Kamp-Lintfort. Nach Vorfällen auf dem Campus Kleve der Hochschule Rhein Waal zieht das Präsidium Konsequenzen – mit Folgen auch für den Campus Kamp-Lintfort.

Im Juli und August ist es auf dem Campus Kleve der Hochschule Rhein Waal zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Am Campus Kamp-Lintfort gab es – wie erst unlängst bekannt wurde – schon vor einiger Zeit einen ähnlich gelagerten Fall. Werden Hochschulgelände zu einem Hotspot für Kriminalität?

Den Vorfall in Kamp-Lintfort bestätigt die Kreispolizeibehörde, gibt sich aber ansonsten wegen des laufenden Verfahrens zugeknöpft und verweist an die Staatsanwaltschaft in Moers. Die Sprecherin Ann-Sophie van Hall bestätigt den Vorfall, der sich im Februar zugetragen hat. Vieles sei dabei noch „undurchsichtig“, erklärte sie auf Anfrage der Redaktion. Wohl einer der Gründe, warum die Polizeipressestelle seinerzeit nicht berichtete. Es seien bis jetzt noch nicht alle Tatbeteiligten ermittelt, auch die Tatwaffe, ein Messer, wurde nicht gefunden.

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Zu sagen sei, dass es bei dieser Auseinandersetzung auf dem Hochschulgelände wohl zwei schwer verletzte Menschen gab. Einer davon konnte nach Stichen im Rücken nur mit einer Not-Operation gerettet werden. Ein anderer erlitt schwere Handverletzungen. Nach bisherigem Erkenntnisstand sei der Campus als Tatort „eher zufällig“.

Die Kreispolizei hat sich auf Anfrage die Mühe gemacht, nach Körperverletzungsdelikten auf dem Campus Kamp-Lintfort in der Zeit von Juli 2023 bis jetzt zu suchen. Dabei sind vier weitere Fälle aufgetaucht. Als „Hotspot“ mochte die Polizeisprecherin den Campus deshalb nicht bezeichnen. Auch hier verwies die Polizei an die Staatsanwaltschaft für weitere Informationen.

Körperverletzung mit strafunmündigen mutmaßlichen Tätern

Danach habe es ebenfalls im Februar dieses Jahres eine gefährliche Körperverletzung gegeben. Allerdings seien keine Waffen im Spiel gewesen. Im September des vergangenen Jahres sei es auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Das Verfahren sei mittlerweile eingestellt, da die mutmaßlichen Täter strafunmündig gewesen seien. Zu den anderen beiden Vorfällen konnte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft keine Auskunft geben, da gegen Unbekannt ermittelt werde. Insgesamt ergibt sich aber der Eindruck, dass es nicht unbedingt das studentische Umfeld ist, das zu diesen Auseinandersetzungen geführt hat.

„Uns erschüttert die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, die auch vor unserer Hochschule nicht haltmacht“

Oliver Locker-Grütjen und Kanzler Michael Strotkemper
in einer Mail

Trotzdem: Das Präsidium der Hochschule Rhein Waal wandte sich im August nach den Vorfällen in Kleve an Mitarbeitende, Lehrende und Studierende: „Wenngleich die angesprochenen Vorfälle sich im öffentlichen Raum abspielten und keine Studierenden oder Mitarbeitenden involviert waren, ist es uns doch ein wichtiges Anliegen, unsere Hochschule bzw. unser Hochschulgelände gewaltfrei zu halten.“ Es sei wichtig, das Gefühl von Sicherheit zurückzugewinnen. „Uns erschüttert die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, die auch vor unserer Hochschule nicht haltmacht“, so Hochschulpräsident Oliver Locker-Grütjen und Kanzler Michael Strotkemper in ihrer Mail.

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Dabei sei das bisherige Sicherheitskonzept schon aufwendig. Unter anderem gebe es an beiden Hochschulstandorten es eine Videoüberwachung. Die Hausordnung HSRW untersage das Mitführen von Waffen und gebe bestimmte Verhaltensregeln vor. Verstöße gegen die Hausordnung könnten in schweren Fällen mit befristetem oder unbefristetem Hausverbot geahndet werden.

Alles gehört nochmal auf den Prüfstand

Gleichwohl hätten die Vorfälle in Kleve dazu geführt, all dies „kritisch auf den Prüfstand zu stellen und auch über weitere Maßnahmen nachzudenken“. Unter anderem soll eine Exmatrikulationsordnung erarbeitet werden, die eine Ausweitung der Sanktionsmöglichkeiten erlaubt. Diese solle möglichst im Wintersemester 2024/25 verabschiedet werden. Gewünscht sei auch, dass die örtliche Polizei auf dem Campus mehr Präsenz zeige. Ähnlich wie bei den Brandschutzübungen will die Hochschule nun auch Deeskalationstrainings anbieten.

Oliver Locker-Grütjen schreibt der Redaktion: „Die Beleuchtung sowohl auf dem Campus in Kleve als auch dem in Kamp-Lintfort ist sehr gut, sodass die Wege auch nach Einbruch der Dunkelheit sehr gut ausgeleuchtet sind. Zudem funktioniert die Zusammenarbeit mit den Ordnungs- und Sicherheitskräften an den beiden Hochschulstandorten reibungslos.“