Essen. Auch in Essen findet am Sonntag der Internationale Drogentotengedenktag statt. Im Vorfeld meldet die Suchthilfe für 2023 eine traurige Zahl.

In Essen sind im vergangenen Jahr so viele Drogentote zu beklagen gewesen wie nie zuvor. Das meldet die „Suchthilfe direkt“. 55 Menschen seien stadtweit „durch Überdosierungen, infolge eines langzeitlichen Drogenmissbrauchs, durch Selbsttötung oder tödliche Unfälle unter Drogeneinfluss gestorben“, heißt es in einer Mitteilung der städtischen Tochtergesellschaft. Bei den Zahlen beruft sich die Suchthilfe auf Zahlen des Bundeskriminalamts, das Ende Juni das „Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2023“ veröffentlicht hatte.

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Auch deutschlandweit habe die Zahl der Drogentoten in den letzten Jahren stetig zugenommen, könne man den Daten entnehmen. Demnach sei mit bundesweit 2227 Drogentoten im vergangenen Jahr „ein trauriger neuer Höchststand zu verzeichnen“ gewesen, so die Suchthilfe. Konkret seien in ganz Deutschland fast 1500 Menschen an einem sogenannten Mischkonsum, über 700 an Heroin, 610 in Zusammenhang mit Kokain und Crack gestorben. Zudem habe es eine Steigerung bei Methamphetamin und Opiat-Ersatzstoffen gegeben. 

Drogentotengedenktag findet auf dem Essener Burgplatz statt

Zusammen mit der Drogenberatung für Mädchen und Frauen – Bella Donna –, der Essener Aidshilfe sowie dem CVJM Essen Sozialwerk soll den an und mit Drogen Verstorbenen in Essen am Sonntag, 21. Juli, auf dem Burgplatz gedacht werden. Der Rahmen für dieses Treffen in der Innenstadt ist der Internationale Drogentotengedenktag, der in diesem Jahr unter dem bundesweiten Motto „Konsumsicherheit für alle(s)“ in zahlreichen Städten organisiert wird.

In Essen wollen auf dem Burgplatz am Sonntag von 13 bis 16 Uhr Angehörige, Freunde und Bekannte zusammenkommen, aber auch jeder andere sei eingeladen, heißt es. Vor Ort soll ein großes Kreuz mit den Namen der 55 in Essener Drogentoten aus dem Jahr 2023 aufgestellt werden. „Sogenannte Wunschbitten werden vorgelesen und Martin Eversmann vom CVJM wird eine kurze christliche Andacht halten“, kündigt die Suchthilfe im Vorfeld an.

Die städtische Einrichtung versteht den Gedenktag nach eigenen Angaben auch als Mahnung und will ihn als Antrieb für die eigene Arbeit nutzen. Gleichzeitig solle das Sichtbarmachen der „sehr ernsten Lage“ (Zitat von Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen) Verständnis und eine Sensibilisierung in der Gesellschaft hervorrufen. Der Drogentotengedenktag solle dazu dienen, der Stigmatisierung suchtkranker Menschen entgegenzuwirken.

Die Beratungsstelle Bella Donna schreibt zu dem Thema: „Der Drogentotengedenktag soll nicht nur den Verstorbenen gedenken, sondern auch die Öffentlichkeit sensibilisieren und einen dringenden Appell an die Politik richten, umfassendere Maßnahmen zur Drogenprävention und -behandlung zu ergreifen.“

Burgplatz liegt unweit der Porschekanzel – also dem Drogenhotspot in Essens Innenstadt

Unweit des Burgplatzes befindet sich mit der Porschekanzel der Ort, der den Konsum und das Dealen illegaler Drogen in der Essener Öffentlichkeit wohl am sichtbarsten macht. Das untermauern Zahlen der Polizei: Von 725 Rauschgiftdelikten in der Innenstadt waren zuletzt rund zehn Prozent auf das nähere Umfeld der Marktkirche und der Porschekanzel entfallen. Einen Monat lang wurde deswegen eine mobile Videoüberwachungsanlage eingesetzt.

Das Fazit der Polizei vor einer Woche: „Wir haben eine Abschreckung, aber auch Verdrängung festgestellt.“ Diese Erkenntnis deckt sich in ähnlicher Weise mit einer Aussage der Suchthilfe direkt. Anlässlich des Drogentotengedenktags am Sonntag heißt es trotz vorhandener Präventivangebote: „Eine 100-prozentige Konsumsicherheit wird es nie geben.“ Die Drogenthematik wird nicht verschwinden.

Drogentotengedenktag

Der Drogentotengedenktag am 21. Juli geht auf die Initiative einer Mutter in Gladbeck zurück, deren Sohn 1994 durch Drogen ums Leben kam. Sie hat ein Mahnmal installieren lassen, an dem 1998 der erste Gedenktag abgehalten worden ist.