Kreis Kleve. Die Ausstellung „Leben retten“ im Straßenverkehrsamt Kleve blickt auf dramatische Folgen für Hinterbliebene. Was die Konfrontation bewirken soll.

„Leben retten“ heißt die Wanderausstellung, die zurzeit beim Straßenverkehrsamt des Kreises in Kleve zu sehen ist. 22 Leben konnten in diesem Jahr tragischerweise nicht mehr gerettet werden, damit übersteigt die Zahl der Verkehrstoten im Kreisgebiet bereits jetzt den Vorjahreswert. Diese traurige Bilanz überbrachten Landrat Christoph Gerwers und Achim Jaspers, Direktionsleiter Verkehr bei der Kreispolizei, bei der Vorstellung der Ausstellung über die Folgen schlimmster Verkehrsunfälle.

Sichtlich betroffen führte Gerwers dazu aus: „Wir hatten im letzten Jahr 21 Tote, jetzt schon einen mehr. Das sind immer so abstrakte Zahlen. Wenn man dann aber die ganz konkreten Fälle sieht, die Angehörigen erlebt oder wie jetzt wieder die weißen Kreuze aufstellt, dann wird einem ganz anders.“

Der Ausstellungsort wurde ganz bewusst gewählt

„Die Bilanz von jetzt schon 22 Verkehrstoten ist schon ernüchternd, umso mehr hat diese Ausstellung ihre Berechtigung“, betont Jaspers. Er ergänzt: „Die Örtlichkeit ist einfach ideal: Hier sitzen die Leute in der Zulassungsstelle, die auf den Straßen unterwegs sind.“ Mit der Ausstellung solle gezeigt werde, welche einschneidenden Folgen Verkehrsunfälle auch für das Umfeld der Opfer haben. „Es geht einfach darum zu sensibilisieren, sich selber zu überprüfen“, so der Polizist.

Unfälle und die Folgen für Unfallopfer
Die Zitate der Hinterbliebenen sind schon heftig. © NRZ | Johannes Kruck

Die Konfrontation mit möglichen Folgen ist wichtig

Sechs große Aufsteller zeigen Betroffene, die schildern, wie sich ihre Leben von einer auf die andere Sekunde nach dem Verkehrsunfall ihrer Angehörigen dramatisch verändert hat. Zu sehen ist zudem an einer Media-Säule ein Film, in dem Hinterbliebene über das eigene Schicksal berichten. „Das berührt immer wieder“, sagt Jaspers und Gerwers ergänzt: „Da muss man erstmal schlucken. Das ist ein ganz traumatisierender Film, irgendwann kann man es gar nicht mehr aushalten, wenn man den öfter sieht.“ Trotzdem sei es wichtig, dass man die Menschen damit konfrontiere, wenn sie am Straßenverkehr teilnehmen.

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„Es bleibt die Notwendigkeit für das Thema zu sensibilisieren“, betont Silke Hälker, die Fachbereichsleiterin Öffentliche Sicherheit und Ordnung Kreis Kleve. Achim Jaspers schildert, wie schlimm es sei, den Angehörigen die Nachricht vom Unfalltod eines Opfers zu überbringen: „Die sind fassungslos und betroffen.“ Viele sagen, sie hätten sich noch nie darüber Gedanken gemacht.

Landrat Christoph Gerwers (rechts) stellte im April mit zwei THW-Mitarbeitern Weißen Kreuze an der Klever Straße auf.
Landrat Christoph Gerwers (rechts) stellte im April mit zwei THW-Mitarbeitern Weißen Kreuze an der Klever Straße auf. © NRZ | Philipp Stroetmann

Ein Unfallopfer war empört über die Ausstellung

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„Die Reaktionen auf diese Ausstellung waren sehr unterschiedlich: Man wird hierbei mit einem Thema konfrontiert, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben will“, führt der Landrat weiter aus. Vor allem, wenn man hier gerade sein neues Auto zulasse, „vielleicht mit ein paar PS unter der Haube“, freue man sich, mit dem Auto dann loszufahren. Ein Kunde, der Unfallopfer gewesen sei und sein Auto habe abmelden müssen, sei jedoch „sehr empört“ gewesen, weil er nochmal mit der Unfallsituation konfrontiert wurde, berichtet Hälker.

Noch bis zum 21. November ist die Wanderausstellung des Ministeriums im Straßenverkehrsamt an der Fleischhauerstraße in Kleve zu sehen. „Wenn jeder, der das gesehen hat, nach Hause geht und sich darüber Gedanken macht, hat es vielleicht schon was gebracht“, hofft Silke Hälker. Dann könnten so womöglich weitere Leben aus den Straßen des Kreises Kleve gerettet werden.