Kreis Kleve. Die Klever Polizei stellt Weiße Kreuze für Menschen auf, die auf außerörtlichen Straßen ihr Leben verloren haben. So viele sind es dieses Jahr.

Bereits neun Unfalltote hat der Kreis Kleve in diesem Jahr zu beklagen. Wie die Klever Polizei vor Kurzem vorstellte, waren es im gesamten vergangenen Jahr 21. Nun stellte die Polizei in Zusammenarbeit mit dem THW und im Beisein von Landrat Christoph Gerwers das erste Weiße Kreuz zum Gedenken an die Unfallopfer auf.

Bei der Unfallstelle handelt es sich um die Klever Straße (Kreisstraße 3) in Keeken auf Höhe der Düffelgaustraße und Spicker. Dort war im Oktober vergangenen Jahres ein 74-jähriger Pedelecfahrer mit einem Auto zusammengestoßen und sechs Tage später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.

„Bewusstseinsänderung erreichen“

Mit den weißen Kreuzen „geben wir stellvertretend dem Leid der Angehörigen der im Straßenverkehr getöten Personen ein Gesicht und tragen durch das Darstellen der Folgen solcher Verkehrsunfälle mit dazu bei, vielleicht eine Bewusstseinsänderung zu erreichen“, sagte Gerwers.

Im speziellen Fall an der Klever Straße sei es „vermutlich ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit“ gewesen, der den 74-Jährigen das Leben kostete. Tragischerweise war der Mann gerade auf dem Weg von der Beerdigung seiner Mutter zur anschließenden Trauerfeier unterwegs.

16 Kreuze werden aufgestellt

Er sei unvermittelt vom Radweg auf die Straße gefahren. „Ein Pkw-Fahrer konnte trotz starker Bremsung und Ausweichen den Zusammenstoß nicht mehr verhindern“, blickte Gerwers auf den Unfallhergang zurück. Dabei lobte er das unmittelbare Eingreifen der Ersthelfer, die leider den Tod des Mannes nicht mehr verhindern konnten.

„Die weißen Kreuze sind aber nicht nur als Mahnmale für Vorüberfahrende zu sehen, sondern auch als Zeichen unseres Mitgefühls mit den Angehörigen und Freunden“, betonte der Landrat. Insgesamt werden 16 dieser Kreuze für die Unfallopfer des vergangenen Jahres aufgestellt.

Maßnahmen zur Unfallverhinderung werden geprüft

Von den 21 Opfern hätten 17 ihr Leben auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften verloren. Eine Familie habe die Aufstellung eines weißen Kreuzes nicht gewünscht. „Von 2003 bis 2024 wurden und werden damit insgesamt 382 Kreuze aufgestellt“, sagt Gerwers.

Landrat Christoph Gerwers packte selbst mit an.
Landrat Christoph Gerwers packte selbst mit an. © NRZ | Philipp Stroetmann

Um schwere Verkehrsunfälle in Zukunft zu verhindern, würden an allen Stellen, an denen es zu tödlichen Unfällen gekommen ist, Maßnahmen geprüft, sagt Achim Jaspers, Direktionsleiter Verkehr bei der Klever Polizei.

Mit dem Fehlverhalten anderer rechnen

Dafür gebe es eine Sonderunfallkommission. Diese prüfe, welche Maßnahmen die einzelnen dazugehörigen Institituionen (Straßenverkehrsamt, Straßenbaubehörde, Polizei) treffen können. „Man guckt sich an, ob die Beschilderung und der Straßenzustand in Ordnung ist, ob Sichtbehinderungen bestehen, aber auch, welches Fehlverhalten im jeweiligen Fall zum Unfall geführt hat“, erklärt Jaspers.

Im Fall des Pedelec-Unfalls handle es sich aber um „Augenblicksversagen, bei dem man schwer Maßnahmen treffen kann. Wenn man mit dem Fehlverhalten anderer rechnet, kann man vielleicht das ein oder andere Geschehen verhindern, aber es gibt leider Unfälle, bei denen das nicht möglich war.“

Klever Straße schon immer Unfall-anfällig

Stefan Sparberg, Pressesprecher der Klever Polizei, berichtet, die Klever Straße sei schon immer anfällig für Unfälle gewesen, jedoch habe die Reduzierung der erlaubten Geschwindigkeit auf 80 und ein streckenweises Überholverbot einiges verhindern können. „Leider lassen sich manche Unfälle einfach nicht vermeiden und wir können nicht überall sein“, sagt Sparberg mit einem Seufzen.

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