Essen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Polizei Essen eine Video-Anlage an die Porschekanzel gestellt. Das erste Mal brachte spürbare Effekte.

In der Essener Innenstadt stehen seit einer Woche wieder Videokameras der Polizei. Sie sind angebracht an einem hohen Masten auf einer mobilen Station, die an der Porschekanzel abgestellt wurde. Die Station wird von einem Bauzaun geschützt. Die Stelle ist einer der zentralsten Punkte im Fußgängerbereich der Stadt.

Die Videokameras wurden nach einer entsprechenden Ankündigung zum zweiten Mal aufgestellt und bleiben dort bis 9. Oktober. Die erste Phase der mobilen Videoüberwachung fand vom 22. Mai bis 21. Juni statt. Damals stand die Anlage jedoch etwas weiter westlich direkt vor der Marktkirche. Jetzt steht sie direkt an der Kreuzung, wo die Kettwiger Straße endet, der Flachsmarkt anfängt, und wo auch der Kennedyplatz bereits in Sichtweite ist.

Wie es nach dem 9. Oktober in Essens Innenstadt weitergeht, ist unklar

Nach einer Woche sei es für eine Zwischenbilanz noch zu früh, sagt Polizeisprecher René Bäuml. Unklar sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch, ob die jetzige, zweite Phase der Überwachung die letzte sei, oder ob die Kameras nach dem 9. Oktober noch ein drittes Mal aufgebaut werden.

Klar ist aber, dass im Mai und Juni, als die Kameras erstmals auf der Porschekanzel standen, die Zahl der Polizeieinsätze vor Ort deutlich zurückging. Die Polizei, aber auch Anrainer stellten fest, dass die Kameras die Drogenszene verdrängen würden – bis zum Kopstadtplatz, die Viehofer Straße hinunter und bis in die Seitenstraßen. Damals hatte sich auch Anwohner an unsere Redaktion gewandt, die in der Nähe zur Essener Innenstadt wohnen. Östlich der Schützenbahn und der Porschekanzel, an der Gustav-Hicking-Straße etwa, trug sich ein Ehepaar, das dort seit mehreren Jahren lebt, akut mit dem Gedanken, das Feld zu räumen. Gegenüber unserer Redaktion kündigte der Anwohner an: „Meine Frau und ich werden demnächst hier wegziehen, weil wir uns nicht mehr sicher fühlen.“ Die derzeitige Situation sei nicht hinnehmbar, „ein absolutes Limit überschritten“, hieß es damals.

Die Porschekanzel und ihr Umfeld, auch die Parkhäuser an Rathaus und Rathaus Galerie, gelten als „hoch belastet“. Dort finden am helllichten Tag und auf offener Straße Drogengeschäfte statt. In den Parkhäusern und dunklen Ecken unter der Rathaus Galerie setzen sich Drogensüchtige häufig ihren Schuss oder rauchen Crack; viele hinterlassen nicht nur Spritzen und Müll, sondern auch Kot und Urin. Doch nicht nur Drogengeschäfte registriert die Polizei im Umfeld der Porschekanzel, sondern auch Raub-Delikte, in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 waren es 107. Sie rechnet die Polizei der Beschaffungskriminalität zu, würden also mehrheitlich von Süchtigen verübt.

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Die Videokameras sollen auch das „subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stärken“, heißt es. Nennenswerten Protest gegen die Überwachung im Herzen der Innenstadt gibt es bislang nicht. Für eine sanfte Form des Widerstandes haben sich Unbekannte entschieden nach dem neuerlichen Aufbau der Video-Anlage auf der Porschekanzel: MIt bunter Kreide haben sie den Spruch aufs Pflaster gemalt: „You do not have any right to control humanity!“, steht dort geschrieben. Was so viel heißt wie: Niemand hat das Recht, die Menschheit zu kontrollieren.

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