Meesters. Der Landtagsabgeordnete Schneider verweist auch auf die regionale Saftproduktion, etwa von van Nahmen in Hamminkeln, oder Niederrhein-Gold in Moers.

Streuobstwiesen sind wichtige Biotope, die Hunderte von Tieren- und Pflanzenarten beheimaten.
Norbert Meesters, Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis

Doch andere Flächennutzungen, wie Baumaßnahmen oder landwirtschaftliche Tätigkeiten, können für die Streuobstwiesen, die typischerweise ohne synthetische Behandlungsmittel bewirtschaftet werden, eine Bedrohung darstellen. 2016 habe er, damals noch als SPD-Landtagsabgeordneter und ein Vorgänger von René Schneider als umweltpolitischer Sprecher, eine Novellierung des Naturschutzgesetzes auf Landesebene mit auf den Weg gebracht, so Meesters. Diese habe vorgesehen, Streuobstwiesen zu schützen, sobald ein Rückgang der Flächen um fünf Prozent erreicht werde. Damals zeigte er sich stolz, auf Ebene des Bundesnaturschutzgesetzes habe es einen solchen Schutz noch nicht gegeben.

Streuobstwiesen benötigen Paten – Wo es Infos im Kreis Wesel gibt

Irgendwann habe er aber feststellen müssen, dass nichts passiert sei. Eine Kartierung, also eine Bestandsaufnahme der bestehenden Flächen, ließ auf sich warten. Im Frühjahr dieses Jahres sei dann das Ergebnis des Lanuv vorgestellt worden. Jetzt geht es der SPD weiter zu langsam: Man stelle sich die Frage, wann Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) einen Stichtag festlegt, um den Bestand entsprechend bewerten zu können, so René Schneider. Gibt es bereits fünf Prozent weniger Flächen? Experten gingen davon aus, so der Landtagsabgeordnete. Die SPD möchte als Opposition im Landtag nun darauf hinwirken, den entsprechenden Passus mit den fünf Prozent zu streichen, um den Weg für das Bundesnaturschutzgesetz freizumachen. Das sehe nämlich inzwischen den umfassenden Schutz der Streuobstwiesen vor.

Von links: Anja Reutlinger, Peter Kiehlmann, Norbert Meesters, Vorsitzender der Biologischen Station Kreis Wesel, und René Schneider bei Besichtigung der von der SPD betreuten Streuobstwiese in Moers.
Von links: Anja Reutlinger, Peter Kiehlmann, Norbert Meesters, Vorsitzender der Biologischen Station Kreis Wesel, und René Schneider bei Besichtigung der von der SPD betreuten Streuobstwiese in Moers. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Übrigens: Der Name leite sich nicht von heruntergefallenem Obst, sondern von den auseinandergestellten, also verstreut angeordneten Bäumen ab, erklärt Norbert Meesters. Wer sich näher für das Thema interessiert, kann sich auch an den Nabu oder BUND wenden.